dreiundzwanzig.

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Elizabeth || „Nicht das schwarze", meine ich zu Isabel, die mir eines meiner Kleider entgegenstreckt.

Achselzuckend lässt sie das Kleid auf den Boden fallen und durchsucht weiterhin meinen Kleiderschrank.

„Störe ich irgendwie?", erkundigt sich Harry durch das Telefon.

„Nein, keinesfalls. Wir bereiten uns nur auf heute Abend vor", erkläre ich ihm. „Weswegen hast du angerufen?"

„Mein Gerichtstermin wurde festgelegt", erzählt mir Harry, wobei seine Stimme sehr gedämpft klingt.

Ich klemme mir das Handy zwischen Schulter und Ohr, um ihn besser hören zu können, während ich gleichzeitig versuche, ein Auge auf meine kleine Schwester zu haben, die neugierig meinen Schreibtisch untersucht und auf meine beste Freundin, die mein Zimmer in ein einziges Chaos verwandelt.

„Ich weiß", entgegne ich. „Modest hat es mir heute Nachmittag mitgeteilt."

„Natürlich sind sie wieder allwissend. Mich würde es nicht wundern, wenn sie das Datum sogar vor mir gewusst haben", erwidert Harry anklagend.

„Bist du okay?", frage ich, denn sein Tonfall macht mir Sorgen.

Mit einer Hand hindere ich Jette daran, sich die Finger zu klemmen und sehe sie mahnend an, als sie meine Schere in die Hand nehmen will.

„Ich habe gerade erfahren, dass ich in drei Monaten im Gefängnis landen könnte. Also geht es mir blendend", entgegnet er tonlos.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche, meine beste Freundin zu ignorieren, die aufmerksamkeitssuchend mit einer Bluse vor meiner Nase herumwedelt. Ich drehe ihr den Rücken zu.

„Es tut mir leid, Harry", meine ich ehrlich. „Aber dir wird nichts passieren. Du bist unschuldig."

„Bin ich das?" Seine Stimme klingt undeutlich und ich verrücke mein Handy erneut, bis ich merke, dass es nicht an mir liegt.

„Harry, bist du betrunken?", frage ich besorgt.

„Keine Ahnung. Vielleicht", entgegnet er.

„Soll ich vorbeikommen?", will ich wissen.

„Nein, lass das lieber. Ich bin gerade ganz froh, alleine zu sein", erwidert Harry leise. „Mach dir keine Sorgen, Liz. Ich werde schon wieder nüchtern."

Jette macht sich derweilen an meinem Nachttisch zu fassen und mir fehlt die Energie, um meine kleine Schwester auf ihrer Erkundungstour zu stoppen.

„Ich mache mir aber Sorgen um dich. Ich kann mein Date absagen und vorbeikommen", biete ich an, wobei ich beinahe ein schlechtes Gewissen habe. Ich sollte Harrys schlechten Zustand nicht dafür ausnutzen, um um das Date herumzukommen, das meine beste Freundin nur allzu gerne für mich organisiert hat.

Mission Sternchentöten, hat sie das Ganze betitelt.

Ich hatte sie nur kopfschüttelnd angesehen, als würde ich an ihrer Zurechnungsfähigkeit zweifeln und hatte schließlich zugestimmt, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Ich komme klar, Liz. Genieß deinen Abend", meint Harry und verabschiedet sich, bevor ich die Gelegenheit habe, etwas zu erwidern.

Kurz schaue ich auf mein Handy, während ich darüber nachdenke, ob ich ihn erneut anrufen soll. Dann zieht Isabel mir das Handy aus der Hand und wirft es achtlos aufs Bett, bevor sie intensiv mustert.

„Ist mit dir alles okay?", erkundigt sie sich.

„Sicher. Das war nur Harry, um etwas wegen der Arbeit zu klären. Aber es ist alles in Ordnung", erwidere ich.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt