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Lars wurde vom Schreien eines Babys geweckt. Stöhnend rieb er sich die Augen. Er war noch nie ein Morgenmensch gewesen und dieses schreckliche Geräusch aus dem Nebenzimmer würde erst recht nichts daran ändern. Auch die Erkenntnis, dass er heute seine Operation haben würde, trieb ihn nicht aus dem Bett und so verkrümmelte er sich - wie eine Schildkröte unter ihrem Panzer - unter seiner Bettdecke. Aus dem kleinen Badezimmer hörte er das Rauschen von Wasser. Seine Mutter duschte, wie jeden anderen Morgen auch. Im Gegensatz zu ihm war sie in den frühen Morgenstunden schon hellwach und voller Tatendrang.

Das Baby hörte einfach nicht auf zu schreien und Lars hielt den abscheulichen Lärm einfach nicht mehr aus. Er strampelte sich von seiner Bettdecke frei und freute sich auf das Frühstück. Sein Magen knurrte, er hatte einen Bärenhunger! Gerade kam seine Mutter mit einem Handtuch auf dem Kopf aus der Tür, die zum Bad führte und lächelte ihn fröhlich an. "Guten Morgen, na hast du gut geschlafen? Scheinst gestern ganz schön müde gewesen zu sein, hab ich Recht?", redete sie auf ihn ein und setzte sich auf ihr eigenes Bett. "Morgen, hm kann sein...", murmelte er vor sich hin und tappte auf die Toilette. Als er wieder herauskam saß seine Mutter gerade an ihrem Handy und tippte mit ihren schlanken, langen Fingern eine Nachricht. "Wann gibt's Frühstück?", rief Lars und lief auf sie zu.
Seine Mutter wandte sich von ihrem Handy ab und machte aufeinmal einen zerknirschten Eindruck. Was war denn nun schon wieder los? Bitte nicht schon wieder eine schlechte Nachricht! Lars biss sich auf die Lippen und wartete ab. Er tat das öfters, wenn er gespannt auf eine Antwort wartete und hatte deswegen sogar schon einmal eine angeschwollene Lippe gehabt. "Das hab ich dir ganz vergessen zu sagen, Lars. Du darst heute Früh nichts essen. Wegen der OP weißt du?", erklärte sie und machte dabei ein schuldbewusstes Gesicht. "Warum soll ich denn deshalb nichts essen dürfen?", schnauzte er seine Mutter an. "Bei der Operation hast du einen Schlauch im Mund, der dich mit Luft versorgt, weil du unter der Narkose nicht alleine atmen kannst. Wenn du unter irgendwelchen Umständen spucken müsstest, würdest du ersticken, das willst du ja wohl nicht, oder?", hakte sie mit hochgezogenen Augenbrauen nach. "Nein.", murrte er. "Aber verhungern will ich auch nicht.", setzte er hinzu. "Keine Sorge, du bist auf jeden Fall am Vormittag noch dran und bis dahin wirst du es schon irgenwie aushalten. Danach kannst du dir ja dann den Bauch vollschlagen." Sie zwinkerte ihm zu und er musste grinsen. Allerdings hoffte er nun, dass er so schnell wie möglich operiert wurde.

Damit Lars es nicht allzu schwer hatte, trank seine Mutter nur ihren Kaffee, ohne den sie niemals auskam und nahm sich von ihrem Frühstückstablett nur eine halbe Banane. Wieder einmal gab es nichts zu tun und ohne den Spieleraum neben ihrem Zimmer wären Mutter und Sohn wohl in Langeweile versunken. Nicht einmal einen Fernseher gab es. Doch Lars' Mutter hatte bereits nachgefragt und sie würden bald einen bekommen.

Um halb 12, später als ursprünglich geplant, kam die langersehnte Krankenschwester, um Lars abzuholen. Der war inzwischen wieder in sein Zimmer zurückgekehrt und wartete nun geduldig auf seinen Einsatz. Die Minuten verbrachte er mal wieder vor dem Fenster. Heute war Samstag und normalerweise würde er jetzt Fußball spielen. Das Wetter draußen war super. Stahlender Sonnenschein und keine Wolke weit und breit. Was hatte er nur für ein Glück ausgerechnet jetzt unters Messer gelegt zu werden? "Lars? Es ist soweit kommst du bitte mit?", tönte es hinter ihm und Lars drehte sich ruckartig um.

The kids at station 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt