Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im Kopf

Ein zum Scheitern verurteilter Plan

"Ist es wirklich nötig, dass wir um halb fünf morgens losfahren?", maulte Quil auf dem Rücksitz und gähnte herzhaft.

"Ja, ist es", antwortete Embry, der sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. "Wir brauchen etwa einen halben Tag für hin und zurück. So hat Tori auch noch den Rest des heutigen Tages mit ihrer Tante und ist glücklich."

Sam, der das Auto gerade um eine Kurve bog, brummte etwas unverständliches vor sich hin. Er konnte immer noch nicht fassen, dass er zugestimmt hatte, den naiven Idioten neben ihn bis nach Kalifornien zu kutschieren. Sie hatten sein Auto für die Reise genommen. Jake hatte zwar seines angeboten, die drei hatten aber dankend abgelehnt -schließlich wollten sie heile ankommen!

"Also wenn es euch nicht stört, leg ich mich ne Runde aufs Ohr. Ich kann dann später zurück fahren." Keine Sekunde später hatte Quil sich auf die komplette Rückbank ausgebreitet und schnarchte munter drauf los.

"Und du bist dir ganz sicher mit deiner Idee?", wollte Sam wissen. Er wusste, wie viel Embry daran lag, Tori von sich zu überzeugen und er wusste auch, wie schlecht es ihm ging. Tori war nicht einfach zu handhaben -er hatte mit Emily natürlich das große Los gezogen- und es war furchtbar für ihn, dass einer aus seinem Rudel so sehr litt.

"Ja, bin ich, ich meine, was kann schon schief gehen? Ich muss einfach alles versuchen, was mir auch nur Ansatzweise helfen könnte. Und das ist im Moment das Einzige, was mir einfällt. Ich hätte von Anfang an ehrlich zu ihr sein sollen. Vielleicht wäre ja alles anders geworden und..."

"Tu das nicht", unterbrach ihn Sam. "Tu dir das nicht an und gehe alle möglichen Szenarien durch. Denk am besten gar nicht daran, was hätte passieren können. Glaub mir, das zerstört einen noch viel mehr!"

Embry holte tief Luft und nickte. Er wusste, dass Sam recht hatte. Aber es war schwierig, nicht daran zu denken. Er versuchte sich abzulenken und stellte sich vor, wie glücklich und dankbar Victoria sein wird, wenn er ihr Lucy brachte. Sein Herz machte einen riesigen Hüpfer und mit einem Mal war er mächtig aufgeregt. Was sie wohl jetzt gerade machte? Schlafen, natürlich. Es war ja noch früh am Morgen!

Wie sehr vermisste er die Zeit, die sie miteinander verbracht haben! Aber jetzt... Embry schüttelte seinen Kopf bei diesem Gedanken und biss sich auf die Lippe.

Die nächsten drei Stunden herrschte Schweigen im Auto. Man hörte nur die Geräusche des Autos, wie es über den Highway fuhr und die Lieder aus dem Radio, die sich alle halbe Stunde zu wiederholen schienen. Die Sonne ging langsam auf und tauchte den Himmel und alles, was die Strahlen erfassten, in ein angenehmes Orange-Rosa. Den Wetterwechsel bemerkte man sofort. Keine einzige trübe Wolke war zu sehen und ,wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben, schaltete Sam die Klimaanlage in seinem Auto an.

Gegen 9 Uhr legten sie eine Pause ein- Quil musste mal. Sam und Embry auch. Aber sie mussten nicht aufs Klo, sondern warten. Denn ihr Freund ließ sich ganz schön Zeit. Als er nach zehn Minuten immer noch nicht wieder da war und die Vermutung nahe lag, dass er ins Klo gefallen war, betraten sie die Raststätte und entdeckten ihn, wie er genüsslich in ein Sandwich biss.

"Dieser dreckige Schweinehund", knurrte Embry und lief auf besagten Schweinehund zu. Dieser bemerkte ihn und schreckte zusammen. "Was soll das? Wir warten und warten und du stopfst dich hier erstmal voll? Ist das dein Ernst? Wir wollen weiter!"

"Jetzt beruhig dich doch mal! Wir kommen schon noch zum Tantchen. Wir haben genug Zeit."

Anstatt etwas zu erwidern, packte Sam ihn einfach und zog ihn mit sich zum Auto. Embry trottete hinter den Beiden her und setzte sich auf die Rückbank.

"Können wir jetzt weiter?", drängelte er ungeduldig und wartete darauf, dass ihr Alpha den Motor startete.

Nach etwa einer Stunde Fahrt geschah etwas, womit sie bei ihrem genialen Plan nicht gerechnet und somit eine winzig kleine, 7 Meilen lange Schwachstelle gefunden hatten- Stau.