Um neue Leute einzuschüchtern ...

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...verbiege ich gerne Büroklammern vor ihren angsterfüllten Augen

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Nach meinem abendlichen Telefonat, welches mittlerweile zur Routine geworden ist, habe ich lange Zeit über Rachepläne gegrübelt. Meine abgebrochenen Nägel konnte ich schließlich nicht auf mir sitzen lassen!

Mir fielen diverse Gemeinheiten ein, die ich mit ihr hätte anstellen können. Von Bein stellen bis sie im Putzeimer ertränken war so gut wie alles dabei. Mir gefiel es nur nicht.

Das, was mir gefiel, würde mich nicht nur in große Schwierigkeiten bringen, es war auch hochgradig illegal. Außerdem wüsste ich nicht, woher ich auf die schnelle einen Auftragskiller auftreiben sollte - außerdem befürchtete ich, dass sie irgendwelche geheimen Ninjakräfte hatte, mit denen sie dem Typen die Scheiße aus dem Leib prügeln konnte.

Ich kam sogar soweit, an einen Exorzisten zu denken. Und Google sagte mir, dass ich einen in Phoenix finden konnte. Die Entfernung wäre somit kein Problem. Bei meinen weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass er sogar ein Facebookprofil hatte. An Seriosität fehlte es ihm somit auch nicht.

Ich hatte die Nummer schon beinahe in meinem Handy abgetippt, als ich einen Zeitungsartikel anklickte, der den Exorzisten nicht nur als Betrüger sondern auch als Pädophiler und ehemaliger Drogendealer enttarnte, der seit vier Jahren schwedische Gardinen bewundern durfte.

Und damit war ich wieder am Anfang. Als ich mich dann aber fragte "Wie kann man dem personifiziertem Grauen eins auswischen?", kam mir etwas in den Sinn.

Was hassten Putzfrauen mehr als alles andere? Richtig, Schmutz und Unordnung. Deswegen putzten sie ja. Und wer machte für sein Leben gerne Schmutz und Unordnung -abgesehen von mir natürlich? Wieder richtig! Pubertierende, hormongesteuerte Jungs, denen man das ein oder andere Bier in Aussicht stellte.

In meinem Kopf nahm der Plan immer weiter Gestalt an.

Wie ich Rosie loswerden konnte, war ganz einfach. Ich habe David gestern Abend ein so schlechtes Gewissen eingeredet und eventuell das ein oder andere Tränchen vergossen, um an Glaubhaftigkeit zu gewinnen - wenn's mit dem Pläne schmieden nichts wird, werd' ich Schauspielerin!- und konnte ihn davon überzeugen, Rosie heute den Tag frei zu geben, damit "ich endlich mal einen Tag ganz für mich allein habe" und "dieses kinderfolternde und nagelschändende Monster" nicht zu Gesicht bekommen muss.

Jetzt musste ich nur noch Jakob anrufen und ihn fragen, ob er Lust hatte, Davids Haus auseinander zu nehmen.

Schwierig konnte das ja nicht werden.

Das einzige, was mich davon abhielt, war die Tatsache, dass ich eigentlich immer noch sauer auf ihn war. Also lag ich jetzt seit über 'ner halben Stunde in meinem Bett und rang mit mir.

Soll ich es tun? Oder die Mission doch lieber alleine durchziehen? - Haha, als ob ich mir so viel Arbeit mache! Also doch die Hohlköpfe.

Müde griff ich nach meinem Handy, welches ich unter meinem Kopfkissen deponiert hatte.

Als ich mein Telefonbuch durchscrollte, bemerkte ich den wahrscheinlich größten Denkfehler meines Lebens: Woher verdammt noch mal sollte ich seine Nummer haben?

Ich klatschte meine flache Hand gegen die Stirn und ließ mich nach hinten fallen. Das konnte doch nicht mein Ernst sein?!? Mein genialer Plan scheiterte wegen meiner Blödheit?

Das durfte doch nicht wahr sein! Was soll ich denn jetzt machen?

David! Der musste doch Billys Nummer haben! Wie von 'ner Hummel gestochen sprang ich auf, blieb in meiner Decke hängen, flog auf die Nase, stand wieder auf und rannte in Davids Büro.

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt