Kapitel 22

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Tonks kann doch unmöglich glauben, von der Puppe durch eine Glasscheibe gehört zu werden, so leise, wie sie spricht, und mit der Straße voll lärmender Passanten und rumpelnder Busse hinter ihr. Dann fällt mir ein, dass Schaufensterpuppen ohnehin nichts hören können. Einen Moment später klappt mir erschrocken der Mund auf, als die Puppe kaum merklich nickt und einen ihrer Gliederfinger krümmt, und schon hat Tonks Ginny und Mrs. Weasley an den Ellbogen gepackt, ist geradewegs durch das Glas getreten und verschwunden.

Fred, George und Ron folgen ihnen. Ich werfe wie Harry einen Blick zurück auf das Gedränge der Passanten. Keiner scheint auch nur einen Blick übrig zu haben für so hässliche Schaufensterdekorationen wie die von Reinig & Tunkunter, und offenbar hat auch niemand bemerkt, dass sich gerade vor ihnen sechs Leute in Luft aufgelöst haben.

»Macht schon«, knurrt Moody und stupst Harry und mir in den Rücken. Zusammen treten wir durch etwas, das sich anfühlt wie eine Schicht kühles Wasser, ehe wir auf der anderen Seite durchaus warm und trocken wieder herauskommen.

Von der hässlichen Puppe oder dem Platz, wo wir standen, ist nichts mehr zu sehen. Wir befinden uns offenbar in einem sehr belebten Empfangsraum, in dem Zauberer und Hexen auf Reihen wackliger Holzstühle sitzen. Manche sehen völlig normal aus und blättern alte Ausgaben der Hexenwoche durch, andere weisen grausige Entstellungen auf wie Elefantenrüssel oder zusätzliche Hände, die ihnen aus den Brustkörben ragen. Hier drin geht es kaum weniger laut zu als draußen auf der Straße, denn viele der Patienten geben sehr eigentümliche Geräusche von sich: Eine Hexe mit schweißüberströmtem Gesicht in der Mitte der ersten Reihe, die sich mit einem Tagespropheten kräftig Luft zufächelt, stößt andauernd ein hohes Pfeifen aus, während Dampf aus ihrem Mund quillt. Ein schmuddelig wirkender Zauberer in der Ecke lässt jedes Mal ein Glockenläuten hören, wenn er sich bewegt, und bei jedem Läuten vibriert sein Kopf so schrecklich, dass er sich an den Ohren packen muss, um ihn ruhig zu halten.

Hexen und Zauberer in limonengrünen Umhängen gehen die Reihen auf und ab und stellen Fragen und machen Notizen auf Klemmbrettern wie dem von Umbridge. Vorne auf ihren Umhang ist ein Zauberstab und ein Knochen gestickt. Beides übereinander gekreuzt. Das scheint das Wappen zu sein...

»Sind das Ärzte?«, fragte Harry Ron leise.

»Ärzte?«, sagt Ron und blickt verdutzt. »Diese Muggelnarren, die Leute aufschlitzen? Nee, das sind Heiler.«

Ist doch dasselbe, .... oder etwa nicht?

»Hier rüber!«, ruft Mrs. Weasley über das neuerliche Geläut des Zauberers in der Ecke hinweg, und wir folgen ihr zu der Warteschlange vor einer molligen Blondine, die an einem Pult mit dem Schild Auskunft sitzt. Die Wand hinter ihr ist voller Aushänge und Plakate, auf denen es etwa heißt:

EIN SAUBERER KESSEL

VERHINDERT, DASS IHR ZAUBERTRANK ZU GIFT WIRD und

AUCH GEGENGIFTE SIND GIFTE - FRAGEN SIE IM ZWEIFEL

IHREN QUALIFIZIERTEN HEILER. Zu sehen ist auch das große Porträt einer Hexe mit langen silbernen Ringellöckchen, unter dem steht:

Dilys Denvent Heilerin in St. Mungo 1722-1741 Leiterin der

Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei 1741-1768

Dilys beäugt die Weasley-Gruppe, als würde sie zählen, wie viele wir sind. Ich sehe noch, wie sie Harry zuzwinkert und seitwärts aus ihrem Porträt verschwindet.

Unterdessen gibt ein junger Zauberer vorn in der Schlange eine seltsame Tanzeinlage zum Besten und versucht unter Schmerzensschreien, der Hexe hinter dem Pult sein Leiden zu erklären.

Animi (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt