3. Kapitel

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„Dieser Will scheint wirklich ein ganz netter zu sein. Seid ihr Freunde?"

„Nein Mom."

„Und stell dir vor er will vielleicht Arzt werden! Bei ihm würde ich sogar gerne in Behandlung gehen!"

Meine Mutter will einfach nicht aufhören, von Will zu schwärmen. Dauernd zu fängt sie mit ihm an. Entweder schwärmt sie für ihn oder sie mag ihn einfach nur.

„Er scheint wirklich vernünftig zu sein, Nico."

„Schön, aber ich habe ihn heute das erste Mal gesehen. Deshalb wird man nicht gleich zu besten Freunden.", blaffe ich zurück. Ich habe keine Lust mehr auf ein solches Gespräch.

Mom bleibt an der Ampel stehen und schaut mich kurz an. „Tut mir Leid, aber das ist das vorletzte Jahr an der High School. Du musst doch mal ein paar Freunde finden, du kannst doch nicht den ganzen Tag vor deinem PC sitzen."

„Ich habe Jason. Und... Percy, Leo und Frank.", murmele ich. Sie richtet ihren Blick wieder auf die Straße, die Ampel wird Grün und sie fährt weiter. „Jason kommt vielleicht einmal im Monat vorbei, manchmal sogar nur in den Ferien. Und deine anderen Freunde habe ich noch nie gesehen."

Ich stöhne. „Na und?"

„Bianca hat sonst immer Freunde nach Hause eingeladen."

„Ich bin aber nicht Bianca."

„Nico."

„Was?"

„Kannst du nicht wenigstens mal versuchen ein Freund mit Jemandem zu werden."

„Nein.", kommt meine Antwort, wie aus der Pistole geschossen. Ich will einfach nicht zu viele Kontakte mit anderen Menschen aufbauen. Auf der Welt ist so viel Terror und es gibt so viele Gefahren. Ich will niemanden an mich ran lassen, dann muss ich auch nicht leiden, wenn ich Jemanden verliere.

„Merkst du nicht, dass dich das zerfrisst?", fragt Mom als sie in unsere Garage fährt. Das Auto bleibt stehen und sie schaltet den Motor aus. Sie schaut mich an, doch ich starre bloß aus der Windschutzscheibe.

Ich beantworte ihre Frage nicht und steige einfach aus und laufe ins Haus. Schnell gehe ich in die Küche, scanne die Schränke und den Kühlschrank nach etwas zu Essen ab. Mein Blick fällt auf einen Granatapfel. Dad hat Granatäpfel geliebt. Ich schnappe ihn mir und verschwinde in meinem Zimmer.

~~~

Es ist fast Mitternacht, als mein Handy kurz klingelt. Eine Benachrichtigung von Facebook.

Will Solace hat Ihnen eine Freundschaftsanfrage geschickt.

Einen Moment lang erstarre ich und weiß gar nicht wie ich reagieren soll. Dann klicke ich auf sein Profil. Sein Profilbild zeigt ihn, was für ein Wunder, in Bermudashorts und T-Shirts an einem Strand. Er hält beide Daumen nach oben und grinst total bescheuert. Seine hellen blauen Augen scheinen fast schon weiß zu sein und seine wilden, lockigen Blonden Haare stehen, anscheinend vom Wind, von seinem Kopf ab. Das Bild hat um die 45 Gefällt mir-Angaben und ein paar Kommentare. Meistens Mädchen.

Tolles Bild!

Will in seiner vollen Pracht :P

Doch er hat nicht auf die Kommentare geantwortet, geschweige denn sie gelikt.

Ich verkleinere sein Profilbild wieder und scrolle durch seine Chronik. Mehrmals wurde er auf Bildern von einem Bogenschützenverein markiert, ein Bild sieht richtig professionell aus. Er sieht konzentriert aus, die Sehne ist gespannt, genauso wie die Muskeln an seinem Oberarm. Seine Haare, die der Wind wohl in sein Gesicht geweht hatte, scheinen ihn nicht zu stören. Er ist total fokusiert darauf, den Pfeil in die Mitte der Zielscheibe zu befördern. Ich warte regelrecht darauf, dass er los lässt, doch natürlich passiert nichts, es ist immerhin ein blödes Bild. Ich blinzele kurz verwirrt und scrolle weiter, doch viel gibt es nicht mehr zu sehen. Also gehe ich wieder ganz nach oben und mein Daumen schwebt einen Moment über dem Annehmen Button. Warum zögere ich so lange? Sonst schaue ich manchmal nur ob ich den Namen kenne und entscheide dann, ob ich annehme oder nicht. Ich schüttele leicht meinen Kopf. Irgendetwas stimmt einfach nicht mit mir.

Ich weiß nicht wieso, aber als ich dann auf den Annehmen Button klicke, wo dann sofort der Sie sind nun mit Will Solace befreundet!-Satz kommt, halte ich die Luft an. Als ob ich erwarten würde, dass irgendetwas passiert. Doch genau das tut es nicht. Was soll auch passieren? Ich sperre mein Handy und werfe es auf die andere Seite meines Bettes. Ich stehe auf und will gerade meinen Fernseher anmachen, als ich den vertrauten Klingelton meines Handys höre. Langsam drehe ich mich um, dann springe ich regelrecht zu dem Platz wo mein Handy liegt, entsperre es und..

Ey Nico, haste bock mit Piper, Percy, Annabeth und so ins Kino zu gehen? Heute um 19 Uhr?

Es ist nur Jason. Ich atme kurz aus. Hatte ich etwas anderes erwartet? Nein, einfach nur nein. Habe ich Lust mit ins Kino zu gehen? Eigentlich nein, zwar haben meine Kopfschmerzen nachgelassen, aber ich habe einfach keine Lust heute noch einmal raus zu gehen. Bei meinem Glück ist Zack auch im Kino, oder es wird ein bescheuerter Abend weil alle Pärchen zusammen abhängen und ich halt auch da bin. Vielleicht bringt ja Leo auch seine Freundin mit.

Nee, sorry hab Kopfschmerzen.

Dann lehne ich mich einfach zurück und starre gegen die Decke. Doch das Bild von Will beim Bogenschießen geht mir nicht mehr aus dem Kopf.


~~~


Hey :) Hier ist das nächste Kapitel, viel Spaß beim lesen ;)

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt