zweiunddreißig.

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Harry || Ich wähle die Nummer meines besten Freundes und klemme mir dann mein Handy hinter das Ohr, während ich versuche, meine Haare zu ordnen. So langsam sollte ich dringend einmal einem Friseur einen Besuch abstatten.

Allerdings habe ich momentan einfach keine Zeit dazu, denn mein Leben scheint sich geradezu zu überschlagen.

Die Band nimmt einiges meiner Zeit in Anspruch, auch wenn wir momentan nicht durch die Weltgeschichte touren. Fast jeden Tag müssen wir unseren neuen Song promoten, ein Radiointerview pro Woche steht ebenfalls auf unserem Plan. Zusätzlich kommen dann noch unsere einzelnen Verpflichtungen. Hier ein Fotoshooting, dort ein Charity-Event.

Außerdem muss ich mit Liz regelmäßig in der Presse erscheinen, um unsere angebliche Beziehung und damit auch mein Image zu puschen. Wie sehr ich all dies hasse.

Für persönliche Dinge bleibt mir kaum Zeit, weswegen meine Haare auch immer länger werden.

Ein weiteres Tuten ertönt in meinem Ohr, doch mein bester Freund scheint mich entweder ignorieren und mal wieder sein Handy nicht zu finden. Letzteres ist durchaus nicht unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass er es letztes Mal erst drei Tage später in seinem Wäschekorb wiedergefunden hat. Auch sein Kleiderschrank ist immer wieder gut, um sein Handy zu verlieren. Wahlweise bieten sich auch sein Auto und sein Backofen an.

Louis ist manchmal schwerer zu erreichen, als die Queen persönlich. Doch ich muss wirklich dringend mit ihm sprechen, weswegen er sein Handy hoffentlich nicht erneut verlegt hat.

Es klingelt immer noch und es ertönt keine Stimme am anderen Ende des Hörers. Erneut versuche ich meine Haare auf die Reihe zu bekommen und stampfe durch mein Schlafzimmer, um die Nervsität abzuschütteln. Es gelingt mir eher schlecht als Recht.

Ungeduldig warte ich darauf, dass Louis endlich dran geht. Denn ich bin nervlich am Ende und brauche nun dringend seine Unterstützung, damit er mir versichert, dass ich nicht vollkommen durchdrehe.

Als ich gerade auflegen und persönlich bei meinem besten Freund zuhause auftauchen will, geht er endlich ran.

„Ich habe gerade Liz gesagt, dass es ein Notfall ist und sie unbedingt vorbeikommen muss", sage ich hastig, sobald Louis abgehoben hat. Bevor er die Chance hat, überhaupt zu reagieren, rede ich schon weiter. „Und dann werde ich sie einfach zwingen, ein Date mit mir zu haben. Bitte sag mir, dass das keine furchtbare Idee ist!"

Ich höre Louis am anderen Ende nach Luft schnappen. „Du willst sie zwingen? Willst du sie mit Handschellen festbinden?", fragt er mich entsetzt. Er fängt an zu husten, als hätte er sich gerade an seinem Tee verschluckt. Doch ich ignoriere dies einfach, denn ich habe gerade deutlich dringendere Probleme.

„Natürlich nicht! Ich habe einfach nur für sie gekocht und locke sie nun zu mir nach Hause", berichtige ich ihn eilig. Handschellen sind ohnehin nicht so meins, das hier ist ja schließlich nicht Fifty Shades of Grey, sondern das echte Leben. Wenn ich ehrlich bin, wüsste ich nicht einmal, wo es Handschellen zu kaufen gibt. Sicherlich, es gibt diese Dinger aus Plastik in der Spielzeugabteilung, aber die haben Gemma und ich schon im zarten Alter von sieben Jahren selbst wieder aufbrechen können, ohne den Schlüssel dafür zur Hand gehabt zu haben.

„Ich weiß nicht, Harry. Das kann ganz schön nach hinten losgehen", merkt Louis vorsichtig an und klingt, als würde er an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Da ist er nicht der einzige, aber langsam gehen mir die Optionen aus. Das teile ich ihm nun auch mit.

„Sie hat dir doch schon einen Korb gegeben, vielleicht solltest du es einfach darauf beruhen lassen. Versuchen, dich zu entlieben", schlägt er vor.

Oblivion || h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt