elf.

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Elizabeth || Wehende Haare fangen meinen Blick ein und mit einem Lächeln sehe ich zu Jette herüber. Meine kleine Schwester hat einen konzentrierten Ausdruck im Gesicht, während sie konzentriert im Sand gräbt und mit der Präzession eines Perfektionisten versucht, eine Burgmauer zu bauen. Dabei gibt sie einem Mädchen, dass sie als ihre Gehilfin ausgekoren hat, einige Ratschläge, wie sie ihre Arbeit zu verrichten hat.

Den Perfektionismus muss sie von mir vorgelebt bekommen haben, denn ihre Ziehmutter Lisa ist keinesfalls jemand, bei dem alles bis aufs letzte geordnet und strukturiert sein muss. Wenn ich bei Ihnen im Haus bin, sieht es immer aus wie auf einem Schlachtfeld. Aber jeder einzelne Winkel des Hauses lässt einen spüren, wie sehr meine kleine Schwester von dessen Bewohnern geliebt wird. Und das ist mir wichtiger als ein lächerlicher Hang zum Perfektionismus. Wichtiger als alles andere.

Jette sieht kurz lächelnd zu mir herüber und winkt mir zu, beinahe so, als hätte sie geahnt, dass ich sie anstarre.

Ich muss ebenfalls lächeln, denn meine Schwester so zu sehen, macht mich mehr als glücklich. Alleine ihr Lächeln zu sehen, schafft es meine Tag deutlich heller werden zu lassen.
Ich bin froh darüber, dass ich sie heute endlich wieder einmal bei mir habe.

Jemand stupst mich an und ich greife Fester nach den Seilen der Schaukel, überrumpelt von der plötzlichen Ablenkung.

„Und? Wie ist er so?", fragt Isabel mich und ich wende meinen Kopf in ihre Richtung.

Die Haare meiner besten Freundin fliegen im Wind, während wir auf den Schaukeln auf dem Kinderspielplatz sitzen und meiner kleinen Schwester dabei zusehen, wie sie mit ihrer neuen Bekanntschaft im Sandkasten ein Schloss baut.

Isabels rote Mähne tanzt weiter und sie sieht mich aus funkelnden blauen Augen an.

„Wie ist wer?", frage ich sie.

Meine Haare scheinen sich im Gegensatz zu ihren dazu entschieden zu haben, lieber andauernd in meine Augen zu fallen. Ich pruste die Fransen aus meiner Stirn und streiche mir die Strähnen wieder zurück hinter meine Ohren.

„Harry Styles natürlich!", ruft Isabel zu mir herüber, als würde ich genau wissen, was sie von mir will. „Ich habe euch beide heute Morgen in der Zeitung gesehen!"

Natürlich. Wer auch sonst. Ich hatte mich schon gewundert, wann sie mit Harry Styles anfangen wird. Manchmal bin ich mir ziemlich sicher, dass wir am besten unsere Jobs tauschen sollten. Denn während Isabel jeden Klatsch und Tratsch geradezu in sich aufzusaugen scheint, haben mich die ganzen Promis schon im Teenageralter kalt gelassen.

Stattdessen ist sie diejenige die im seriösen Immobilienbüro ihren Kaffee schlürft und die Anrufe entgegennimmt. Wäre ich an ihrer Stelle, wäre ich heute auf keinen Fall auf dem Titelbild der Sun gelandet.

Beim Gedanken daran, dass mein Gesicht auf jeder Zeitschrift London zu sehen ist, erschaudere ich erneut. Dies wird mich tagelang bis in den Schlaf verfolgen.

„Nicht so laut!", warne ich sie und sehe ich mich hastig um.

Sie lacht. „Du siehst gerade so aus, als wärest du auf der Flucht und hättest Angst, dass du jeden Moment von der Polizei gefunden wirst!"

„Es muss ja nicht jeder wissen, dass ich es irgendwie auf die Titelseite jeder Zeitschrift in London geschafft habe", erwidere ich und werfe erneut einen Blick zu Jette herüber, um zu überprüfen, dass sie sich noch im Sandkasten befindet.

„Also wenn ich du wäre, dann hätte ich mir schon eine gekauft und sie eingerahmt in meinen Flur gehängt", wirft Isabel ein.

„Nun, wie gut, dass ich dir so gar nicht ähnele", gebe ich zu bedenken.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt