Wo ein Wille ist sollte kein Bett sein!

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"Ich bin in der Küche", rief ich und hörte seine Schritte auf mich zukommen. Ich hatte mir noch keine Geschichte ausgedacht, sollte er mich fragen, was ich bei Emily gemacht habe, aber das würde ich schon hinkriegen. Man sollte meinen, dass ich mittlerweile ein Improvisationstalent war.

Als David um die Ecke kam, hielt er inne und starrte mich einige Sekunden an. Ein seltsamer Ausdruck lag in seinem Gesicht. Er sah leicht irritiert aus.

"Du hast deine Haare geschnitten", bemerkte er.

"Echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen, du Blitzmerker", entgegnete ich trocken und sprang auf die Arbeitsplatte und ließ meine Beine baumeln. "Ich dachte eben, es sei Zeit, für eine Veränderung" Ich zuckte mit den Schultern und deutete auf deutete auf die Tüte in seiner Hand. "Was ist da drin?", fragte ich und hoffte inständig, dass es was zum essen war. Ich war am Verhungern!

"Ich hab uns was vom Chinesen mitgebracht" Mir klappte die Kinnlade herunter. Ich hatte zwar auf etwas essbares gehofft, hätte aber nicht gedacht, dass er wirklich etwas "ungesundes" mitbringen würde. Der Kerl plante eindeutig etwas! Und ich musste unbedingt herausfinden, was es war. Meine Neugier brachte mich jetzt schon halb um.

"Tatsächlich?", sagte ich mit zusammengekniffenen Augen, sprang von der Arbeitsplatte und stellte mich ihm gegenüber. "Wer bist du und was hast du mit David gemacht?", fragte ich misstrauisch.

Dieser stöhnte nur und verdrehte die Augen. Er ging zum Geschirrschrank, holte Teller und Besteck hervor und nahm alles mit zum Esstisch.

"Dir kann man es auch nie recht machen, nicht wahr? Seit einer halben Ewigkeit bettelst du mich förmlich an, mal etwas zum Essen mitzubringen und jetzt passt es dir nicht?"

"Ich habe gar nicht gebettelt", nuschelte ich beleidigt und setzte mich hin.

David zog eine Augenbraue hoch und sah mich wissend an. "Soll ich dir unseren Chatverlauf bei Whatsapp zeigen, oder weißt du schon bescheid, worauf ich hinaus will?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und gab mich geschlagen. Verdammt, so sollte das eigentlich nicht enden. Mein Gegenüber jedoch griff grinsend in die Tüte und holte Styroporbehälter hervor. Eine reichte er mir, die andere behielt er für sich und packte sich den Inhalt auf seinen Teller.

Eigentlich war das total unnötig. Er war sich wohl zu fein dafür, nicht von seinen Porzellantellerchen zu essen.

Demonstrativ stellte ich den Teller bei Seite und aß zufrieden aus der Verpackung. David rümpfte nur kurz missbilligend die Nase.

"Wie war es bei Emily?" Da war sie. Auf genau diese Frage habe ich gewartet.

"Ziemlich witzig. Also ich hatte echt Spaß mit den Mädchen. Es hat gut getan, mal unter sich zu sein und nicht ständig einen Typen dabei zu haben, der sich in unsere Gespräche einmischt. Wir haben ein paar Filme geguckt und haufenweise Popcorn gegessen. Kim hat von ihrem letzten Urlaub in Venedig erzählt und irgendwann hat Emily vorgeschlagen, mir die Haare zu machen. Und tada, hier hast du das Ergebnis." Ich deutete grinsend auf meine Haare und wickelte eine Locke um meinen Finger.

"Es freut mich sehr zu hören, dass du dich hier so gut eingelebt hast -endlich, sollte ich wohl sagen." Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er schien wirklich glücklich deswegen zu sein. "Als ich deine Mutter kennen gelernt habe, hatte sie die selbe Frisur", flüsterte er dann.

"Rede nicht über sie. Nicht mit mir.", warnte ich ihn mit überraschend ruhiger, und dennoch bedrohlicher Stimme.

"Irgendwann müssen wir es aber tun"

"Dazu hast du aber nicht das Recht! Verstanden? Warst du deshalb in letzter Zeit so nett zu mir? Dachtest du, du könntest mich damit besänftigen?"

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt