Als Gott mich schuf, sagte er zum Teufel: "So, sie ist jetzt dein Problem!"

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Hey, da bin ich wieder
Wie gewünscht gibt es jetzt das nächste Kapitel meiner Story. Viel Spaß dabei

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Bereits zwei Wochen vor dem Abschluss hatten es die meisten Lehrer aufgegeben, mit uns Unterricht machen zu wollen und spielten Spiele mit uns oder ließen uns Musik hören.
Andere hingegen -dazu gehörte natürlich auch Mrs. Summers, die olle Spaßbremse- zogen den Unterrichtsstoff knallhart durch (als wäre das so kurz vor Ende ja so wichtig!).
Dann gab es noch die Lehrer, die einfach nicht erschienen und uns einige gemütliche Freistunden bescherten. Dass keiner sich da beschwerte, war natürlich selbstverständlich.
Oft waren es die Lehrer, die sowieso so gut wie das halbe Schuljahr nicht da gewesen waren. So wie mein Religionslehrer, welcher mich witzigerweise schon seit über vier Jahren unterrichtete. Ich konnte mich nur verschwommen an meine letzte vernünftige Relistunde erinnern...
Während die Mappen meiner anderen Fächer beinahe platzten vor Arbeitblättern, waren in meiner Relimappe lediglich zwei Blätter.
Und eines davon war voll mit Käsekästchen, was ich aus Langeweile mit meiner Sitznachbarin Megan gespielt habe. Megan war ein sehr ruhiger Mensch, der sehr auf Disziplin und Lernen bedacht war. Es hat mich einige Minuten gekostet, sie davon zu überzeugen, das Herr Bradburry sowieso keinen Unterricht machen würde und wir im Prinzip genauso gut hätten kiffen können, ohne dass er etwas bemerken würde.
Letztendlich war es aber Herr Bradburry selber, der sie überzeugt hat, als er nach einer Viertelstunde den Raum verließ, um eben mal kurz was zu "kopieren". Er kam dann irgendwann kurz vor Ende der Stunde wieder in den Raum hinein -ohne kopierte Arbeitsblätter, aber dafür mit einer Raucherfahne.
Auf dem anderen Blatt standen die Themen, die wir dieses Jahr hätten durchnehmen müssen. Bearbeitet haben keines davon, aber immerhin haben wir eines der Themen angesprochen. Wir haben in dieser einen Stunde mehr gemacht, als in den letzten vier Jahren zusammen.
Dann gab es noch Herrn Sterling, der witzigerweise Physiklehrer war (dämliche Witze über ihn waren natürlich vorprogrammiert!). Er war ... sagen wir mal ... -uralt. Und ich vermutete stark, dass er an Demenz leidete. Wenn er mal jemanden ansprach, schien es so, als würde er sich die Namen ausdenken. Sehen konnte er auch nicht mehr sonderlich gut. Er hat mich bereits öfter mal Jim genannt!
Aber an unserer Schule herrschte ein Lehrermangel, da mussten wir nehmen, was wir kriegen konnten - selbst wenn es senile, alte Säcke waren, die bereits vor vier Jahren in Rente gehen mussten.
Wir mochten ihn nicht sonderlich. Wenn er redete, schossen Springbrunnen aus seinem Mund, die irgendwie nie das Gesicht verfehlten, egal wie schlecht er sehen konnte.
Außerdem mussten wir bei ihm Angst haben, dass er jeden Moment einen Herzinfarkt bekam. Wir haben sogar Elternbriefe dafür bekommen, die wir und unsere Erziehungsberechtigten unterschreiben und uns somit verpflichten mussten, ruhig zu bleiben, um Aufregung auf Seiten des Lehrers zu vermeiden.
Eigentlich saßen wir bei ihm nur unsere Stunden ab, spielten Karten und "Wenn ich du wäre", schlossen Wetten ab, ob er in den nächsten Minuten krepierte oder nicht...
Das alles taten wir, während er vorne auf dem Stuhl am Pult saß und schlief. Denn nach zehn Minuten Unterricht war er so erschöpft, dass er eine Pause brauchte.
Auch so kurz vor unserem Abschluss sah es nicht gerade besser aus. Und die Noten machte er ganz spontan. Wenn er einen ansah, musste man nur lächeln und schon hatte man eine mehr als sichere Eins.
Wenn ich mir so meine Lehrer ansah, fragte ich mich, welche Aufnahmebedingungen es für das Lehramt eigentlich gab... wirklich hohe Ansprüche stellten sie ja scheinbar nicht auf.
Jedenfalls hatte ich gerade eine dieser besagten Freistunden und lümmelte draußen auf einer Tischtennisplatte auf dem Schulhof herum und genoss die Sonne, die aus einem wolkenlosen Himmel auf mich herabstrahlte und mir die haut verbrannte, welche sich schon an manchen Stellen rötlich färbte- normal für jeden, der Hauttyp 1 hat. Ich wurde nie braun, meine Haut denkt sich immer: Nö, das will ich jetzt nicht! Tomatenrot steht dir eh viel besser.
"Hey, Victoria", rief Jennifer Maiers, die auf mich zu gerannt kam und mich von meiner leichten Sonnenallergie (ja, sowas habe ich tatsächlich!) ablenkte.
Sie gehörte zu den wenigen, mit denen ich auch außerhalb der Schule Kontakt aufnahm und mit der ich mich sogar ab und zu traf. Sie war so was wie meine beinahe beste Freundin hier.
Eigentlich war sie ein schüchternes Mädchen ... dann hat sie mich vor etwa drei Jahren kennengelernt.
Jetzt hatte sie eine mindestens genauso große Klappe wie ich, ist durch mich in der Beliebtheitsliste drastisch gestiegen und hatte sogar die eine oder andere Beziehung hinter sich -womit sie mir mindesten zehn Schritte voraus war.
Ich war Meilen weit, wenn nicht sogar Lichtjahre, von einer Beziehung entfernt. Irgendwie passte einfach niemand zu mir.
Lucy hatte sich sogar den perfekten Spruch aus dem Internet geholt und ihn auswendig gelernt : "Das Problem ist ja nicht, dass man einen Knall hat. Das eigentliche Problem ist, jemanden zu finden, der einen möglichst kompatiblen Knall hat"
Ich hatte ihr nur lachend zustimmen müssen. Aber wenn ich mal so überlege, hatte Lucy für alle Situationen eine Weisheit parat... Sie sollte vielleicht ein Buch oder so schreiben!

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt