A C T O R S 🔒

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-Kapitel 2

|| It's like a dark paradise ||
~Lana Del Rey - dark paradise

°ARIANA°
Freitag, 7. April

Wenn wir Menschen so böse sind, dass man uns verachtet oder gar loswerden will - warum haben wir dann Schuldgefühle? Kann ein Mensch denn so böse sein, dass er im Endeffekt alles bereut. Jedes Wort, jede Tat und alle Gedanken?

Drachenläufer. Ich meine das Buch ›Drachenläufer‹. Die Eigenschaft von dem Hauptcharakter hat mich fast dazu gebracht das Buch beiseite zu legen und es nie wieder anzuschauen. Wegen seiner egozentrischen Handlungen und die Eifersucht die ihn plagt. Letztendlich habe ich jedes Wort gelesen und kann mit Sicherheit sagen, dass das möglich ist.
Böse Menschen können Taten bereuen . Oder sind vielleicht die Taten böse und nicht die Menschen?

Meine Zimmertür wird langsam geöffnet und als hätte ich es nicht anders erwartet, steht meine Mutter davor und lächelt mich mild an.
»Hat dein Vater schon mit dir geredet?«

Als Antwort nicke ich nur und gehe mit meinen Augen wieder zu dem Cover des Buches. Es ist ein leichtes Braun, ja schon beige. Eine Mauer und davor ein kleiner Junge der etwas zu beobachten scheint. Das einzige was mich in dieser Woche abgelenkt hat. Nicht die Polizisten, die mir versprachen die maskierten Männer hinter Gitter zu bringen, auch nicht meine Familie, die selbst noch mit dem Schock zu kämpfen hat.
Es ist ein simples Buch, welches ich seit Freitag gelesen habe. 7 Tage - ein Mal am Tag.
Damit ich diese schwarzen Augen nicht mehr vor meinen Augen habe.

Etwas das ich versucht habe zu verdrängen und zu überspielen, sind die Gefühle die sich seit diesem Tag an in meinem Kopf genistet haben. Sei es Trauer, weil die Hochzeit plötzlich unterbrochen wurde - Wut, weil ich so schwach war oder das Gefühl von Angst. Weil ich schwören kann, dass ich diese Augen schon einmal gesehen habe. Dennoch kann ich niemanden diese Augen zuordnen. Ich habe nicht einmal einen Namen. Keine Erinnerung - nur ein Gefühl.

Zwischen diesen Gefühlen hat sich ein Gedanke geschlichen. Ich kann es mir kaum erklären und schon gar nicht habe ich eine Antwort zu dieser noch so schwierigen Frage. Sie ist doch nur in meinem Kopf. Muss ich mir das einflüstern um sie loszuwerden, oder ist das eine Lüge die mich einfach nur beruhigen soll - Ich wollte nicht, dass die die Polizei rufen.

Meine Aussage hat nur ein paar Wörter beinhaltet. ›Ich habe nichts gesehen. Ich hatte Angst.‹ Seine schwarzen Augen, die mich in einem so tiefen Loch gezogen haben, habe ich nicht erwähnt. Dass sie mir bekannt vorkommen schon gar nicht. Als würde ich ihn ... verraten. Also was ist es? Angst oder alte Erinnerungen. Zudem - welche Erinnerungen?

»Du sollst runter kommen.«

Unwillkürlich zucke ich zusammen und sehe in das leicht verwirrte Gesicht von Adrian. Seine Haare stehen von allen Seiten und dunkle Ringe machen sich unter seinen Augen aufmerksam. Außerdem ist er um seiner Nase rot und seine Augen glänzen von Tränen.

So wie ich ihn beobachte, hat er diese Situation wohl ausgenutzt mich ebenso zu analysieren.
Ich sehe wahrscheinlich nicht besser aus. Meine Haare sind so gebunden, wie er sie nun mal nicht mag und meine Wimperntusche habe ich seit vorgestern nicht abgewaschen. Ich kriege sie einfach nicht ab.

»Du wirst immer dünner.«, sagt er und schließt für ein paar Sekunden seine Augen.
»Es ist nur eine Woche her.«

Adrian antwortet darauf nichts und deutet mit seinem Kopf zur Tür die ein Spalten breit offen ist. »Komm.«

Seufzend stehe ich auf und folge ihm die Stiegen runter. Es ist mittlerweile sechs Uhr am Nachmittag und die Sonne verschwindet langsam von dem Himmel. In meinem Zimmer sind die Rollos offen also sehe ich es. Im Wohnzimmer als auch in der Küche sind die stets unten. Meine Mutter ist gestresst - sie hat Angst.

Pechschwarze AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt