fünfundzwanzig.

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Elizabeth || „Miss Summers, Sie sind zu spät und meine Zeit ist wertvoll. Denn Zeit ist Geld." Mister Richards starrt mich missmutig an.

Während ich die Tür des Besprechungssaals schließe, werfe ich einen unauffälligen Blick auf meine Armbanduhr, die mir bestätigt, dass ich durchaus pünktlich bin. Ehrlich gesagt bin ich sogar ganze zwei Minuten zu früh. Doch dies spreche ich nicht an.

„Setzen Sie sich", meint mein Vorgesetzter und deutet nickend auf den Stuhl ihm gegenüber.

Keine Begrüßung, doch dies habe ich auch nicht erwartet. Mir ist schon seit langem bewusst, dass Mister Richards sich mit solchen Nichtigkeiten wie Begrüßung und Verabschiedung nicht aufhält, da diese zeitintensiv sind.

Ich setze mich auf den mir zugewiesenen Platz und sehe mich unauffällig im Raum um. Dass der große Besprechungssaal als Treffpunkt gewählt wurde, lässt darauf schließen, dass es sich um eine wichtige Angelegenheit mit einem Klienten handelt. Diesen Ort benutzten wir meistens, um unseren Klienten zu verdeutlichen, wer hier das Sagen hat und Ihnen Respekt einzuflößen. Das ist die Hauptintention des prunkvollen Saales, der golden in der Londoner Sonne funkelt und geradezu Reichtum ausstrahlt.

„Worum geht es?", erkundige ich mich.

Mister Richards nickt stumm in Richtung der Ordner, die neben ihm auf dem Tisch liegen.

Die Akten, die sich vor ihm stapeln, lassen darauf schließen, dass es sich um einen Risikoklienten handelt, den ich bereits betreue. Da es Dutzende von Ordnern sind, muss der Klient schon seit einiger Zeit im Showbusiness tätig sein und für einige Schlagzeilen gesorgt haben. Damit kann ich die Zahl der Verdächtigen auf zwei Personen herunterkürzen. Rena Lovelis und Harry Styles.

Da Rena sich in letzter Zeit unaufällig verhalten hat und ich seit der Pause ihrer Band Hey Violet so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihr habe, bleibt nur noch mein akuter Problemfall über.

„Harry Styles", seufze ich. „Was hat er dieses Mal angestellt?"

„Es geht nicht alleine um ihn, Miss Summers", berichtigt mich Mister Richards und schiebt mir einen Zeitungsartikel zu. „Sie haben einen großen Fehler gemacht."

Mein Blick wandert zuerst auf das Datum der Klatschpresse, die eindeutig als das heutige zu entziffern ist. Dann erst sehe ich auf die Schlagzeile der Titelseite - Styles mit schöner Unbekannten gesichtet.

Darunter ist ein Foto gedruckt, dass ohne Zweifel von niemand professionellen mit einem Handy aufgenommen wurde. Aber auch trotz der mangelnden Qualität ist deutlich zu erkennen, dass es sich um Harry handelt, der einem Mädchen lächelnd die Tür seines Autos öffnet. Sie trägt ein silbernes Kleid, eine kurze Jacke und roten Lippenstift.

Ich brauche einen kurzen Moment, um zu realisieren, was ich dort sehe. Doch es gibt keine Zweifel.

Das Mädchen bin ich.

„Es ist nicht das, wonach es aussieht." Schluckend sehe ich Mister Richards an. „Es ist kein Date gewesen, Harry hat mich nur netterweise abgeholt", versichere ich ihm.

„Ihre Kleidung sieht eindeutig nach einem Date aus, Miss Summers. Dieses Mal werden wir die Gerüchte nicht stoppen können, es befindet sich bereits überall in den weltweiten Medien." Er schüttelt enttäuscht den Kopf. „Das hätte Ihnen nicht passieren dürfen. Ich hätte gedacht, dass sie genügend Erfahrung gesammelt haben, damit dies nicht noch einmal passiert."

„Ich versichere Ihnen, dass Harry und ich nicht mehr als Freunde sind", versuche ich erneut, mich zu verteidigen und meinen Job zu retten.

Beziehungen zu Klienten sind strengstens versagt. Das ist die oberste Regel von Modest Management. Und momentan sieht es sehr schlecht aus für mich.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt