10. Kapitel

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Will scheint es nicht eilig mit Erklärungen zu haben, stattdessen schaut er sich in meinem Zimmer um. Sein Gesichtsausdruck zeigt gar nichts von seiner Meinung. Aber ich muss mir eindeutig etwas eingestehen: Er passt hier mit seinem hellen Auftreten überhaupt nicht in meine dunkle Höhle.

„Das ist dein.. Zimmer?", fragt er schließlich.

Ich seufze. „Ja. Aber das tut gerade gar nichts zur Sache. Beantworte meine Frage.

Will schaut mich einen Moment lang an, lässt dann seinen Blick wieder durch mein Zimmer schweifen, der schließlich am Fernseher hängen bleibt. „Hast du gerade gezockt?"

„Nein weißt du ich habe Wäsche gebügelt! Kannst du mir jetzt verdammt nochmal antworten?", frage ich erneut, meine Stimme wird schon lauter. Ich versuche mich zurück zu halten, damit meine Mutter keine Fragen stellt, aber Will treibt mich gerade ganz schön in den Wahnsinn.

Er schaut mich wieder an. „Wie gesagt, ich musste eben mal raus."

Ich atme genervt aus, will schon ein Kissen packen und es nach ihm werfen. „Wir kennen uns doch gar nicht, also was machst du hier?", frage ich erneut aus zusammen gebissenen Zähnen. Meine Hände sind inzwischen auch schon zu Fäusten geballt. Was ist daran so schwer, mir einfach auf meine Frage zu antworten?

Will mustert mich kurz aus zusammen gekniffenen Augen. „Ach, wir kennen uns gar nicht?"

„Nein, eigentlich nicht."

„Ach, warum jetzt eigentlich?"

„Wir hätten nie etwas miteinander zu tun gehabt, wenn ich keinen Ball ins Gesicht bekommen hätte."

Einen Moment lang ist es still. „Da hast du Recht.", murmelt Will dann.

„Du hast wohl was gegen Freundschaften, oder?", fügt Will hinzu.

Das ist jetzt nicht sein Ernst. Das hat er nicht gesagt. Wirklich nicht. Erst kommt er einfach ohne zu Fragen hier herein spaziert und nun redet er über meine „Probleme" mit Freundschaften, wie meine Mutter? Was soll das? Warum tut er das? Und warum ist er eigentlich hier?

„Antworte auf meine Frage.", stoße ich erneut hervor.

„Antworte auf meine.", gibt Will kühl zurück.

Ich versuche mich von neuem zu beruhigen und versuche meine Hände, die immer noch zu Fäusten geballt sind, zu lockern. „Nein, ich habe nichts gegen Freundschaften. Ich bin nur nicht gut darin welche zu schließen.", antworte ich schließlich. Und es überrascht mich selbst, dass ich so ehrlich zu ihm bin.

Will hat nun ein schmales Lächeln auf den Lippen.

„War das so schwer?"

Auf diese Frage antworte ich nicht.

Will sieht sich erneut in meinem Zimmer um und setzt sich dann nach kurzem Zögern auf mein Bett. „Kann ich.. mitspielen?"

„Was?", platzt es aus mir heraus.

Er lächelt mich an.

„Ob ich mit dir zocken kann."

Ich seufze erneut. „Will, kannst du mir erst endlich mal sagen, warum du eigentlich hier bist und nicht bei irgendjemand anderen von deinen Freunden?"

Er weicht meinem Blick aus und denkt einen Moment nach.

„Ich will einfach nur einen Moment lang abschalten, in Ordnung? Können wir später darüber reden?"

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt