8. Kapitel

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Ich fühle mich total locker und entspannt, als ich mit meinem Schlüssel die Haustür aufschließe und ins Haus schlüpfe. Irgendwie hoffe ich, dass ich unbemerkt bleibe, doch das war mir wohl nicht gegönnt.

Meine Mutter steht schon im Türrahmen der Küche, die Arme verschränkt. Sie sieht irgendwie fertig aus, ihre Haare hängen ihr in Strähnen ins Gesicht.

„Hi.", erwidere ich kurz. Will hat es anscheinend geschafft mit seinem kurzen Lächeln mich schon wieder mit seiner glücklichen Aura anzustecken.

„Wer hat dich her gebracht?", fragt Mom bloß.

„Will.", antworte ich kurz angebunden.

Sie lächelt ganz leicht, aber auch nur ganz kurz. Als ob ihr wieder etwas einfallen würde.

„Der Junge aus dem Krankenzimmer?"

„Ja."

Kurz ist es still, jetzt erscheint wieder das Lächeln auf Mom's Gesicht. Instinktiv weiß ich, woran sie denkt.

„Ja ich kann auch neue Freunde finden.", erwidere ich bissig.

Als ihr Blick wieder auf meinen trifft sehe ich, dass sich schon wieder Tränen in ihren Augen. „Nico bitte.. es tut mir Leid."

„Das macht es nicht besser, Mom.", erwidere ich und drehe mich von ihr Weg um nach oben zu gehen und einfach alleine zu sein.

„Nico di Angelo. Bitte."

Ich kenne diese zwei Sätze nur zu gut. Eigentlich sind es ja nur drei, naja vier Wörter. Doch immer sind sie mit etwas verbunden. Und immer mit etwas negativem. Ich seufze und drehe mich zu Mom um. „Ja?"

Jetzt sieht meine Mutter schwach aus, als ob sie jeden Moment zusammen klappen würde, wenn sie sich nicht am Türrahmen festhalten würde. Sie scheint.. gealtert zu sein. Und das lässt mich irgendwie schuldig fühlen, obwohl ich nicht viel dazu kann.

„Weißt du was mit Bianca in letzter Zeit los ist?"

Erwartet sie jetzt wirklich eine Antwort? Nein, ich weiß es nicht. Woher auch? Bianca ist weit genug weg, auf einem College und hat wahrscheinlich die beste Zeit ihres Lebens. Woher soll ich etwas wissen? Sie ist am Telefon immer glücklich. Also was soll los sein?

„Nein. Warum?"

„Sie ruft nicht mehr an. Sonst hat sie jeden Tag einmal angerufen. Und wenn ich sie anrufe, dann geht nur die Mailbox hin."

Mom schüttelt leicht den Kopf, den Blick auf den Boden vor ihr gerichtet. „Ihr werdet zu schnell groß."

Langsam dreht sie sich um und läuft in die Küche zurück.

Einen Moment lang bleibe ich noch stehen und schaue ihr hinterher. Vielleicht sollte ich wirklich heraus finden, was mit meiner Schwester los ist. Wollte sie nicht am Wochenende kommen?

Kurzerhand laufe ich in mein Zimmer, schmeiße meinen Rucksack in die Ecke und schnappe mir mein Handy aus der Jackentasche. Jason hat mir ein paar Nachrichten geschrieben, mal wieder um mit ihm und den anderen abzuhängen, doch dann wurde ein „Wo bist du eigentlich?" hinzugefügt.

Ich schreibe ihm das ich draußen war, mehr nicht. Dann öffne ich Biancas Chat. Sie war das letzte Mal vor einem knappen Tag online.

Hi Bianca

Ich weiß jetzt nicht mal wirklich warum ich dir das schreibe, aber Mom macht sich Sorgen um dich. Zuhause ist im Moment auch nicht eine so tolle Stimmung, also mach es ihr bitte nicht noch schlimmer. Ich versuche auch daran zu arbeiten, dass die Luft hier besser wird.

Ich lese mir den Text noch zweimal durch, ich weiß nicht wie ich ihn ändern oder verbessern soll, also schicke ich ihn kurzerhand ab.

~~~

Am nächsten Tag ist also endlich Freitag! Ich versuche den Tag einfach an mir vorbei ziehen zu lassen und nicht aufzufallen. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich in der Schule nach Will Ausschau halte, doch ich sehe ihn nicht. Natürlich nicht, er hat bestimmt besseres zu tun als mich zu suchen oder mit mir abzuhängen. Warum denke ich überhaupt an ihn? Mom hat mich heute früh versucht ein bisschen auszufragen, was Will und ich gemacht haben oder so. Ich habe ihr einfach gesagt, dass wir draußen waren, sie hat versucht noch einmal nach zu bohren, doch ich sehe gar nicht ein ihr zu sagen, dass ich mit ihm Bogenschießen war. Am Ende will sie auch noch, dass ich das aktiv verfolge. Doch zum Glück hat sie dann einfach nach gelassen und gemeint, dass ich heute etwas fitter aussehe und mir die frische Luft wohl gut getan hat. Ja ja, wer's glaubt.

Als ich dann endlich nach der Schule im Bus sitze sehe ich, dass ich einen Anruf in Abwesenheit habe, von Bianca. Ich rufe sie zurück als ich auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause bin.

„Nico?", nimmt sie ab.

Ich verdrehe die Augen. „Nee, der Osterhase ist hier."

Sonst würde sie mich als einen Dummkopf bezeichnen, lachen und anfangen zu reden. Doch dieses Mal ist es leise. Das verwirrt mich ein bisschen, also bleibe ich stehen. „Bianca?", frage ich nun in mein Handy.

Ich höre ein Räuspern. „Nico, ich komme heute nicht."

„Was?"

„Du hast mich genau verstanden.", sagt sie ernst. Irgendetwas ist eindeutig faul, aber was? Ich habe keine Ahnung, ich würde alles geben jetzt vor ihr zu stehen. Denn dann könnte sie mich einfach nicht anlügen, ich würde es ihr ansehen und nach bohren.

„Mom wird das nicht gefallen.", sage ich.

„Ich weiß. Deswegen rufe ich dich ja an. Kannst du es ihr irgendwie schonend bei bringen?"

Wut steigt in mir auf. „Bin ich dein Sklave? Ich mache gar nichts, das kannst du schön selber machen!"

„Nico, ich will und kann unsere Mutter nicht anlügen!"

„Aber ich kann sie anlügen! Zwischen mir und Mom ist sowieso dicke Luft, also mach es einfach selbst! Du bist alt genug, oder nicht!", blaffe ich sie an. Kurz ist es still.

„Warum kommst du eigentlich?", frage ich. Ich finde es schade, dass sie nicht kommt. Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen und die Wochenenden wo Bianca da ist sind immer lockerer, als ob in unserer Familie doch alles richtig wäre. Langsam laufe ich wieder weiter, ich kann unser Haus am Ende der Straße schon entdecken.

„Ich ähm, ja", sie räuspert sich erneut, „kann leider nicht, muss mit jemandem ein Projekt über das Wochenende."

„Ich weiß genau, dass du lügst.", brumme ich.

„Jetzt mach es doch nicht noch schlimmer! Ich kann hier gerade einfach nicht weg in Ordnung? Tu mir einfach diesen einen Gefallen."

Ich hole gerade Luft um erneut zu kontern, doch da höre ich schon ein Klick am anderen Ende der Leitung. Bianca hat aufgelegt. Wütend starre ich mein Handy an. Immer bleibt der ganze Dreck an mir hängen. Wie soll ich Mom das sagen? Sie macht sich sowieso schon unendlich viele Sorgen um Bianca und auch um mich, irgendwie. Würde sie das nicht noch mehr verunsichern?

Doch trotz allem wusste ich jetzt schon, dass ich es sowieso machen würde. Ich würde meine Schwester nie im Stich lassen. Während ich die letzten Meter zu unserem Haus laufe, lege ich mir schon einmal die richtigen Worte zurecht.


Halli Halloo, ich bin zurück

Hatte Prüfungen und ein bisschen viel um die Ohren und habe es deshalb nicht geschafft zu schreiben. Aber jetzt bin ich wieder da, also viel Spaß mit dem neuen Kapitel.

Danke auch für die Votes und die vielen Reads! Hoffe von euch in den Kommentaren zu hören!

Und für alle die finden, dass es langweilig ist.. im nächsten Kapitel hört es auf so.. zäh zu werden. Also wer will schnell das 9. Kapitel? Ab in die Comments

Bis denne 

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt