27. Kapitel

1.9K 133 68
                                    

Will PoV

Als die Haustür hinter mir ins Schloß fällt, bemerke ich als aller erstes, wie still es im Haus ist.

Ich schlucke. Schlechtes Zeichen. Ich scheine regelrecht wittern zu können welche widersprüchlichen Gefühle in der Luft liegen.

Ich streife mir meine Jacke ab, genauso meine Schule und gehe in die Küche um mir eine Schüssel mit Cornflakes zu machen oder so, irgendwie habe ich Hunger. Ich nehme mir also eine Schüssel aus dem Schrank, linse kurz ins Esszimmer, wo ich meinen Vater sehe. Er steht neben dem Tisch, Rücken zu mir, Arme verschränkt. Dann sehe ich meine Mutter, die am Tisch sitzt. Zwar sehe ich ihr Gesicht nur von der Seite und es ist halb verborgen, weil sie ihren Kopf mit ihren Händen stützt, doch ich merke sofort, dass sie fertig aussieht.

Ich stelle meine Schüssel wieder ab und laufe stattdessen ins Esszimmer. Ich weiß nicht warum, aber ich meine fast schon spüren zu können, dass hier gerade noch eine Diskussion stattgefunden hat.

Um die zehn Sekunden lang passiert nichts, niemand rührt sich und erst Recht sagt niemand ein Wort. Bis sich Dad schließlich umdreht, die Arme immer noch verschränkt, und mich anschaut.

„Wie geht es dir, Will?", fragt er locker und unbeschwert. Als ob alles wie immer wäre.

„Ich... ganz gut, Dad.", antworte ich. Es ist einfach schrecklich. Gerade, auf der Heimfahrt von Nico, habe ich mir noch fest vorgenommen, dass ich versuchsweise „hart" mit Dad umgehe um ihm klar zu machen, was ich von seiner „komm wir fangen in einer neuen Stadt ein neues Leben an und vergessen das alte"-Szene halte. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht schwach herüber zu kommen. Das ich mich nicht unterkriegen lasse und ich meine Meinung sage. Doch.. nur seine Anwesenheit, lässt mich kleiner werden.

Er ist mein Vater. Ich habe Respekt vor ihm. Ich fühle mich immer wie ein kleines Kind vor ihm. Außerdem kann ich mir nur zu gut vorstellen, wie sehr ihn das verärgert hat, dass ich ihm gestern erst einmal meine Meinung gesagt habe. Trotzdem versuche ich mich zu überwinden.

Ich lasse mich neben meine Mutter auf einen Stuhl sinken, wieder einmal ist diese komische Stille eingetreten. Mein Vater mustert mich, Mom scheint jetzt erst zu merken, dass ich auch da bin. In mir wächst der Drang, sie umarmen zu wollen. Sie sieht so verloren in dieser Situation aus. Als ob ihr das alles einfach zu viel wäre.

„Also, ich denke.. wir müssen noch einmal reden.", sage ich. Ich spreche ruhig, aber doch leiser als ich es eigentlich wollte. Doch bei dem, fast schon, bohrenden Blick meines Vaters, geht es nicht besser.

Dad seufzt, stützt sich mit seinen Händen auf der Stuhllehne gegenüber von mir auf und schaut mich an.

„Ja?", fragt er und scheint mich zum Weiterreden ermutigen zu wollen.

„Über die Umzugssache.", füge ich hinzu.

Mein Vater schaut mich einfach nur weiterhin an, während Mom sich zu Wort meldet. „Wir haben gerade darüber geredet, Will."

Ich schaue sie kurz an dann wieder Dad. Ich glaube, das Ergebnis der Diskussion zwischen meinen Eltern schon sagen zu können: Wir ziehen um. Ob ich will oder nicht.

Ich muss an Nico denken, wie verzweifelt und mitgenommen er war, von den Worten die mein Vater ihm an den Kopf geworfen hat. Und das war ja sozusagen noch gut. In seiner Situation hätte er auf alle möglichen dummen Ideen kommen können.. ich will gar nicht daran denken. Nico ist gerade auf dem richtigen Weg. Ich helfe ihm auf diesem Weg vorwärts zu kommen und Bianca und die Dunkelheit, die er irgendwie immer mit herum schleppt, egal ob als Kleidung oder tief in seiner Seele, hinter sich zu lassen. Aber das kann ich nicht, wenn ich weit weg von ihm wohne. Und außerdem haben wir eine Beziehung.

Ich kann es immer noch nicht so richtig glauben, aber wir lieben einander. Kann das mein Vater nicht erzählen? Nur weil er selber schon so verbittert ist? Wie kann man nur so herzlos sein? Wie kann er mich nicht mehr mögen, nur wegen meinen Gefühlen? Nur weil ich vielleicht anders bin als andere Jungs?

Am liebsten würde ich ihm das alles sagen, doch ich kann nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Stattdessen kaue ich auf meiner Unterlippe herum.

„Also", setzt Dad wieder an und seufzt, „wir bleiben hier."

„Aber wir können doch nicht-", setze ich an und halte dann inne.

„Warte, hast du gerade wirklich-"

„Ja, Will. Wir bleiben hier."

Ich spüre regelrecht wie mir ein unglaublich großer Stein vom Herzen fällt. Wir bleiben hier. Ich bleibe bei Nico. Nico bleibt bei mir.

„Ich... wow, das ist toll! Ja, das ist wirklich toll!", sage ich und lächele, meine Sorgen sind alle sofort weg gewischt. Längst vergessen. Unbegründet.

Dad seufzt erneut, setzt sich ebenfalls an den Tisch und schaut mich an.

„Will, ich möchte das du weißt, dass es mir Leid tut. Ja, vielleicht war ich wirklich etwas.." Er räuspert sich kurz. „..unfreundlich zu deinem.. Freund."

Er weicht meinem Blick aus und knetet scheinbar unaufhörlich seine Hände. Er scheint mit diesem Thema wirklich irgendwie zu kämpfen zu haben. „Ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.", sagt er, schaut mich jetzt endlich an und lächelt leicht.

„Ich will mich aber auch bei.. wie heißt er noch?"

„Nico"

„Nico, genau. Ich will mich aber auch bei Nico entschuldigen. Persönlich."

„Also was hältst du, wenn er in den nächsten Tagen zum Abendessen vorbei kommt?", fragt meine Mutter nun und schaut mich mich einem Lächeln an.

Ich bin wirklich überrascht. Von meiner Mutter hätte ich so was auf jeden Fall erwartet, sie ist nett zu alles und jedem. Ich glaube sie würde manchmal sogar die Obdachlosen in der Einkaufsmall einladen, wenn Dad sie lassen würde. Aber das mein Vater bei dem allen mitmacht. Vor allem, obwohl es ihm sichtlich nicht passt... Ich bin ihm einfach nur dankbar, dass er Nico eine Chance gibt. Das er auch mir eine Chance gibt. Das er uns gemeinsam die Chance gibt.

„Gute Idee..", murmele ich nachdenklich.

„Aber ich weiß nicht, ob Nico da zusagt."

Mein Vater zuckt mit den Schultern. „Mehr als nein kann er ja auch nicht.", sagt er.

„Alles wieder in Ordnung zwischen uns?", fragt Dad mich dann.

Ich lächele leicht. „Liegt an dir."

Sein Lächeln wird breiter und er schüttelt leicht den Kopf.

„Also ja. Ja, das ist es."

---

It's friday y'all :'D

Das Kapitel war nicht sehr kreativ, kam mir vor wie ein Lückenfüller oder wie man das nennt, aber yolo. Dabei ist mir voll der Plottwist eingefallen, der irgendwie interessant wäre aber ich bin mir nicht ganz so sicher ob der in diese Geschichte passt :'D 

Außerdem hab ich als ich so die letzten 200 Wörter von dem Kapitel geschreiben hab, "Flash Mich" von Mark Forster gehört. Kp, war irgendwie random in der Liste von meinem Handy. Und irgendwie finde ich, hat das gepasst :'D Warum schreibe ich das überhaupt hier hin, hahaha

Wie immer ein fettes Danke, die meine Story lesen und für sie Voten <3 Das macht mich einfach nur glücklich, dass die Geschichte bei Euch so toll ankommt, ich hoffe es bleibt weiterhin so <3

Bis denne x3

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt