"Hallo Papa!", rief Lars aufgeregt und stürmte auf seinen Vater zu. Dieser nahm ihn lachend in den Arm und hob ihn einmal hoch. Obwohl Lars gerade einmal drei Tage weg gewesen war und somit früher heimkam, als ursprünglich geplant, hatte er seinen Papa unheimlich vermisst. Die triste und ruhige Stimmung auf der Kinderkrankenstation hatte ihn runtergezogen und bedrückt, vorallem weil er wusste, dass viele der anderen Kinder dort, totkrank waren. War er das auch? Totkrank? Bisher hatte er noch nicht einmal wirklich gemerkt, dass er krank war und nun sollte es plötzlich ernst um ihn stehen? Klar, seine Finger- und Zehennägel hatten ihm und seiner Familie schon immer etwas Sorge bereitet und auch, dass er beim Fußball etwas schneller außer Puste kam, wie seine Mitspieler war auffällig, besonders weil er sportliche Eltern hatte und regelmäßig trainierte. Keiner hatte jedoch jemals erwartet, dass etwas Dramatisches dahintersteckte.
Lars genoss das gemeinsame Abendessen mit seiner gesamten Familie, bei dem er im Mittelpunkt stand. Gespannt hörten seine Geschwister und sein Vater zu, was er zu erzählen hatte und nur hin und wieder unterbrach ihn seine Mutter, wenn er etwas nicht ganz richtig aus der medizinischen Sicht erklärte. "In den nächsten Wochen bekommen wir einen Termin, bei dem wir alle zur Blutabnahme kommen sollen.", hängte die Mutter mit an und schaute nun etwas ernster in die Runde. "Wollen wir beten und hoffen, dass Lars einen Spender findet."
Lars ging am nächsten Tag ganz normal zur Schule, hatte aber einiges zu erzählen. Seine Freunde und insbesondere Ole fragten ihn, was los gewesen war. "Hast dich wohl vor dem Deutsch Dikat gedrückt, was?", unterstellte ihm Ole und grinste. "Ja, kann man so sagen.", antwortete Lars und lachte. Lars wollte gerade anfangen, seinem besten Freund und den herumstehenden Jungs zu sagen, warum er krank gewesen war, da rief auf einmal die Lehrerin durchs Klassenzimmer. "Alle auf ihre Plätze bitte, der Unterricht beginnt." Mit genervten Blicken trennte sich die Jungsgruppe und setzte sich widerstrebend auf ihre Stühle. Frau Klimmbach schrieb eine Matheaufgabe an die Tafel und wollte wissen, wie sie zu lösen sei. "Ich erzähls dir in der Pause.", flüsterte Lars seinem besten Freund zu und konzentrierte sich dann auf den Unterricht. Bei Frau Klimmbach konnte man sich nicht viel erlauben. Lars hatte nicht nur einmal über eine Seite schreiben müssen und davon hatte er eindeutig genug.
Es klingelte und die Klasse stürmte samt ihren Pausenbroten nach draußen. Lars beste Kumpels jedoch stürzten sich nicht sofort auf das erst kürzlich gebaute Klettergerüst, sondern hörten sich an, was Lars zu sagen hatte. Inzwischen hatte Lars einigen medizinischen Kram gelernt, wusste aber, dass seine Freunde damit sowieso nichts anfangen konnten, also erzählte er ihnen eine kurzgefasste und weniger hochmedizinische Version. Trotzdem verstanden sie alle den Ernst der Lage und waren erschüttert, dass Lars solch eine schlimme Krankheit hatte. "Und du musst wirklich mehrere Wochen ins Krankenhaus um die, äh, Chemotherapie zu machen?", fragte Ole entrüstet nach. "Ja, sieht wohl so aus, aber ich weiß noch nicht genau wann. Es ist auch noch gar nicht sicher, ob ich schon bald einen Spender bekommen werde, weil das Blut von meinen Schwestern und meinen Eltern noch nicht untersucht wurde.", erklärte er fachmännisch. "Und du kannst nicht einfach irgendein Blut bekommen? ", wollte Dennis wissen. "Nein, das muss anscheinend so ein ganz bestimmtes sein, ich weiß auch nicht genau, worauf es da ankommt, ist mir aber eigentlich auch egal. Hauptsache ich finde jemanden, der mir sein Blut gibt. Oder zumindest einen Teil davon.", gab er nüchtern zur Antwort. Es tat gut mit seinen Freunden zu sprechen, die besorgt um ihn waren und sich ehrlich für ihn interessierten. "Okay, naja ist ja egal, komm wir vertreiben die Erstklässler vom Klettergerüst!", schrie Ole aus und rannte sogleich los. Alle anderen stürmten voller Tatendrang hinterher.
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The kids at station 7
Короткий рассказEin ganz normaler Arztterim, dachte er. Schulfrei und eine entspannte Autofahrt nach Ulm, in der er auf dem Handy seiner Mutter ein Spiel spielen durfte. Man würde nur seine Fingernägel genauer unter die Lupe nehmen, mehr nicht. Die gehasste Doppels...