9. Kapitel

2.1K 150 9
                                    

Als ich die Haustür hinter mir schließe höre ich schon die Schritte meiner Mutter. Ich drehe mich um und sehe gerade noch wie die Enttäuschung aus ihren Augen weicht. Enttäuscht, weil ich nicht Bianca bin.

„Gut, dass du da bist, das Essen ist gerade fertig.", sagt sie. Ich lege meine Tasche vor der Treppe ab und laufe dann in die Küche. Es gibt Spaghetti Bolognese, der Tisch ist für drei Leute gedeckt. Ich hole noch einmal Luft.

Mom befördert gerade mit einer Zange Nudeln auf meinen Teller. „Weißt du wann Bianca kommt?", fragt sie dann, ein schmales Lächeln auf ihren Lippen.

Gerade gibt es zwei Dinge die mich richtig ankotzen. Einmal der Fakt, dass Mom so tut, als ob nichts passiert wäre und wir die ganze Zeit eine happy Family wären und das ich jetzt meine Schwester raus reden muss, obwohl die wahrscheinlich ein weiteres super Wochenende hat, während ich hier sitze mit Mom, die dann Trübsal bläst. Ich setze mich auf meinen Platz und greife nach der Tomatensauce.

„Sie hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass sie es wohl doch nicht schafft.", sage ich einfach gerade heraus, als ob es das Normalste wäre, dass es auf der Welt gibt. Mir entgeht nicht, dass Mom's Mundwinkel sofort nach unten fallen.

„Bist du dir sicher?", fragt sie langsam und mit einem unsicherem Ton in der Stimme.

War klar, dass das kommt, denn Bianca und ich haben sie schon einmal überrascht. Ich habe Mom damals auch gesagt, dass sie nicht kommt und abends stand sie dann überraschenderweise vor der Tür. Wahrscheinlich befürchtet sie gerade das Gleiche. Ich gebe etwas Sauce auf meine Nudeln und drehe meine erste Gabel voll. Dann schaue ich sie an. „Ja, sie hat kurzfristig noch ein Projekt bekommen, dass sie mit einem anderen Mädchen erledigen muss. Dieses Wochenende."

Meine Mutter schaut mich noch einen Moment lang an, dann schluckt sie, richtet ihren Blick auf den Teller vor sich und stochert nun nur noch im Essen herum. Es wird mal wieder ruhig zwischen uns, wie so oft.

Als ich meinen Teller leer gegessen habe, hat Mom immer noch nicht viel gegessen. Ich fühle mich schuldig, gleichzeitig wird meine Wut auf Bianca wieder ein Stück größer. Ohne weiter zu überlegen lege ich ihr eine Hand auf den Arm. „Bestimmt kommt sie nächstes Wochenende.", sage ich und versuche einen zuversichtlichen Ton in meine Stimme zu legen.

Mom schaut nur kurz zu mir auf, jetzt sieht sie wieder so gealtert aus wie gestern. Vorhin, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, sah sie viel besser aus. Es fühlt sich so an, als ob unausgesprochene Worte in der Luft hängen, doch ich habe keine Ahnung welche. Ich stelle meinen Teller in die Spüle und räume den Teller und das Besteck, das für Bianca bestimmt war, wieder in den Schrank. Ich will gerade nach oben in mein Zimmer gehen, als mich Mom noch einmal ruft.

„Ja?", frage ich und drehe mich zu ihr um.

„Du sagst mir doch Bescheid, wenn mit Bianca irgendetwas nicht stimmt, oder?"

Ich habe keine Ahnung worauf sie anspielen will, also kneife ich einen Moment lang meine Augen zusammen. Dann nicke ich einfach. „Ja, klar."

~~~

Es ist Samstagabend, gegen 20 Uhr, als mein Handy gar nicht mehr aufhören will zu vibrieren.

Genervt pausiere ich das Spiel, ich spiele übrigens schon den ganzen Tag, abgesehen davon, dass ich bis 15 Uhr geschlafen habe, und entsperre mein Handy.

Zu meiner eigenen Überraschung habe ich mehrere Nachrichten von Will.

Nico?

Dumme Frage vielleicht, aber kann ich vorbei kommen?

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt