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Zwei Monate lang ließen die Ärzte der Uniklinik Ulm nichts von sich hören, worüber Lars insgeheim ziemlich froh war. Seine Eltern jedoch sahen diese ungewisse Spannung eher als Belastung. Der Sommer nahte und die Temperaturen stiegen auf über 20° Celsius. Nele, seine große Schwester, tat ihm leid, weil sie oft bei schönem Wetter lernen musste und nicht wie Lars nach draußen gehen konnte, um mit Freunden etwas zu unternehmen. Seine Mutter sagte jedoch, er müsse schon bald auch mehr lernen, wenn er in die fünfte Klasse kam. Daraufhin verdrehte Lars meistens nur die Augen und rümpfte die Nase. Heute hatte er sich mal wieder mit seinen Kumpels zum Fußball verabredet und wollte sich seine Vorfreude darauf durch nichts und niemanden kaputt machen lassen.
Schnell griff er nach seinen Fußballschuhen, zog sie an und schwang sich draußen auf sein Rad.

Seine Kumpels hatten sich bereits in zwei Gruppen aufgeteilt und teilten ihn einer zu. "Dann kann es ja losgehen.", schrie Ole und kickte den Ball in Richtung des gegnerischen Tors. Lars war voll in seinem Element, sobald er Fußball spielte, konnte er an nichts anderes mehr denken und fühlte sich großartig. Ole spielte ihm in diesem Moment den Ball zu und Lars nutzte die Gelegenheit und schoss.
"TOOOOOOR!" brüllte seine Mannschaft und schlugen mit den Händen ein. "Eine Riesenleistung, Lars Guster, 10 Jahre alt, schießt in der 20. Sekunde ein Tor und begeistert damit seine Fans.", rief einer aus und alle lachten. Doch nicht lange und schon ging es weiter. Lars war voller Euphorie. Keiner würde ihm ansehen, wie schlecht seine Blutwerte waren und damit auch sein eigentliches Energiepotenzial. Er stürmte über das Feld und kickte denn Ball von einem Spieler zum Nächsten und schien dabei nicht müde zu werden. Erst als das Spiel zu Ende war - seine Mannschaft hatte 10 zu 6 gewonnen - merkte er, dass seine Beine ein wenig zitterten.

Zuhause gab es schon bald Abendessen und Lars konnte seinen Bärenhunger endlich stillen. Es gab Eintopf mit Hackfleisch und Lars schaufelte eine ordentliche Portion in sich hinein. "Da hat wohl jemand mal wieder guten Appetit!", lachte seine Mutter und wies ihn ihm gleichen Zug darauf hin, das Trinken nicht zu vergessen. "Mama?", setzte Emilia an. "Was ist los?", entgegnete ihre Mutter und blickte in ihre Richtung. Der Vater saß am Kopfende des Tisches und holte sich gerade eine zweite Portion und Lars erwischte Nele dabei, wie sie heimlich etwas in ihr Handy tippte. Er grinste ihr zu und sie lächelte verschwörerisch zurück, beide wussten, dass ihre Eltern es nicht besonders mochten, wenn sie am Essenstisch ihre Handys oder anderes Zeug hatten, obwohl Lars noch gar kein eigenes Mobiltelefon hatte. Emilia hatte ihre Mutter soeben gefragt, wann sie in die Schule kam, da sie es nicht mehr erwarten konnte, endlich eingeschult zu werden. Lars schüttelte darüber nur den Kopf und auch ihre Eltern sagten, dass sie das letzte Jahr im Kindergarten doch noch genießen sollte. Im selben Moment, da ihre Mutter antworten wollte, klingelte das Telefon.


The kids at station 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt