It's not what you think -nothing is like you think

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Meine anfängliche Freude über Lucys Erscheinen verflog ziemlich schnell, als sie sich auf das Sofa setzte und mich kühl musterte. Okay, was haben die Spinner ihr gesagt? Quil war dabei, ich konnte mich also auf etwas gefasst machen.

Warum redete sie nicht endlich? Stattdessen versuchte sie mich in Grund und Boden zu starren. Auch auf mein leises Räuspern erwiderte sie nichts und langsam packte mich die Angst.

War es, weil ich ihr nichts von den Wölfen erzählt habe? Nein, das kann es nicht sein. Ich darf es ihr ja gar nicht sagen und die Jungs genauso wenig. Verdammt! Was habe ich nur wieder gemacht? Hat sie etwa die leere Bierdose gefunden, die ich vor nem Jahr in der hintersten Ecke des Küchenschrankes versteckt habe? Das war nicht einmal meine! Ich sollte sie für Jenny verstecken. Sie hätte deutlich größere Probleme mit ihren streng christlichen, Alkohol hassenden Eltern bekommen als ich mit meiner Tante, die mir so gut wie jeden Patzer durchgehen ließ.

Ich rutschte unruhig auf dem Sofa rum und traute mich schon gar nicht mehr in ihr Gesicht zu schauen.

"Willst du mir nicht endlich sagen, was ich schon wieder falsch gemacht habe?", fragte ich nervös und biss mir auf die Unterlippe. Aber ich hielt dieses Ungewisse einfach nicht mehr aus.

Lucy sah mich noch eine Weile an, ließ dann aber Gnade walten und sagte beleidigt: "Mir erzählst du, du hättest hier niemanden, mit dem du dich anfreunden könntest. Ich habe mir furchtbare Sorgen um dich gemacht und hatte Schuldgefühle ohne Ende. Aber jetzt musste ich erfahren, dass du einfach nur zu stur und zu dickköpfig bist, um auch nur mit ihnen zu reden. Und dann erzählst du mir nicht einmal was von ihnen! Tori, das sind die wahrscheinlich heißesten Typen die ich je gesehen habe! Und dir gefallen sie nicht? Oder bist du einfach nur zu stolz, um das zuzugeben?"

Mein Mund klappte so heftig auf, dass ich es knacken hörte. Was war da gerade passiert? Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit. Ich blinzelte einige Male, um mich zu fangen, dann setzte ich zum Reden an, wusste aber nicht, was ich darauf antworten sollte.

"Also... ich...ähhh... erstmal habe ich dir von diesen Vollidioten erzählt, die du anscheinend ganz toll findest. Und zweitens liegt es nicht an meinem Stolz, ich mag sie einfach nicht. Und was ihr Aussehen angeht, so heiß sind die nun auch wieder nicht. Sie sind absolut nicht mein Typ!" Bockig wie ein kleines Kind schob ich meine Unterlippe vor, die ich mir vorhin fast blutig gebissen habe und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Gott! Bei dir muss irgendwo was schief gelaufen sein", brummte Lucy kopfschüttelnd. Sie beugte sich leicht vor und legte mir eine Hand auf die Schulter. Oh oh. Ich kannte diese Geste. Jetzt wurde Lucy gefühlsduselig und würde mir ins Gewissen reden wollen. Und genau das hasste ich fast noch mehr wie Miss Summers.

"Engelchen. Ich weiß, dir gefällt es hier nicht und ich vermisse dich auch ganz schrecklich. Das ist aber noch lange kein Grund, auf Durchzug zu schalten und das zu ignorieren, was vor dir liegt" Genau das meinte ich. Ich durfte jetzt nur nichts sagen oder mit den Augen rollen. Den Fehler habe ich einmal gemacht und durfte mir stundenlang anhören, wie wichtig es doch sei, sich nicht immer gleich aufzuregen und seinen Friseur nicht zum heulen zu bringen, sodass er noch auf der Stelle kündigt... Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich nur die Spitzen schneiden wollte und nicht die Hälfte meiner Haare! "Ich weiß nicht wieso, aber diese "Vollidioten"" Sie zeichnete mit ihren Händen imaginäre Gänsefüßchen in die Luft "scheinen dich irgendwie zu mögen. Schließlich haben sie den ganzen Weg von hier bis zu mir auf sich genommen und standen sogar für dich im Stau!" Dann sind die über den großen Highway gefahren, dachte ich und schüttelte kaum merklich den Kopf. Jeder Großstädter weiß, dass man auf den Landstraßen fährt! "Nur wegen denen bin ich überhaupt hier. Aber du bist schon mit Vorurteilen hierher gekommen und versuchst nicht einmal, dich hier einzuleben. Die Jungs wollen aber, dass es dir hier gut geht. Auch sie machen sich Sorgen um dich. Gut, irgendeinem Jakob soll es nur darum gehen, dass du aufhörst, alle mit deiner schlechten Laune zu nerven, obwohl der mit den wuscheligen Haaren das ganz lustig fand, wie ihr euch immer bekriegt -aber darum geht es jetzt nicht." Sie schüttelte ihren Kopf und versuchte den Faden wieder zu finden. Oh Quil, wenn du noch einmal mit meiner Tante redest, wirst du mein nächstes Opfer sein, ob du es lustig findest oder nicht!

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt