sechsunddreißig.

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Harry || „Du siehst wunderschön aus. Habe ich dir das heute eigentlich schon gesagt?", lächele ich das Mädchen neben mir an. Liz Haare sind in einem komplizierten Knoten hochgebunden worden und ihr Körper wird von einem langen, schwarzen Kleid umschmeichelt. Dieses Meisterwerk ist schlicht gehalten, weiß aber durch seinen One Shoulder Look zu überzeugen und lässt Liz erstrahlen wie eine Königin.

„Danke. Das habe ich von Lisa und Robert zu Weihnachten geschenkt bekommen, weil ich ihnen irgendwann mal von der Fashionshow erzählt habe", murmelt sie und zupft nervös an ihrem Kleid. Ich nehme ihre Hände in meine und drücke sie beruhigend.

„Die Fashion Week in Berlin ist jedes Jahr im Januar ein großes Highlight. Sie wird dir gefallen", versichere ich ihr.

Paul räuspert sich lautstark auf dem Fahrersitz. „Die Fashion Week ist der Inbegriff der Hölle, Liz. Lass dich von Harrys Worten nicht einwickeln."

Ich trete gegen seinen Sitz, froh darüber, dass wir uns in Deutschland befinden und ich somit den richtigen Platz auf der linken Seite habe.

„Benimm dich, Styles. Sonst schmeiße ich dich raus", zieht mich mein Bodyguard auf und zwinkert mir zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert. Wir kommen ohnehin nur im Schritttempo voran, da wir uns bereits in der Schlange für den roten Teppich befinden.

„Mach Liz doch keine Angst", beschwere ich mich bei ihm. „Wofür bezahlen wir dich eigentlich?"

„Dafür, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt", kontert Paul. „Wahrscheinlich sollte ich eine Gehaltserhöhung verlangen, bei all den grauen Haaren, die ich wegen euch bereits bekommen habe."

Liz neben mir lacht laut. Ihr Lachen ist wunderschön und bringt mein Herz dazu, einen Marathon zu laufen. Ich betrachte sie lächelnd und streiche ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, die sich aus ihrer kunstvollen Frisur gelöst hat.

„Am liebsten würde ich dir das Kleid direkt jetzt vom Leib reißen", flüstere ich meiner Freundin ins Ohr und grinse, als ich die verräterische Röte auf ihren Wangen sehe.

Ich küsse Liz noch einmal richtig, bevor wir gleich keine Zeit mehr dazu haben sollten. Paul, der heute als unser Fahrer degradiert wurde, hat seinen Blick starr nach vorne gerichtet, räuspert sich jedoch, als meine Hand unter Liz Kleid wandert. Stumm verfluche ich den Rückspiegel und strecke meinem Bodyguard den Finger entgegen.

„Spanner", beschwere ich mich grinsend bei ihm, was Paul zum Lachen bringt.

„Spart euch das für heute Nacht auf. Jetzt müsst ihr erst einmal die Fashionshow überleben", erwidert er amüsiert.

Für Paul gibt es keine größere Strafe, als Models auf dem Laufsteg zusehen zu müssen und auch Liz scheint von dem Event alles andere als begeistert zu sein. Ihre Schultern sind von Anspannung geprägt und auf ihrer Stirn hat sich eine sorgenvolle Falte gebildet.

Ich küsse sie weg. „Keine Sorge. Das wird Spaß machen", meine ich aufmunternd.

Liz scheint nicht wirklich überzeugt zu sein, schenkt mir aber ein kleines Lächeln.

„Wir sind da. Ihr könnt jetzt aussteigen", sagt Paul. „Ich hole euch dann wieder ab, sobald ihr mich anruft."

„Alles klar", bestätige ich und reiche Liz meine Hand.

Ich klaue mir noch drei schnelle Küsse von ihr, dann öffne ich die Tür. Nachdem ich die schwarze Limousine verlassen habe, helfe ich Liz dabei, auszusteigen.

Sofort werden wir vom Blitzgewitter der Kameras empfangen, die den roten Teppich säumen. Die plötzliche Helligkeit lässt mich reflexartig meine Augen schließen und ich blinzele hastig, bis ich mich an das Licht gewähnt habe. Selbst heute brauche ich immer wieder einen Augenblick, um mich darauf einzulassen.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt