Rosenkohl -unser aller Feind

886 49 4
                                    




Wortlos schritt ich voran. Ich war fassungslos, dass David sich hier ein schönes Leben machte und Lucy uns mit zwei Jobs über Wasser hatte halten müssen. Hätte er nicht wenigstens Unterhalt oder so was zahlen können? Ich meine, auch wenn er weggegangen ist, war ich nach wie vor seine Tochter, oder nicht?

Da er ja scheinbar einen Arsch voll Geld hat, werde ich ihn wohl dazu bringen müssen, Lucy etwas davon abzugeben.

Hey! Keine schlechte Idee! Vielleicht konnte sie es sich dann so leisten, hierher zu ziehen, bis ich wieder zurück nach Hause konnte. Das würde so einige Probleme lösen...

David versuchte, mich einzuholen -ihm ist offensichtlich noch nicht aufgefallen, dass ich bereits losgegangen bin- und öffnete schnell die Tür. War er aufgeregt?

"Du bekommst auch noch einen Hausschlüssel, wenn er fertig ist", erklärte David, drückte die Tür auf und machte eine einladende Handbewegung in den Flur hinein.

Ich ging misstrauisch rein und war überrascht. Alles war offen und hell. So wie es aussah, hat David sein Haus modern und elegant eingerichtet. Skulpturen und diese seltsamen Nackte-Frauen-Gemälde durften natürlich auch nicht fehlen. Die Wände waren weiß und auf dem Boden waren ebenfalls große, weiße Fliesen. Mussten noch irgendwelche Klischees abgedeckt werden?

"Und? Gefällt es dir?", fragte er unsicher. Anscheinend ist ihm mein nicht gerade begeistertes Gesicht aufgefallen, welches ich missmutig verzogen habe. Unsere Blicke trafen sich und ich erschrak. Ich habe schon wieder fast vollkommen vergessen, wie ähnlich er mir sieht. Wenn ich in seine Augen blickte, sah ich im Prinzip in meine eigenen. Lediglich der braune Fleck fehlte ihm.

"Sieht nicht sehr bequem hier aus", gab ich ehrlich zurück. Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, da er eh schon aussah, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. 

Außerdem befürchtete ich, dass er durchdrehen wird, wenn ich mal meine Füße auf den Tisch platzierte oder meine Schuhe nicht ganz sauber waren. Hier wagte es kein einziges Staubkorn auch nur in die Nähe eines Regals oder einer Skulptur zu kommen. Es war alles so sauber, ich hätte problemlos über den Boden lecken können -was ich natürlich nicht machen werde! Eine blöde Idee am Tag reicht auch. Aber Sauberkeit und Ordnung? Nicht mit mir!

David kratze sich an der Wange und sah nicht gerade glücklich aus. "Na ja ... ich ... du wirst dich sicher daran gewöhnen...", murmelte er bedrückt und gab sich Mühe, ein Lächeln hervorzubringen. Sein Unbehagen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Das sind ja super Aussichten, dachte ich und folgte ihm zu einer "kleinen" Rundführung durch das Haus. Wie erwartet: alles sah aus wie geleckt. Ich fühlte mich von Zimmer zu Zimmer unwohler. Nicht, dass es mir am Anfang besser ging, aber nun wo ich wusste, was mich erwartete, machte sich doch ein kleines Achterbahngefühl in meinem Bauch breit. Mir war mittlerweile echt zum Kotzen zumute.

Außerdem war dieses verdammte Haus so groß, dass ich -also diejenige mit dem Orientierungssinn eines Steins- jetzt schon furchtbare Probleme hatte, mich zurecht zu finden. Ich konnte jetzt schon nicht mehr mit Sicherheit sagen, wo das Klo war -dabei musste ich ganz schön dringend!

Aber ich musste zugeben: der Garten und die Terrasse waren überwältigend. Und nicht nur die Größe von mindestens vier Fußballfeldern war atemberaubend. Eingegrenzt wurde die Wiesenfläche nur durch den Wald, der sich scheinbar über ganz La P...  -über das ganze verdammte Indianerreservat erstreckte.

In der Mitte befand sich ein Teich, vermutlich mit kleinen Fischlein drin. Blumenbeete waren drum herum drapiert und diese verströmten einen wundervollen Duft.

Ich geb' denen zwei Wochen, dann hab ich irgendetwas gemacht, dass sie eingehen -mein Daumen war so was von nicht grün, ich konnte sogar Kakteen töten, obwohl man die nur einmal in der Woche gießen musste!

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt