Wer zuviel ironiert bekommt irgendwann Sarkasmus

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Mein Schlaf war äußerst erholsam gewesen. Ich konnte diese Nacht besser schlafen, als in der zuvor- trotz dem Wissen, dass Embry keinen Meter entfernt von mir gelegen hat. Dass ich dieses Mal keinen Traum hatte, kam auch noch hinzu.

Ich hätte vermutlich länger geschlafen, aber die Sonne hatte die Güte, heute einmal durch die Wolkendecke zu brechen und zwar genau in mein Gesicht. Meine Augen ließ ich geschlossen und so konnte ich nicht ausmachen, ob Embry noch schlief oder bereits wach war. Ich konnte nicht einmal genau sagen, ob er überhaupt noch neben mir lag.

Es konnte gut sein, dass er sich bereits auf den Weg gemacht hat, um im Wald umher zu streunern.

Doch die Sonne machte es mir unmöglich, in dieser Position liegen zu bleiben. Also drehte ich mich auf die linke Seite und blinzelte kurz. Embry war bereits wach und grinste mir gut gelaunt entgegen. Manche Menschen schossen morgens echt aus dem Bett wie ein Toast aus dem Toaster. Ich war da eher so das Brötchen, das auf die Butterseite fällt... und liegen blieb.

"Guten Morgen", sagte er.

Von mir bekam er nur ein Brummen, was so ähnlich klang wie "Morgen". Am liebsten hätte ich "Es ist leck-mich-am-Arsch Uhr und ich bin Boah-halt-die-Fresse fit, an diesem lass-mich-bloß-in-Ruhe Montagmorgen" sagen, aber das würde ihn nur verschrecken. "Hast du mich im Schlaf beobachtet?", krächzte ich stattdessen.

Embry rieb sich verlegen am Kopf und seine Wangen färbten sich rot. "Neiiiin", nuschelte er langsam. Ich warf ihm meinen Ich-glaub-dir-kein-Wort-Blick zu und er knickte ein wie ein nasses Blatt Papier. "Na gut. Vielleicht ein bisschen... aber nicht lange." Ich seufzte leise in mich hinein. Ich konnte es gar nicht gebrauchen, wenn er jetzt zum Stalker mutierte. "Du sahst nur so friedlich aus. So ganz anders, als im wachen Zustand." Er fügte noch etwas hinzu, aber das sagte er so leise vor sich hin, dass ich es nicht verstehen konnte. Wahrscheinlich war es auch besser so.

Langsam setzte ich mich auf und streckte mich. Dabei gähnte ich herzhaft und versuchte, mir den Schlaf aus den Augen zu reiben.

"Wie kann es eigentlich sein, dass du immer so müde bist?"

"Hm, kann vielleicht daran liegen, dass so viele Talente in mir schlummern und die reißen mich mit", meinte ich scherzhaft und lächelte.

"Kann ganz gut sein", stimmte er kichernd zu, auch wenn er nicht gerade überzeugend klang. Dann schaute er schüchtern weg. "Ähm, also ich hab dir noch was mitgebracht, aber ... ich kam gestern irgendwie nicht dazu, es dir zu geben.", gestand er leise. Noch etwas? Ich war schon mit Pizza mehr als glücklich gewesen.

Embry kramte etwas unter meinem Bett hervor und hatte plötzlich eine Stofftasche in der Hand. Was da wohl drin war? Warum machte er mir so viele Geschenke? Belohnte er mich für etwas wie ein kleines Hündchen? Hab ich schon gesagt, dass ich Überraschungen hasste?

Als er mir die die Tasche reichte, war ich nicht darauf gefasst, wie schwer sie war. Sie rutschte mir einfach aus der Hand und drohte, mein Knie zu zerschmettern, hätte Embry sie nicht geschickt aufgefangen. "Danke", sagte ich unsicher und sah, was denn so schwer sein konnte.

Mein Herz machte einen Freudenhüpfer und ich konnte meinen Augen kaum trauen. Im Beutel lag nicht ein, nicht zwei sondern gleich fünf Gläser, randvoll gefüllt mit Nutella. Ich quiekte freudig -was total untypisch für mich war- und war der wohl glücklichste Mensch auf der Welt. Dabei war es gerade erst acht Uhr morgens!

"Oh mein Gott, danke", sagte ich an Embry gewandt und umarmte ihn. "Du bist der beste!"

"I-i-ist schon gut. Wirklich" Er war glaub ich ein wenig überfordert. "Ich wollte doch nicht, dass du irgendwann an Zuckermangel stirbst"

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt