Kapitel 16

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»Umbridge hat deine Post gelesen, Harry. Das ist die einzige Erklärung.«

»Glaubst du, Umbridge hat Hedwig angegriffen?«, fragt er empört.

»Da bin ich mir fast sicher«, sagt Hermine grimmig. »Pass auf, dein Frosch haut ab.«

Harry richtet den Zauberstab auf den Ochsenfrosch, der hoffnungsvoll zur anderen Tischseite gehüpft ist - »Acdol« -, und er flutscht mit trübseligem Blick zurück in Harrys Hand.

Zauberkunst ist immer eine der besten Gelegenheiten, sich ganz ungestört zu unterhalten. Normalerweise geht es hier so lebhaft und betriebsam zu, dass die Gefahr, belauscht zu werden, sehr gering ist.

Heute, wo das Klassenzimmer voller quakender Ochsenfrösche und krähender Raben ist und schwere Regentropfen gegen die Fenster prasseln und trommeln, bleibt Harrys, Rons, Hermines und meine geflüsterte Unterhaltung darüber, dass Umbridge um ein Haar Sirius gefasst hätte, völlig unbemerkt.

»Ich habe das schon vermutet, seit Filch dich beschuldigt hat, du würdest Stinkbomben bestellen, weil das so eine dumme Lüge war«, flüstert Hermine. »Sobald er nämlich deinen Brief gelesen hätte, wäre vollkommen klar gewesen, dass du sie nicht bestellt hast, also hättest du gar keine Schwierigkeiten bekommen - ein ziemlich schlechter Witz, oder? Aber dann habe ich mir überlegt, was wäre, wenn jemand nur eine Ausrede gesucht hätte, um deine Post zu lesen? Ja, dann wäre es ganz geschickt von Umbridge gewesen - sie gibt Filch einen Tipp und er macht für sie die Drecksarbeit und beschlagnahmt den Brief. Dann stiehlt sie ihn irgendwie von ihm oder verlangt ihn zu sehen - ich glaube nicht, dass Filch sich wehren würde, wann ist er je für die Rechte eines Schülers eingetreten? Harry, du zermatschst deinen Frosch.«

Harry blickt hinab; tatsächlich hat er seinen Ochsenfrosch so fest gepackt, dass ihm die Augen hervorquollen; hastig setzt er ihn zurück aufs Pult.

»Das war gestern Nacht furchtbar knapp«, sagt Hermine. »Ich frage mich nur, ob Umbridge weiß, wie knapp. Silencio.«

Dem Ochsenfrosch, an dem sie ihren Schweigezauber übt, verschlägt es mitten im Quaken die Stimme und er stiert sie vorwurfsvoll an.

»Wenn sie Schnuffel zu fassen gekriegt hätte ...« Harry beendet den Satz für sie. »... würde er ziemlich sicher heute Morgen schon wieder in Askaban sitzen.« Er wedelt mit seinem Zauberstab, ohne sich richtig zu konzentrieren; sein Ochsenfrosch schwillt an wie ein grüner Ballon und lässt ein schrilles Pfeifen hören.

»Silencio!«, sagt Hermine rasch und richtet ihren Zauberstab auf

Harrys Frosch, aus dem vor ihren Augen geräuschlos die Luft

entweicht. »Nun ja, wir dürfen es einfach nicht mehr tun, das ist alles.

Ich weiß nur nicht, wie wir ihm das mitteilen können. Wir können ihm

doch keine Eule schicken.«

»Ich glaub nicht, dass er das noch mal riskieren wird«, sagt Ron.

»Er ist nicht auf den Kopf gefallen, er weiß, dass sie ihn beinahe

gekriegt hätte. Silencio.«

Der große, hässliche Rabe vor ihm krächzt höhnisch.

»Silencio. SILENCIO!«

Der Rabe krächzt lauter.

»Es liegt daran, wie du deinen Zauberstab bewegst«, sagt

Hermine, die Ron mit kritischem Blick zusieht, »du sollst nicht mit ihm

rumfuchteln, es ist eher eine Art blitzschneller Stoß.«

»Raben sind schwieriger als Frösche«, sagte Ron gereizt.

Animi (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt