16. Kapitel

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Der Mann stolpert, nein, er stürmt eher auf uns zu. Er hat etwas längere, braune und wellige Haare, die zurück gekämmt sind. Sein Gesicht ist leicht rot und seine Augen haben eine ähnliche Farbe wie die von Will. Auch das Gesicht sieht dem von Will ähnlich. Er hat eine dunkelblaue Jacke an, die irgendwie hochwertig aussieht, fragt mich nicht warum, eine schwarze Hose und blaue Chucks. Ich erkenne den Mann wieder. Er ist auch auf den ganzen Bildern in dem Ferienhaus von Will's Familie. Daraus schließe ich jetzt mal, dass das hier Will's Dad ist. Und er sieht nicht gerade glücklich aus.

„William Solace", sagt sein Vater noch einmal, als er schließlich bei uns steht. Kurz mustert er mich und ich merke schon wieder wie meine Wangen rot werden, weshalb ich mein Gesicht im Kragen meiner Jacke verstecke. Will und ich hätten uns gerade eben fast.. hm, also wir hätten uns gerade fast..

Ich kann den Gedanken einfach nicht zu Ende führen. Weil ich es einfach nicht glauben kann. Ich fange hinter dem Kragen meiner Jacke an total blöd zu Grinsen, ich versuche vergeblich damit aufzuhören, doch ich kann einfach nicht.

„Was tust du hier verdammt?", fragt sein Vater jetzt also, seine Stimme aber immer noch ruhig. „Gott sei Dank!"

Jetzt kommt auch noch eine Frau über die Steine zu uns gestiegen. Sie hat blonde Locken und ebenfalls blaue Augen. Und sie hat einen langen roten Anorak an mit schwarzen Stiefeln und einer schwarzen Hose. Sofort fällt sie Will in die Arme als sie bei ihm ist. Erst jetzt schweift mein Blick zu Will, dessen Gesicht fast schon dunkelrot zu sein scheint. Er erwidert die Umarmung seiner Mutter, aber, meiner Meinung nach, nicht sehr überzeugend.

Seine Mutter lässt ihn los, schaut ihn an und murmelt irgendetwas. „Mensch, wo warst du denn? Wir haben uns Sorgen gemacht?", plappert sie dann los und fängt an zu erzählen, dass sie komplett verzweifelt war. Sie hat per Telefon die halbe Stadt abgeklappert um heraus zu finden wo Will war und ob irgendjemand Rosty gesehen hat. Sie schien gar nicht mehr aufhören wollen zu erzählen, bis sie von Will's Vater unterbrochen wurde. „Bestimmt hat er Will dazu angestiftet abzuhauen."

Will's Vater starrt mich mit einem kalten Ausdruck in seinen Augen an. Immer noch grinse ich total bescheuert und versuche ernst zu schauen, doch ich schaffe es einfach nicht. „Grins' nicht so bescheuert!", sagt Will's Vater nun und seine Stimme wird lauter.

„Dad!", ruft Will und stellt sich zwischen uns. „Ich habe dafür eine Erklärung, aber lass Nico da raus. Er hat nichts Falsches getan."

Vater und Sohn stehen sich also gegenüber und starren sich gegenseitig an. „Wir reden später mein Sohn." Die letzten zwei Worte betont er komisch.

Dann dreht sich Will's Vater um und geht. „Ich verstehe gar nicht was er hat, er ist gar nicht glücklich, dass wir dich gefunden haben.", murmelt Will's Mutter. Einen Moment bleiben wir noch am Ufer stehen, endlich ist das dumme Grinsen verschwunden, nur leider zu spät. Will's Vater scheint nicht damit einverstanden zu sein mit dem, was er gerade gesehen hat.

„Na ja.. dann lass uns mal nach Hause gehen, oder nicht?", sagt Will's Mutter und zieht leicht an Will's Arm. Langsam laufen wir also zu der kleinen Ferienhütte zurück, erst sagt niemand von uns was. Ich laufe neben Will, der nun wie ich vorhin auf den Boden starrt. Seine Augen scheinen wieder jegliches Leuchten verloren zu haben. Schließlich sind wir am Ferienhaus angekommen. Nun steht noch ein anderes Auto vor dem Haus, ein schwarzer Mercedes. Will's Vater steht daneben, klimpert mit den Schlüssel in seiner Hand.

„Das kleine Abenteuer ist vorbei. Wir fahren nach Hause.", sagt Will's Vater und steigt ein. Unschlüssig schaue ich zu Will. Sein Vater scheint mich nicht sonderlich zu mögen, also bin ich nicht unbedingt scharf darauf mit ihm in einem Auto zu sitzen und mich von ihm nach Hause fahren zu lassen.

„Kann ich nicht mit Rosty fahren?", fragt Will also. Sein Vater lacht bloß. „Damit ihr beiden wieder durch brennen könnt?"

W A S ?!

Meine Wangen werden wieder heiß und am liebsten würde ich einfach im Boden versinken. Sein Vater verstand alles falsch. Alles. Das hier war viel zu peinlich um wahr zu sein.

Will's Mom schaut seinen Vater ungläubig an, sie scheint gar nicht zu verstehen was hier los war. Anscheinend hatte sie uns nicht gesehen, wir wir fast.. fast.. na ja ihr wisst schon.

„Du hast im Moment Fahrverbot. Ich weiß noch nicht für wie lange.", spricht sein Vater weiter.

Will stöhnt. „Gib mir den Schlüssel und fahr mir her, damit ich nicht „durch brenne". Ich will nur Nico nach Hause fahren."

„Nein.", erwidert sein Vater sofort, worauf sich seine Mutter in das Gespräch einklinkt. „Mensch, Andrew!"

Sein Vater seufzt und wirft ihm die Schlüssel zu. „Zu Nico. Dann nach Hause."

Will nickt und wir beide steigen schnell in Rosty ein.

~~~

Will hält am Rand der Straße vor unserem Haus. Man sieht wie meine Mutter den Vorhang kurz zur Seite schiebt um nach draußen zu linsen. Als sie mich sieht und anscheinend auch Will, geht sie wieder weg. Ich schaue zu Will, lege eine Hand auf seinen Arm. „Steig einfach aus.", brummt er.

Ich seufze. Die Zeit mit ihm war so schön.. obwohl wir gar nicht viel „unternommen" haben.

„Will"

Er reagiert nicht.

„Will"

Sein Vater der hinter uns steht, hupt.

„Will"

„Was?", sagt er genervt und wirbelt zu mir herum.

„Das wird schon alles, okay?", sage ich, doch er prustet nur kurz los.

„Ich hätte sie einfach anrufen sollen, dann wäre das alles nicht passiert. Ich hätte mit meiner Mutter reden sollen, sie hätte das bestimmt alles verstanden und dann-"

„Will", unterbreche ich ihn.

Er seufzt und fährt sich kurz mit einer Hand durch seine Haare. Ich handele instinktiv und nehme sein Gesicht in meine Hände. „Alles wird wieder gut, okay?", sage ich noch einmal.

Will nickt leicht. Ich muss wieder an vorhin denken, am Ufer des Sees. Alles war so perfekt. Ich wollte noch einmal einen solchen Moment. Langsam beuge ich mich vor und kurz berühren sich unsere Lippen. Will scheint sich zu entspannen, will nach mir greifen. Doch ich lehne mich schon wieder zurück, schaue ihn noch einen kleinen Moment an. Dann, von einem erneuten Hupen begleitet, steige ich aus dem Auto, schlage die Tür zu und laufe schnell nach Hause.

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Es ist Dienstag, yay :D

Mir kommt es schon wieder so vor, als ob das Kapitel nicht sooo supi ist aber ok :D

Was denkt ihr wie es in der Story weiter geht? Was erwartet ihr noch von der Story? Oder was soll noch passieren? -> immer rein damit in die Kommentare

Dann bis Freitag :3

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt