Wie im Affen-... äh Wolfszirkus!

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"Verdammte Scheiße, Rosie! Mach diesen beschissenen Staubsauger aus! Es ist sieben Uhr!", brüllte ich mit krächziger Morgenstimme aus meiner Zimmertür heraus. Ich stand da, mit einem viel zu großen Shirt, einer alten Shorts, zwei verschiedenen Socken -hey, das Leben war zu kurz, um so was banales wie passende Socken zu suchen- und den thematisch passenden Augenringen. Nach einem nicht ganz angebrachten 10-Stunden The Walking Dead-Marathon war es halt irre schwer, wunderhübsch und gut gelaunt aufzuwachen -zumal ich unsanft geweckt wurde. Und ich merkte gerade, was das für ein schrecklicher Fehler war, denn ich fühlte mich, als hätte ich am Vorabend eine Collegeparty geschmissen. Mit mir allein. Ohne Gäste. Aber mit viel Alkohol.

Mein Schädel brummte, dabei hatte ich nichts getrunken. Wirklich! Glaub ich zumindest...

Wie dem auch sei! Ich knallte meine Tür so heftig zu, dass mein Kopf zu explodieren drohte. Nie wieder die Nacht durchmachen! Nie!

Aber ich musste mich gestern ablenken. Die Spannung darauf, was Anabolikabande mir zu sagen hatten, hatte mich nervös gemacht. Was konnte einem in einer solchen Situation besser helfen, als dabei zuzusehen, wie hirnlosen Zombies die Köpfe eingeschlagen werden und wie Andrea jedes Mal knapp dem Tod entkommt, was mich wiederum zur Weisglut trieb. Konnte sie nicht einfach sterben? Oder war sie selbst dafür zu dumm?

Mit einem Blick auf die stellte ich fest, dass ich noch genau 4 Stunden und 27 Minuten hatte, bis mein Haus von riesigen Typen gestürmt wird, die mir wahrscheinlich irgendetwas von Voodoozaubern und Opfergaben erzählen wollten. Oder noch schlimmer, einer der Deppen hat sich in mich verliebt und will mich nicht gehen lassen! Ich könnte es ihm dann zwar nicht verübeln - so wundervoll und großartig wie ich nun mal war- aber das wäre der absolute Horror! Und noch lange kein Grund für mich, deswegen hier zu bleiben.

Na ja, ich werde es ja gleich sehen, dachte ich mies gelaunt und ließ mich wieder in mein Bett fallen. Mittlerweile hatte ich es sogar drauf, den Abstand richtig einschätzen zu können. Ich verfehlte mein Bett nur noch einmal bei zwanzig Versuchen. Ich machte echt Fortschritte! Blaue Flecken wurden immer seltener, so wie die Versuchung, mit gewagten Sprüngen ins Bett zu hüpfen, um sich so "cool" zu fühlen. Damit habe ich eindeutig abgeschlossen -fast. Ab und zu kam es schon noch vor, dass ich Stunts á la James Bond nacheiferte und entweder volle Kanne dem Boden entgegen springe oder eine Rolle zuviel machte und ich vor Schwindel nach hinten vom Bett kippte.

Aber gerade lief alles reibungslos und warf mir die Decke über den Kopf. Moment, ich bin gegen halb fünf ins Bett gegangen, das hieß, ich hatte höchsten zweieinhalb Stunden Schlaf abbekommen. Kein Wunder, dass meine Laune im Arsch war. Aber noch ein Nickerchen machen konnte ich nicht, dafür war ich zu aufgeregt. Aber Aufstehen war auch keine Option.

Aufräumen musste ich nicht. Dafür war Rosie schließlich da und ich hatte ganz sicher nicht vor, sie in mein Zimmer einzuladen. Das wär's auch noch!

Also beschloss ich ein Bad zu nehmen, was ich gestern irgendwie vergessen hatte und danach frühstückte ich. In der Küche fand ich einen Zettel, der an mich adressiert war. Drauf stand mit beinahe unleserlicher Arztschrift, dass David sich tatsächlich um Snacks gekümmert hatte und ich besagten Snack im rechten Küchenschrank finden würde.

Grinsend sah ich nach, was er denn besorgt hatte und starrte enttäuscht fest, dass sich der Snack als eine Tüte Chips entpuppte. Fettfreie Chips. Ohne Geschmack. Super. Er hätte auch gleich Papier mitbringen können -selber Geschmack und beides würde ich nicht in den Mund nehmen. Ich musste ihm dringend diesen Gesundheitswahn austreiben. Zur Not mit 'nem Exorzisten- oh, nein, das hatte ich schon mal. Ich musste mir was anderes einfallen lassen!

Das Zeug in dem Schrank hob jedenfalls nicht im Geringsten meine Laune und so musste ich mich erstmal mit meinem Müsli zufrieden geben. Ich ließ mir beim Essen ausnahmsweise mal Zeit und schlang nicht wie sonst die ganze Schüssel auf einmal runter, wie ein Ex-Knacki, der das erste Mal seit langem was vernünftiges zu essen bekam.

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt