6. Kapitel

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Habe ich schon einmal erwähnt, wie sehr ich Schule hasse?

Ich habe wirklich das Gefühl, dass mir diese ewige sitzen und zuhören und lernen einfach nichts bringt. Ich habe keine Ahnung welchen Berufsweg ich einmal einschlagen will, deswegen habe ich erst recht keine Ahnung was mir dieses ganze unnötige Wissen bringen soll. Vor allem in Mathe. Wen interessieren die kompliziertesten Formeln in Abhängigkeit von x und was weiß ich was, wenn ich im Alltag vielleicht mal den Preis von zwei Sachen zusammen rechnen muss, die ich gleich kaufen will. Immerhin ist die Technik doch weit genug fortgeschritten, dass ich nicht mehr alles ausrechnen muss, sondern ich ein paar Zahlen eingebe und der Computer das von mir gewünscht ausspuckt.

Zusammengefasst war mein Tag einfach mal wieder mies und langweilig, mal von der schlechten Note in Erdkunde abgesehen. Fakt ist, ich wollte einfach nur noch nach Hause, auch wenn dort wahrscheinlich schon meine Mutter war und nur darauf wartete irgendwann mit mir zu reden. Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie das zu mir gesagt hat. Schnell schiebe ich den Gedanken daran weg.

Ich möchte gerade das Schulgelände verlassen, als mir jemand auf die Schulter tippt. Ich drehe mich um und schaue in das strahlende, mit Sommersprossen übersäte Gesicht von Will. Seine hellblauen Augen scheinen in diesem Licht noch mehr zu strahlen als sein sonstiges Aussehen.

„Hey!"

„Ähm, Hi?"

Ich weiß wirklich nicht, was er schon wieder von mir will, warum redet er dauernd mit mir und schreibt mich sogar an? Ich meine, wir sind keine Freunde, hatte noch nie etwas miteinander zu tun und sind auch keine Freunde oder so. Ich verstehe es einfach nicht.

„Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?"

„Was?"

„Tu nicht so. Mit dem Bogenschießen.", sagt er und boxt mir freundschaftlich gegen den Arm. Er scheint eine so extrem glückliche Aura zu haben, dass sie langsam auf mich über geht und ich muss es mir verkneifen zu lächeln.

„Ich weiß echt nicht, ob das so eine gute Idee ist, Will.", sage ich ehrlich. Ich habe nämlich wirklich gar keine Ahnung, wie das Ergebnis davon wird.

„Ach komm, das wird witzig, wirklich. Versuch es wenigstens mal. Versuchen schadet doch nicht, oder?"

Vielleicht könnte ich wieder nein sagen, wenn ich zuhause in meinem dunklen Zimmer sitzen würde und nur auf mein Handy starren würde. Doch so, wenn er vor mir steht, grinst und mit seiner Aura alle mit in seine gute Laune versetzen zu scheint, da kann ich einfach nicht nein sagen.

„Na gut."

„Na also, geht doch! Dann lass uns gleich mal los!", sagt er und läuft an mir vorbei aus der Schule.

„Wie, gleich?", frage ich unsicher.

Er dreht sich zu mir um, einen Moment lang glaube ich wirklich er würde die Stufen runter fallen, doch er nimmt sie locker, obwohl er zu mir schaut. „Ja es fängt jetzt gleich an, nach der Schule. Matt wartet dort meistens auf mich, weil ich nach der Schule einfach meinen Kopf frei bekommen will."

Matt? Wer ist Matt? Will ist nun schon die ganzen Stufen herunter gelaufen und wartet auf mich. Sollte ich das wirklich tun? Die Stimme meiner Mutter hallt in meinem Kopf. Wie wäre es wenn du dir mal Freunde suchst?

„Kommst du jetzt mal, du Miesepeter?", scherzt Will und läuft auf den Parkplatz der Schule zu.

Ich atme noch einmal tief durch. Dann folge ich Will.

Kurz darauf sind wir an seinem Auto angekommen, es ist dunkelblau und sieht irgendwie riesig aus, doch ich habe kein Ahnung was für eine Marke das ist, das Zeichen fehlt. Irgendwie sieht das Auto nicht ganz so stabil aus, doch ich beschließe nichts zu sagen.

„Da ist sie also, die gute alte Rosty."

„Du nennst dein eigenes Auto Rosty?", frage ich als ich nach kurzem Zögern zur Beifahrertür laufe. Er zuckt mit den Schultern und steigt ein. „Wenn du etwas liebst, dann geb es einen Namen."

Ich öffne die Tür, von drinnen kommt mir eine riesige Hitzewelle entgegen. Was nur logisch ist, immerhin stand das Auto den ganzen Tag lang in der Sonne. Ich stehe immer noch unschlüssig in der Gegend herum.

„Was ist jetzt? Kommst du jetzt oder soll ich ohne dich fahren?", fragt Will, der sich bereits angeschnallt hat und mich ernst anschaut. Ich kann jetzt nicht einfach kneifen. Was ist überhaupt so schlimm daran einfach einzusteigen? Ich ziehe mich hinein, schließe die Tür und suche nach dem Sicherheitsgurt, während Will den Motor anspringen lässt und dann langsam aus der Parklücke fährt.

Einen Moment lang ist es leise, mir bleibt nichts anderes übrig als zu beobachten wie er aus dem Parkplatz fährt, die Straße runter fährt und dann an einer Ampel stehen bleibt. Kurz schaue ich ihn an. Er sieht konzentriert aus, er scheint die Hitze im Auto gekonnt zu ignorieren, trotz seiner Mähne auf seinem Kopf. Sein rechter Zeigefinger klopft ein paar Mal auf das Lenkrad, dann wird es grün und er gibt wieder Gas. Ich schaue wieder aus der Windschutzscheibe.

„Mein Dad war schon immer ein begeisterter Bogenschütze. Sobald ich laufen konnte hat er mir einen Bogen in die Hand gedrückt."

Ich weiß nicht warum er mir das jetzt erzählt, immerhin habe ich ihn nicht danach gefragt oder so.

„Okay.", erwidere ich und irgendwie hört sich meine Stimme zu kühl an.

Will seufzt. „Kann man auch mal ein normales Gespräch mit dir führen?", fragt er dann.

„Ich weiß nicht. Was verstehst du denn unter normal?"

„Ja keine Ahnung, sag doch mal irgendetwas. Erzähl irgendetwas. Was machst du bitte in der Freizeit, wenn Sport nicht so dein Ding ist?", fragt er und schaut mich kurz an.

„Ich.. sitze in meinem Zimmer."

„Ach."

„Joah."

„Den ganzen Tag lang?"

„Ähm, ungefähr."

„Und was machst du da so?"

„Ach ähm, ein bisschen.. zocken?"

„Ernsthaft? Und das macht Spaß?"

„Ja.. na ja.. ich weiß nicht, irgendwie schon."

„Es wird eindeutig Zeit, dass du da mal raus kommst."

„Wo raus?"

„Aus deinem täglichen Trott. Du brauchst Abwechslung."

„Ich habe ab und zu Abwechslung. Wenn Bianca kommt."

Kurz ist es still. „Und Bianca ist wer... ?", fragt Will dann, leiser als vorher.

„Meine Schwester."

„Achso."

Wieder ist es still. „Wo ist deine Schwester jetzt?"

„College."

Wieder ist es still, erst jetzt fällt mir auf, dass Will anscheinend gar kein Radio in seinem Auto hat. Wir sind jetzt schon so gut wie aus der Stadt draußen, fahren durch ein paar kleinere Straßen, bis wir an einem Parkplatz ankommen mit einem riesigen Plakat.

Schützenverein „Apollo"

Will parkt das Auto, einen Moment lang bleiben wir schweigend sitzen. Er seufzt und schaut mich an, was ich aus dem Augenwinkel sehe, dann schaue ich ihn auch an. „Dann zeige ich dir jetzt mal was wirklich Spaß macht."

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Hey, hier ist das nächste Kapitel ;)

Danke schon mal für die bisherigen Reads und die Votes :)

Gleichzeitig wäre mir aber auch wichtig zu wissen, was ihr über die Story denkt. Was wollt ihr sehen? Wie soll es sich entwickeln? Was denkt ihr, passiert noch?

Immer her damit ;D

Bis zum nächsten Kapitel x3

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt