15. Kapitel

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Später schlägt Will vor, spazieren zu gehen. Eigentlich habe ich keine Lust, ich habe es mir vor dem kleinen Fernseher gemütlich gemacht und wollte mit irgendwelchen dummen Reality Shows meine Leere etwas vergessen.

„Nico, wir gehen jetzt raus.", sagt er nun schon zum dritten Mal. Langsam fühle ich mich schon wie ein Hund. Doch ich reagiere nicht einmal, starre weiterhin müde auf den Fernsehbildschirm mit der Fernbedinung in der Hand.

„Nico di Angelo"

Auch das bringt nicht wirklich etwas. Er rüttelt mich an der Schulter und ich schiele leicht zu ihm und muss lächeln. Er sieht aus als ob er sich Sorgen machen würde. Aber warum? „Wir gehen jetzt raus.", bestimmt er erneut und will nach der Fernbedienung greifen.

„Nope", sage ich und ziehe schnell meine Hand weg, damit er sie mir nicht abnehmen kann. „Frische.. Luft.. tut.. gut", sagt er während er mich ins Sofa drückt und versucht meine rechte Hand mit der Fernbedienung fest zu halten um mir diese abzunehmen. Er lächelt nun und irgendwie muss ich anfangen zu kichern. Doch gleichzeitig kommt mir ein anderer Gedanke. Bianca und ich haben sonst auch immer so „gekämpft" als wir kleiner waren. Der Gedanke lenkt mich ab, sodass Will mir die Fernbedienung entreißt.

„So", sagt er und macht den Fernseher aus. Ich stöhne. „Muss das jetzt sein?", frage ich und beobachte wie Will die Fernbedienung wirklich in der Küche auf dem höchsten Schrank deponiert, damit ich nicht hin komme. Ich verdrehe die Augen.

„Ja muss es. Nicht das du noch depressiv wirst."

Ich stöhne erneut. Als ob das passiert. Er packt mich am Arm und zieht mich vom Sofa hoch. Einen Moment stehen wir fast Brust an Brust da, er hält immer noch meinen Arm fest. Ich schaue ihn an. Seine hellen Augen scheinen über mein Gesicht zu huschen. „Was ist?", möchte ich fragen, bleibe aber still.

Will zwinkert, schüttelt leicht den Kopf und tritt dann zurück. Dann gehen wir los raus.

~~~

Zehn Minuten laufen wir am Ufer des Sees entlang, aber ich bin wenig motiviert. Obwohl gelbe Blätter den Weg bedecken, die Sonne scheint und alles Gold wirkt, will ich lieber wieder zurück in das Haus. Oder nach Hause um ein bisschen zu zocken.

Will läuft immer ein paar Schritte vor mir, er hat sich nicht einmal eine Jacke angezogen, und schaut immer wieder zu mir zurück. Immer wieder lächelt er, während ich mich im Kragen meiner Jacke eher verstecke. „Na komm schon Nico!"

Müde schaue ich ihn an. „Was?", gebe ich leicht genervt zurück.

„Du kannst doch an so einem Spätsommertag nicht so schlecht gelaunt sein!"

Ich schaue ihn ernst an. „Doch, siehst du doch."

Er lacht, wirft dabei seinen Kopf zurück, sodass seine Locken mit wackeln. Süß. Gott, warum denke ich das das süß ist?

„Komm wir gehen Steine flitschen.", sagt Will und springt wie ein kleines Kind zum Ufer. Ich stöhne erneut, folge Will aber trotzdem.

Er sucht nach guten Steinen und wirft sie auf das Wasser, die schließlich zwei bis dreimal springen. Ich stehe Abseits, meine Hände tief in meinen Taschen vergraben.

„Komm schon Nico!"

Erneut rolle ich mit den Augen. „Wirf auch einen Stein!"

„Ich kann das nicht.", nuschele ich in meinen Kragen.

Will grinst, versucht dann ernst zu schauen und hält sich dann die Hand vor dem Mund und nuschelt irgendetwas. „Was?", frage ich.

Er lacht erneut. „Ich habe gesagt ich verstehe dich so schlecht wenn du in deine Jacke nuschelst."

Erneut Augenrollen von mir. Nun springt er über die größeren Steine die hier liegen zu mir, irgendwie muss ich dabei an eine Bergziege denken. Will hält mir einen flachen Stein hin. „Hier" Ich reagiere nicht wirklich.

Er seufzt. „Du wirst doch wohl diesen Stein nehmen können."

Ich schaue ihn an. „Und dann?"

„Flitsch' ihn über das Wasser."

Ich schüttele den Kopf. „Ich kann das nicht."

Das zweite Mal heute zieht er an meinem Arm. „Dann lern' es doch!"

Wieder am Wasser angekommen sucht er sich einen neuen Stein. „Es ist ganz einfach. Du stellst dich hin", sagt er und dreht sich mit der Seite in der er den Stein hält in der Hand zum Wasser, „und wirfst ihn auf das Wasser."

Drei Hüpfer. Platsch, platsch, platsch.

„Jetzt bist du dran!"

Wow, er ist wirklich fast wie ein kleines Kind. Ich drehe mich mit meiner rechten Seite zum Wasser und werfe den Stein.

Platsch. Er ist nicht einmal gehüpft. „Schau, ich kann das nicht. Können wir weiter gehen?"

„Mensch Nico, du kannst doch nicht immer gleich aufgeben.", sagt Will und seine Stimme klingt irgendwie streng.

„Machst du das immer so? Immer gleich aufgeben? In deinen Ballerspielen gibst du doch auch sofort nicht auf wenn du stirbst, oder?"

Ich rolle erneut mit den Augen, wow, ich bekomme noch Augenmuskelkater.

„Das ist etwas anderes.", sage ich.

„Etwas anderes? Oh nein, es ist gar nichts anderes. Vielleicht kannst du im echten Leben nicht respawnen (ist das überhaupt ein deutsches Wort, haha omg XD). Du musst einfach weiter machen, auch wenn dich irgendetwas immer wieder zurück wirft. Das Leben ist mehr als ein Spiel."

Ich schaue ihn einfach nur an, er erwidert meinen Blick. Irgendwann schaut er weg und seufzt, sucht nach einen neuen, geeigneten Stein.

„Nochmal", sagt er und kommt auf mich zu. Warum kommt er so nahe? Ich will einen Schritt zurück weichen, rutsche ab und kippe nach hinten. Will schnellt vor, packt mich und zieht mich zurück. Einen Moment klammere ich mich an ihn, bis ich wieder fest stehe. „Danke.", murmele ich, meine Wangen werden heiß und ich schaue ihn etwas schüchtern an. Er lächelt nur. „Alles gut. Ich kann dich ja nicht einfach in den See fallen lassen.", flüstert er zurück.

Warum flüstert er, wir sind hier doch ganz alleine? Tief schauen wir uns in die Augen, klammern uns immer noch an einander. Je länger ich ihn anschaue, desto mehr wächst der Drang in mir mit meiner Hand durch seine Haare zu fahren. Ein Locke zu nehmen, um einfach nur zu wissen ob sie wirklich so weich sind wie sie aussehen.

„Nico.", murmelt er und beugt seinen Kopf leicht zu mir hinunter. Mein Herz fängt an zu rasen, während wir uns näher kommen.

„William Solace!"

Ich zucke zusammen und stoße mit meinem Kopf an den von Will. Er lässt mich los und wirbelt herum, ich reibe mir leicht die Stirn und schaue den Mann an, der gerade gekommen ist.

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Es ist Freitag, yay :D 

Muhahaha, mal wieder ein kleiner Cliffhanger :D Wer da wohl Nico und Will stört? :D

Bin mir immer noch unsicher ob respawnen ein korrektes deutsches Wort ist, haha

1,3 k Reads komm nicht drauf klar *-* Außerdem feiere ich eure Kommentare immer wieder :'D Immer weiter her damit :D

Bis Dienstag :D 

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt