Der männliche Arzt, der da gerade seine Fingernägel unter die Lupe nahm, war vermutlich ein absoluter Frauenschwarm. Zumindest dachte Lars das, als er ihn näher betrachtete. Dunkelbraune, dichte Haare, die an den Seiten etwas kürzer rasiert waren und einen Dreitagebart, der ihm ziemlich gut stand. Seine Stimme klang rau und männlich, auf so etwas standen Frauen, das wusste er. In seiner Klasse hatte er einmal mitbekommen, wie Luisa und Mel über Jungs geredeten hatten und dabei gehört, was ihre Vorlieben waren. Die raue Stimme war aufjedenfall dabeigewesen. Wie auch immer, gerade redete der junge Arzt mit seiner Mutter darüber um was es sich bei seinen missgebildeten Fingernägeln handeln konnte. Auch seine Fußnägel, die genauso aussahen nahm er unter die Lupe. Als Außenstehender konnte man sich nur schwer vorstellen, was man damit meinte, da es eben nicht normal war. Lars kannte Keinen, der genau die Gleichen besaß. Die Nägel waren runzelig und eher eine verhornte Stelle, als ein glatter Nagel. Lars war froh, dass er kein Mädchen war, denn wenigstens brauchte er nicht darüber trauern, sich nicht die Nägel lackieren zu können.
"Was natürlich noch eine zweite Möglichkeit wäre, ist ein sehr starker Mangel an Zink Eisen oder auch Vitamin H." Er empfahl zudem Kieselerde, die man in jeder Drogerie bekommen konnte. Die erste Theorie hatte Lars nicht mitbekommen, jedoch verstand er sowieso nur wenig, was dieser Arzt da von sich gab. Seine Mutter nickte regelmäßig und hörte konzentriert zu. Er selbst saß auf einem hohen Patientenstuhl und schaukelte mit den Füßen während er sich im Raum umsah. Auf einem kleinerem Wagen, der mehrere Fächer besaß, lagen seltsame Instrumente und Stäbchen. Lars überlegte, für was man die Dinger wohl gebrauchen könnte, wurde aber plötzlich aus seinem Gedanken gerissen.
"Tut dir das weh?", fragte der Schönling mit seinen perfekt frisierten Haaren und drückte auf seinen Fingernägeln herum. "Nö, überhaupt nicht.", antwortete Lars und schüttelte den Kopf. Der Arzt schien wieder zu überlegen und schien sich anscheinend immer noch nicht so sicher zu sein, was es mit den Missbildungen am Ende seiner Finger auf sich haben könnte. Seine Mutter kramte gerade in ihrer Tasche und holte ein Taschentuch hervor, mit dem sie sich die Nase schnäuzte und verstaute dieses dann schnell in ihrer Hosentasche. Lars las das Namenschild, das an dem weißen Kittel des Arztes befestigt war und schmunzelte. Dr. Maulbart hieß der Mann und irgendwie passte der Name.
Dieser war gerade eben mit seinem rollbarem Stuhl zu einem Computer in der Ecke des Zimmers gefahren und hackte irgendetwas in die Tastatur. Er hielt kurz inne und sprach dann aus, was Lars seine Augen größer machen ließ. "Hat man Lars schon einmal Blut abgenommen?", wollte Dr. Maulbart von seiner Mutter wissen. "Nein, bisher eigentlich noch nicht. Warum?", fragte sie mit einem Hauch von Sorge in ihrer Stimme. "Nun, die Fingernägel ihres Sohnes geben mir doch ein wenig zu denken und deshalb wollte ich sichergehen, ob mit seinem Blutwerten alles stimmt.", sprach der Arzt aus und fuhr fort. "Um sicher zu gehen, würde ich es lieber einmal untersuchen lassen. Wäre das in Ordnung?". Er widmete die Frage Lars' Mutter, obwohl es doch hier ohne Zweifel um ihn ging. Diese Beobachtung verärgte Lars und er schnaubte. Dr. Maulbaurt schien das zu bemerken und wandte sich umgehend zu ihm. "Entschuldigung Lars, wärst du damit einverstanden, dass man dir ein wenig Blut abnimmt?". "Keine Angst, es tut nicht sehr weh.", setzte er aufmunternd hinzu, doch Lars wusste, das diese Aussage von Ärzten nie stimmte. Trotzdem nickte er, schließlich wollte er ja kein Weichei sein, das sich vor einer kleinen Nadel in die Hose machte. Als Dr. Maulbart ihn daraufhin freundschaftlich anlächelte und sagte, er käme gleich wieder, wurde es ihm jedoch mehr als mulmig zumute."Ist alles in Ordung, Schatz?", fragte seine Mutter ebenso lächelnd nach und machte es damit nur noch schlimmer. "Blutabnehmen ist wirklich nicht schlimm, nur ein kleiner Pieks und dann ist es auch schon vorbei.", versuchte sie ihm die Angst zu nehmen, was jedoch nur schlecht funktionierte. Lars versuchte, während er wartete, an etwas Anderes zu denken und stoß dabei in seinem Kopf auf seine Klasse, die er auf einmal sehr beneidete. Nicht lange und der Arzt kam mit einer ovalen Pappschachtel wieder zurück ins Zimmer und setzte sich vor Lars auf seinen Stuhl. "So, dann wollen wir mal.", sagte er mit lockerer Stimme und zog sich blaue Gummihandschuhe über. Er desinfizierte seinen linken Arm, den Lars widerwillig freigemacht hatte, schnallte ein breites Gummiband um seinen Oberarm und zog es fest. Lars konnte spüren, wie sein Arm zu pulsieren begann und die Vene, die durch seine Haut schimmerte, immer weiter nach außen trat, sodass sie deutlich zu erkennen war. "Du hast aber sehr schöne Venen, machst bestimmt viel Sport, oder?", fragte Dr. Maulbart lächelnd. Lars nickte, ebenfalls lächelnd, und stellte sich die Frage, was an einer Vene wohl schön sein konnte. Dieser Gedanke war jedoch sofort wieder verschwunden, als er plötzlich eine überaus spitze Nadel aufblitzen sah. Lars zog scharf die Luft ein und schaute schnell weg, als der Arzt die Nadel an seinem Arm ansetzte. Er erblickte seine Mutter, die ruhig und mit verschränkten Armen auf ihrem Stuhl saß und ihm zulächelte. Da merkte er, wie die Nadel in seine Haut eindrang und in die Vene verschwand. Lars drehte seinen Kopf langsam wieder zum Ort des Geschehens und musste feststellen, dass er sich sowohl den Schmerz, als auch den Anblick schlimmer vorgestellt hatte. Dr. Maulbart zog zwei kleine Spritzen mit seinem dunkelroten Blut auf und zog die Nadel auch schon wieder heraus. Schnell drückte er dann ein kleines Stück Tuch auf die Einsstichstelle und überließ dann Lars das Drücken in seiner Ellenbeuge. "Drück noch ein wenig, sonst bekommst du einen blauen Fleck.", sagte Dr. Maulbart und beklebte die kleinen Blutkanülen mit Zetteln, auf dem Lars' Name zu stehen schien.
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The kids at station 7
Krótkie OpowiadaniaEin ganz normaler Arztterim, dachte er. Schulfrei und eine entspannte Autofahrt nach Ulm, in der er auf dem Handy seiner Mutter ein Spiel spielen durfte. Man würde nur seine Fingernägel genauer unter die Lupe nehmen, mehr nicht. Die gehasste Doppels...