F E E L I N G S 🔒

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-Kapitel 6

|| I can read your mind ||
~Jaymes Young - Parachute

°ARIANA°
Dienstag, 12. April

Ein letztes Mal schließe ich meine Eltern in die Arme und steure auf das Auto von Albans Eltern zu. Papa 2 - so werde ich ihn für die nächsten Tage im Kopf haben - verstaut mein Koffer in den Kofferraum und deutet danach lächelnd auf den Rücksitz.

Ich drehe mich zu meinen Eltern und nicke ihnen zu. Schon seit der Früh wechseln wir kein Wort. Nicht, weil wir streiten. Vielmehr, weil wir das denke ich diesmal nicht brauchen. Wir haben uns angeschaut und umarmt. Haben uns zugelächelt. Es hat sich gut angefühlt, obwohl ich mir sicher bin, dass ich sie vermissen werde. Meine Eltern fahren wegen den Auto-Plänen nach Kosovo. Mein Onkel hat eine bessere Konstruktion erstellt, die sich mein Vater unbedingt anschauen muss. Mein Vater ist zuständig für die am meist verkauften Auto - wie Mercedes, Audi, BMW, Range Rover oder Lamborghini.

Die neuen Mercedes sollen in einem halben Jahr raus kommen und das hat wie ich meine Eltern kenne, mehr Priorität. Ich nehme es ihnen auch nicht wirklich übel, da jeder von uns eine Pause braucht, auch wenn ich mir keine Verabschiedung darunter vorgestellt habe. Das muss ich jetzt wohl ignorieren, denn dass es zu spät ist, muss ich auf keinen Fall erwähnen und sogar mein Vater versucht meine Mutter endlich in das Haus zu bekommen. Das zeigt mir, dass ich jetzt endgültig weggehen sollte.

»Wir werden in 10 Minuten dort sein. Es ist nicht so weit weg.«, sagt Mama 2 und schenkt mir ein mildes Lächeln, welches ich ohne bedacht erwidere. Es hat einen Grund warum sie mir vorspielt, dass wir uns nicht kennen. Ich kann es mir nicht erklären, aber wenn nicht sie, dann wenigstens Arta. Ihre Tochter.

Ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass sie ihre freche Art nicht zurück halten wird und mir die Wahrheit direkt ins Gesicht sagen wird. Ohne jegliche Abweichungen. Wenigstens eine Erklärung. Mehr brauche ich nicht. Vielleicht doch - aber das muss ich ihr nicht wirklich sagen.

Ich kann mich noch sehr gut an Arta erinnern. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir uns gerade gestern gesehen haben. Sie hat so viele ‚Sachen' vollbracht, die kein Mensch freiwillig ohne Überlegung machen würde. Arta hat viele Stärken, die sie oft zu Schwierigkeiten gebracht haben und wahrscheinlich immer noch bringen. An eine Sache kann ich mich noch haargenau erinnern.

Damals hatten sie noch in ihrem alten Haus gewohnt und Arta war eher selten zu Hause, da sie oft bei ihrer Oma in Frankreich war. Die ganze Familie kann französisch und das nicht gerade schlecht. Arta hatte es noch nie schwer Freundschaften zu schließen und hatte auch dementsprechend auch dort Freunde. Da gab es einen bestimmten, merkwürdigen Freund von dem sie mir oft erzählt hat. Dieser merkwürdige Freund war in einer Gang, die nicht gerade harmlos war und hat unserer Arta ganz schön den Kopf verdreht. Zuerst dachte ich, dass er es nur ausnützen würde, aber auch ich habe gemerkt, dass er sie liebt.

Eines Abends, hat er bei einem Bankraub in Frankreich mitgemacht, der schief gelaufen ist. Arta hat es irgendwie geschafft ihn nach Deutschland zu bringen und sich um ihn zu kümmern. Das hielt aber nicht lange, denn ihr Vater bekam davon mit und wurde sofort an die Polizei aufgeliefert. Wir alle dachten, dass Arta wegen den ganzen Lügen und Verrat in Schwierigkeiten geraten wird, aber dazu kam es erst gar nicht.

Der Junge hat sie aus dem ganzen Spiel rausgehalten und erzählt, dass Arta nichts davon wusste und sie ihm nur geholfen hat, weil er nicht mehr bei seinen Eltern leben wollte. Noch ein Beweis, dass er sie geliebt hat. Seitdem habe ich den größten Respekt gegenüber Arta und auch wenn sie jünger ist als ich, ist sie in diesen Fällen eine Spezialistin. Sie hat keine Vorurteile. Das wird sie auch niemals haben.

Pechschwarze AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt