zehn.

3.9K 276 59
                                    




       

Harry || Eine Büschel Haare in meinem Mund ist das erste, was ich nach dem Aufwachen wahrnehme.

Das Zweite ist ein energisches Klingeln an meiner Haustür, das mich kurz befürchten lässt, dass jemand versucht, es zu stürmen.

„Was bitte ist da so laut?", murmelt jemand, der sich gefährlich nah neben mir befindet.

Sofort ist jeder Gedanke an eine mögliche Belagerung durch Paparazzi vergessen und ich merke, wie mein Herz kurz stockt und dann hektisch anfängt zu schlagen.

Auf einen Schlag erinnere ich mich an den gestrigen Abend. Und an einige Entscheidungen, die ich schon jetzt anfange zu bereuen.

„Ich hoffe, es ist kein Einbrecher", merke ich langsam an.

Als hätte Liz nicht erwartet, dass ihr überhaupt jemand antworten würde, setzt sie sich ruckartig auf.

„Morgen", sage ich und versuche, möglichst cool zu klingen. Als würde ich mich nicht innerlich für jede Entscheidung umbringen, die ich gestern Nacht getroffen habe.

„Sternchen! Was machst du in meinem Bett?", kreischt sie.

„Genau genommen liegen wir in meinem Bett", entgegne ich.

Dann zwinge ich mich, nicht auf ihre völlig entblößten Brüste zu starren. Elizabeth folgt meinem Blick und reißt sich die Bettdecke bis zum Kinn hoch.

„In meinem Schlafzimmer. In meinem Haus", füge ich hinzu, denn ihr Gesichtsausdruck lässt mich befürchten, dass sie nicht die Hälfte von dem mitbekommen hat, was ich gerade gesagt habe.

Sie atmet tief ein und aus. „In deinem Schlafzimmer", stellt sie dann mit zittriger Stimme fest. „Wie bitte bin ich in dein Schlafzimmer gekommen?"

„Ich schätze, ich habe dich hereingetragen. Es könnte aber sein, dass du etwas von meinen Lippen abgelenkt gewesen bist", erwidere ich.

„Wir waren in diesem Club. Wir haben getrunken. Wir haben getanzt. Dann haben wir angefangen, uns zu küssen, sind mit dem Taxi zu dir gefahren und sind schließlich in deinem Schlafzimmer gelandet. Richtig?", murmelt Liz langsam und zählt die Ereignisse an ihren Fingern ab.

„Richtig", bestätige ich.

Ich bin überrascht, dass sie sich noch so gut an alles erinnert. Wir waren ziemlich betrunken und einige meiner Erinnerungen sind nur noch wage vorhanden.

„Scheiße! Scheiße! Scheiße!", flucht Liz plötzlich. „Haben wir – du weißt schon?"

Ihr unschuldiger, entsetzter Gesichtsausdruck passt so gar nicht zu dem Mädchen, das sie noch vor einigen Stunden gewesen ist. Ich kann ein Grinsen nur schwer unterdrücken.

„Sex gehabt?", ergänze ich ihren Satz und zucke mit den Achseln. „Ich denke schon."

Sie lässt sich rückwärts zurück ins Bett fallen, wobei sie darauf achtet, so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen.

„Bitte sag mir, dass wir wenigstens ein Kondom benutzt haben." Flehend sieht sie mich an.

„Nimmst du etwa nicht die Pille?", erkundige ich mich rein Interessenshalber.

„Nein! Nehme ich nicht." Sie hört an, als würde sie gleich anfangen, zu hyperventilieren. „Oh Gott! Bitte lass mich nicht schwanger sein. Nicht von dir! Bitte, bitte, bitte nicht!"

Ich fahre mir durch die Haare. „Wäre es so viel schlimmer von mir schwanger zu sein, als von jemand anderem?"

„Ich meine, immerhin würde dir das einiges an Geld bringen. Und meine Gene sind sicherlich auch nicht die schlechtesten", merke ich an.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt