Es klopfte und eine junge hübsche Krankenschwester kam ins Zimmer. Sie brachte den Beiden auf einem Wagen, auf dem zwei Tabletts standen, etwas zu trinken und ein warmes Essen, das unter einer Plastikhaube versteckt war. Die Uhr im Raum zeigte genau halb sechs. Lars hatte sich die Zeit vertrieben, indem er mit seiner Mutter in das Zimmer nebenan gegangen war, wo es mehrere Brettspiele und Puzzles gab. Eine Krankenschwester hatte Mutter und Sohn den Raum gezeigt, damit sie sich nicht langweilen mussten. Zusammen hatten sie dann mehrere Runden Uno, sowie ein Brettspiel gespielt, dass sie selbst zu Hause hatten. Lars musste zugeben, dass er schon seit einer Weile nicht mehr mit seiner Mutter oder Familie ein Spiel gespielt hatte. Trotz der miserablen Umstände hatte es ihm wirklich Spaß gemacht. Auf seinem Teller lag ein Stück Fleisch, Buttergemüse und Kartpffelpuffer. Obwohl er Krankenhausessen nie für schmackhaft gehalten hatte, schmeckte es köstlich. An dem kleinen Tisch im Zimmer aßen Lars und seine Mutter schweigend vor sich hin, doch auch ihr schien das haargenau gleiche Essen sehr gut zu schmecken.
Am Abend kam sein Vater und brachte einige Sachen von seiner Mutter und ihm mit. Seine zwei Schwestern - Emilia und Nele - waren auch dabei. Nele war jetzt fast 16 und Emilia 5. Er war also das Sandwichkind, das als Fleisch inmitten von zwei Brötchenhälften lag, mit diesem Beispiel wurde er zumindestens von seiner Mutter verglichen. Lars' Vater umarmte zuerst seine Mutter und kam dann auf ihn zu. Man konnte ihm ansehen, das er mit den Nerven fast am Ende war und doch brachte er ein liebevolles und warmherziges Lächeln zustande. "Lars, Lars, Lars...". Er schloss ihn in eine Umarmung und drückte ihn einmal fest. "Hi Dad.", sagte Lars mit trockenem Hals und musste doch grinsen. Die Situation war mehr als seltsam und trotzdem irgendwie schön. Lars spürte, wie lieb ihn seine Familie hatte, auch wenn es sich kitschig anhörte. Seine beiden Geschwister standen ein Stück entfernt im Zimmer und betrachteten vorerst Lars mit seinen Eltern, bevor sie selbst zu ihm gingen.
Lars' Vater und seine beiden Schwestern blieben nicht allzu lange. Im Gegensatz zu Nele verstand Emilia den Ernst der Lage nicht wirklich und riss hin und wieder ein paar unpassende Witze. Allerdings lockerte dies die Situation ungemein auf und zauberte ihnen wieder ein ehrliches Lächeln auf die Lippen. Mama informierte alle über das Wichtigste und teilte ihnen mit, dass Lars schon morgen operiert werden würde, um sein Knochenmark zu untersuchen. "Tut das dem Lars weh?", fragte Emilia leise und machte große Augen. "Nein Emilia, das tut ihm nicht weh, er bekommt eine Medizin, die ihn schlafen lässt, damit er nichts mitbekommt, weißt du?", erklärte ihr ihre Mutter sanft. Sie schien die Antwort zu beruhigen und hüpfte zu dem großen Fenster, um ihre kleine Stupsnase an die Scheibe zu drücken. Nele sagte nicht viel, die ganze Zeit über, sah man ihr an, dass sie viel nachdachte. Anstatt jedoch ihre Sorgen in Fragen umzuwandeln, blieb sie lieber ruhig und schaute nur abwechselnd zwischen Lars und seiner Mutter hin und her. Zum Schluss, als er Zeit war zu gehen, da für die Beiden ja am nächsten Morgen Schule war und sie noch eine längere Fahrt vor sich hatten, stellte Nele allerdings doch noch eine Frage. "Wie lange muss Lars jetzt hier bleiben?" Sie richtete ihren Blick starr auf ihre Mutter und zeigte keine Emotionen. "Ich weiß es nicht genau Schatz, aber ich denke nicht länger als ein paar Tage und dann kommen wir wieder nach Hause.", gab sie aufmunternd zurück und drückte ihr zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. "Komm Emilia!", rief der Vater und öffnete bereits die Tür. Die Fünfjährige konnte sich nur schwer von dem Ausblick lösen, der sich ihr hinter dem Fenster bot. Lars musste schmunzeln. Auch auf ihn hatte das Fenster etwas Anziehendes. Mit kleinen und schnellen Schritten sprang sie auf die Tür zu und blieb dann aprupt stehen. "Willst du noch tschüss zur Mama sagen?", wollte ihr Vater von ihr wissen und schaute ihr dabei tief in die Augen. "Ja!", rief sie laut aus und warf sich ihrer Mutter in die Arme.
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The kids at station 7
Short StoryEin ganz normaler Arztterim, dachte er. Schulfrei und eine entspannte Autofahrt nach Ulm, in der er auf dem Handy seiner Mutter ein Spiel spielen durfte. Man würde nur seine Fingernägel genauer unter die Lupe nehmen, mehr nicht. Die gehasste Doppels...