Ich glaube an Hass auf den ersten Blick

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Den restlichen Tag habe ich damit verbracht, mir irgendetwas gemeines auszudenken. Doch in meinem Kopf herrschte die selbe gähnende Leere wie bei so manch anderen in einer Matheklausur. Mir fiel echt nichts ein und das fand ich erschreckender als die Tatsache, dass ich abgesehen von einem Thunfischsandwich noch nichts gegessen habe.

Doch mein brüllender Magen signalisierte mir schon seit einer Stunde, dass ich mir was in die Futterluke stecken sollte. Nun stand ich vor einem zweiten Problem: Was sollte ich bloß essen?

Es gab meiner Meinung nach etwas positives und etwas negatives am Essen machen.

Positiv: Essen

Negativ: Machen

Und diese Meinung teilte auch Lucy und so waren unsere spontanen Anrufe beim Lieferservice oftmals gerechtfertigt. Seitdem ich hier in diesem Drecksloch namens La Push feststeckte, hatte sich David strickt geweigert etwas zu bestellen. Er kochte abends lieber selber und am Tag konnte ich mir genauso gut etwas machen - wieder einmal stellte sich mir die Frage, wie dieser Typ, der absolut nichts mit mir gemein hatte, mit mir verwandt sein konnte.

Ich hasste es zwar nicht zu kochen -im Gegenteil, ich liebte es beinahe sogar-, nur das damit verbundene Aufräumen ging mir gehörig auf den Keks! Außerdem war ich tatsächlich einfach nur zu faul dazu.

Ich habe schon versucht, in einen Hungerstreik zu treten... Hat auch ganze 37 Minuten geklappt, dann habe ich den Teller mit der Lasagne doch aufgegessen, den er gemeiner Weise direkt unter meiner Nase platziert hatte, dieser Mistkerl.

Wie gerne hätte ich jetzt eine Pizza mit extra viel Käse! Aber Pustekuchen. Hier bei David gab es hauptsächlich gesundes Zeug. Die Lasagne war auch nur eine Ausnahme.

Ich würde mich sogar mit einfachen Pommes zufrieden geben, doch nicht mal diesen Wunsch wollte er mir erfüllen.

Überhaupt hat sich unsere Kommunikation auf das Wesentliche, also Essen beschränkt. Auf andere Fragen antwortete ich entweder gar nicht, oder so zickig, dass er keine Lust hatte, weiter darauf einzugehen.

Nichts, was ich im Kühlschrank fand, wollte meinen Bedürfnissen gerecht werden und so musste ich mir etwas anderes überlegen.

Ein Kuchen wäre jetzt schon geil, dachte ich mir und holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich googelte nach "Einfacher Kuchen ohne viel Schnickschnack". Ich fand tatsächlich einen Schokokuchen, den ich mit den vorhandenen Zutaten backen konnte. Als ich die Bilder sah, lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich konnte es kaum noch erwarten, loszulegen.

Backen war eine kleine Leidenschaft von mir, die ich allerdings selten ausübte, da ich befürchtete, dass man sonst von mir erwarten würde, jeden Tag zu backen.

Als ich mein Werk vollendet hatte und der Kuchen endlich im Ofen war, stellte ich vergnügt fest, dass ich es trotz der wenigen Zutaten fertiggebracht habe, die Küche nach einem Schlachtfeld aussehen zu lassen. Als hätte 'ne Vierjährige ihre ersten Backversuche hinter sich!

Grinsend stellte ich meinen Timer auf dem Handy auf 15 Minuten und dachte mit einem noch viel größeren Grinsen auf den Backen, dass ich das Aufräumen getrost Rosie überlassen konnte! Wenigstens eine winzig kleine Art der Vergeltung.

Die Wartezeit versüßte ich mir damit, die Instagram-Accounts von einigen "Promis" zu begutachten und mich darüber lustig zu machen. 

Mein erstes Opfer: Kim Kardashian. Ich konnte diese Frau auf den Tod nicht ab. Ich meine, wer nennt sein Kind bitte North, wenn sie mit Nachnamen West heißen soll? Äh, hallo? Und ihr "Prachtarsch", für den sie meiner Meinung nach einen Führerschein braucht, prangt einem in jedem Bild entgegen, als wolle er einen durch das Handy in die Fresse springen. Wie sie überhaupt mit ihrer aufgeklatschten Fresse lächeln konnte, war mir bis heute schleierhaft.

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt