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Lars hörte Schritte, die die Treppe hinaufkamen und sich seiner Zimmertür näherten. Er hatte keine Lust mit irgendjemand zu reden, obwohl er ja selber wusste, dass alle nur das Beste für ihn wollten und dass er selber Schuld an seiner schlechten Laune war. Es klopfte und seltsamerweise trat sein Vater und nicht seine Mutter ins Zimmer. Normalerweise tröstete oder ermutigte ihn immer seine Mutter. Lars hatte das Gefühl, sein Vater konnte dieses ganze Gefühlszeug nicht so sehr leiden und beschäftigte sich lieber mit fröhlicheren Dingen. Aus diesem Grund konnte man mit seinem Vater eine Menge Spaß haben und sehr viel lachen. "Hey Lars.", startete er das Gespräch und hielt ihn nicht davon ab, seinen Fußball weiterhin gegen die Wand zu treten. "Hey.", murmelte Lars und schaute weiterhin sturr geradeaus. "Weißt du, eigentlich hast du ja total Recht mit deinen Bedenken, das muss ich selbst zugeben.", fuhr sein Vater fort und Lars fragte sich, woher diese plötzliche Wende kam. Gespannt wartete ab, was er weiterhin zu sagen hatte, setzte jedoch immer noch ein griesgrämiges Gesicht auf. "Natürlich kann es sein, dass du ein wenig den Anschluss zu deinen Kumpels und auch in der neuen Klasse verlieren wirst, aber du darfst wissen, dass deine wahren Freunde immer zu dir halten werden und dich nicht wegen ein paar Wochen aufgeben.", sprach er mit sanfter Stimme aus. "Es kann auch mehrere Monate dauern, wenn nicht alles gut läuft.", knurrte Lars leise und ließ als seine negative Energie hervorsprudeln. "Ja, Lars, das kann es, aber wir hoffen das Beste. Natürlich können immer Schwierigkeiten auftreten und das Ganze in die Länge ziehen, aber das ist doch immer so im Leben, nicht wahr? Noch bist du jung und steckst die Chemo und alles damit Verbundene noch am Allerbesten weg, vertrau mir. Außerdem kannst du ja trotzdem in Kontakt mit deinen Freunden bleiben. Es gibt Telefone, Handys und Computer, auch wenn das vielleicht nicht das Gleiche ist wie ein persönliches Treffen. Und was die Lehrerin angeht - sie soll supernett sein und tollen Unterricht machen, der gar nicht so lange dauert.", munterte sein Vater ihn weiter auf. Lars fing den Ball in den Händen auf und drehte sich in die Richtung seines Papas, der neben ihm an der Wand gelehnt, stand. Er musste zugeben, dass das alles eigentlich gar nicht so schlimm klang, wie er dachte und seine Wut nahm Stück für Stück ab. "Was ist mit Unterhaltung? Fußball? Ich glaube kaum, dass es dort viele Möglichkeiten zur Beschäftigung gibt, von Sport ganz zu schweigen.", murrte Lars und fing an, den Fußball mit einer Hand zu dribbeln. "Deine Mutter hat sich was das angeht bereits ein Wenig informiert. Es gibt auf jeden Fall einen Fernseher und ein Leptop für dich und wenn du willst kommen auch jeden Nachmittag ein paar junge Frauen, die mit dir basteln oder so etwas.", gab sein Vater zur Auskunft und grinste ihm zu. Den Sport verschwieg er dabei grundsätzlich. Natürlich wusste er, dass dies auf keinen Fall möglich sein würde. "Hm, ich bin mir nicht so sicher, ob ich Lust auf Basteln habe. Das ist doch was für Mädchen.", wandte Lars ein. "Musst du ja auch nicht. Naja, du kannst ja heute Nacht in aller Ruhe darüber nachdenken.", schlug sein Papa vor und blickte dann aufeinmal mit einem verschwörerischen Blick auf die Uhr. Lars verstand zuerst nicht, was er denn wollte, doch dann realisierte er und sprang grinsend nach unten ins Wohnzimmer - gerade noch pünktlich für seine Lieblingsserie.

The kids at station 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt