Ich glaub mich laust ein Affe- oder ich glaub sich prägt ein Wolf

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Seufzend stand ich vor dem Spiegel. Noch immer hielt ich die verdammte Münze in der Hand, die vorhin tatsächlich Kopf gezeigt hat. Nun überlegte ich, ob es unhöflich sein würde, wenn ich in Jogginghose und übergroßem T-Shirt dorthin gehen würde.

Nein, ich sah aus wie ein Penner. So konnte ich nicht gehen.

Aber ich wollte mich nicht umziehen... eigentlich wollte ich nicht einmal zum Lagerfeuer! Aber die heilige Münze hat gesprochen. Oder so ähnlich. Dämliche Münze passte hier wohl eher! Wer ist auch so bescheuert und überlässt Entscheidungen einem Stück Metall? Ich, wer sonst?

Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich umzuziehen. Dem Wetter entsprechend steckte ich einige Minuten später in einer Jeans und einem weiten Pullover, in den ich mich notfalls einkuscheln konnte.

Mit Paul habe ich bereits abgemacht, dass er mich gleich holen kommen würde- ohne Auto konnte ich schließlich schlecht hinkommen, auch wenn das meine versuchte Ausrede war. Doch Paul hat mich innerhalb von zwei Sekunden durchschaut. Anscheinend traute man mir nicht mehr.

Aber was die wohl dieses Mal von mir wollten? Also wenn die Deppen wieder so eine Bombe platzen lassen wollten, konnten die sich auf etwas gefasst machen! Mein kleiner Wutausbruch bei Bombe Nummer 1 war nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was ihnen bevorstehen könnte.

Meine Haare band ich notdürftig zu einem Pferdeschwanz zusammen, wobei ich gefühlt die Hälfte der Haare nicht erwischte. Egal. Die hatten mich schon schlimmer gesehen, dachte ich seufzend und griff nach meinem Handy.

Wie aufs Stichwort klingelte es unten an der Tür. Schnell machte ich mir doch lieber einen Dutt, damit die Haare nicht so umherflatterten und stürmte die Treppe runter.

Als ich die Tür öffnete, saß Paul bereits im Auto und wartete. Ich stieg ein und wurde von einem breit grinsenden Jungen begrüßt, der seinem Spitznamen "Pornojunge" ein weiteres Mal gerecht wurde.

"Hey, Sonnenschein", sagte er gut gelaunt, nahm meine Hand und küsste sie. Ich entzog sie ihm schnell wieder und wischte sie demonstrativ mit verzogenem Mund an seinem Shirt ab.

"Hör auf mich so zu nennen", brummte ich und schnallte mich an.

"Ich finde, der Name passt ganz ausgezeichnet zu dir." Er startete den Motor und fuhr los. "Ich muss dir übrigens danken"

Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn an. "Jake hat mit mir gewettet, dass du nicht kommen wirst. Von dem Geld geb' ich dir ein Eis oder so aus" Paul zwinkerte und ich unterdrückte den Drang, die Augen zu rollen.

"Jungs", murmelte ich abfällig und schüttelte den Kopf. "Warum fahre ich eigentlich nicht? Immerhin bin ich älter als du", gab ich mit einem Blick auf das Tacho zu bedenken, dass gefährlich in die Höhe stieg.

"Du hast nicht gefragt, Liebes"

"Hättest du mich denn fahren lassen?", fragte ich misstrauisch. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ausgerechnet Paul mich ans Steuer lassen würde. Die dachten doch alle, ich sei gefährlicher als ein Exknacki mit Aggressionsproblemen.

"Für ein Küsschen würde ich alles machen", zwinkerte er mir zu und bog viel zu schnell um eine Kurve.

Moment, flirtete er mit mir? Hat er sie noch alle? Ich murmelte etwas unverständliches vor mich hin, das nicht einmal ich selbst verstand und wandte mich ab. "Das war nur ein Scherz, brauchst nicht gleich so eingeschnappt zu sein" Er lachte. Der Mistkerl lachte! Erst flirtete er mit mir, dann machte er sich über mich lustig? Wenn er sich fragt, warum er keine Freundin hat, dann ist bei ihm echt was schief gelaufen!

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt