prolog.

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O B L I V I O N





"Let us pretend that

we are in love,

if that is what you want."





prolog.




„Miss Summer, sind Sie sich absolut sicher?" Die Stimme meines Anwalts klang drängend und er sah mich aufmerksam an.

Ich atmete tief ein und versuchte mich zu sammeln. Die Luft im Raum war unfassbar stickig und am liebsten hätte ich eines der bodentiefen Fenster aufgerissen, doch ich traute mich nicht.

Dies war nicht meine erste Begegnung mit diesem Raum und dennoch schüchterte mich alles in diesem Gebäude ein.

Die grauen Anzüge, die geschäftsmäßig und ernst wirkenden Angestellten, die viel zu sauberen Fußböden.

All dies kam mir viel zu erwachsen vor. Es war, als wäre ich mit einem Stoß in den Rücken ganz plötzlich in der Welt der Erwachsenen gelandet. Und das machte mir Angst.

Aber vor allem machte es mir wieder und wieder bewusst, wie wenig Ahnung ich doch von all den Dingen hatte, die einen in dieser Realität erwarteten.

Brauchte ich eine Lebensversicherung? Wie sah es mit Schulunterricht aus? Steuererklärungen waren mir ebenfalls völlig fremd, wie ich letzte Woche feststellen musste.

Heulend war ich über den Unterlagen zusammengebrochen und hatte überhaupt keine Idee gehabt, was ich damit hätte anfangen sollen.

Das war der Zeitpunkt gewesen, in dem ich beschlossen hatte, dass ich dringend Hilfe benötigte.

Diese Hilfe saß mir nun in Form meines Anwaltes entgegen.

„Miss Summer", mahnte Mister Fisher mich.

Beinahe bereute ich, dass ich ihn zu dem Fall hinzugezogen hatte.

Doch schon im nächsten Moment fiel mir wieder ein, wie sehr ich ihn brauchte. Er versuchte, das Bestmögliche für mich herauszuholen. Und er war gut, wirklich gut. Einer der besten seines Faches.

Alles andere wäre mir zu schlecht gewesen, denn es ging nicht nur um meine Zukunft. Da hätte ich vielleicht noch gepokert.

Aber ihr Leben war so viel wichtiger als meines.

Seitdem ich sie das erste Mal in meine Arme geschlossen hatte, wusste ich, dass ich alles würde tun müssen, um sie zu beschützen.

Meine kleine Schwester war so winzig gewesen, dass die Ärzte sich sorgten, ob sie es schaffen würde.

Aber sie war eine Kämpferin.

Und als ich sie damals in meinen Armen hielt, keine drei Minuten alt, und sie mich aus ihren kleinen, wachen Augen ansah, da wusste ich unwillkürlich, dass sie ab nun mein Leben sein würde.

Meine Mutter hatte mich angelächelt und uns beiden über den Kopf gestrichen.

„Sieh nur wie wunderschön sie ist, Elizabeth", hatte meine Mutter gehaucht.

Sie war von der Geburt geschwächt gewesen, auch wenn ich alles getan hatte, um ihr die vergangenen Stunden zu erleichtern und in dem Moment war ich froh gewesen, dass endlich alles überstanden war.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt