35. Kapitel

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Will POV

Ich sitze auf einer der Toiletten im Schulhaus. Ich habe zu Nico gesagt, dass ich dann in die Kantine komme. Doch ich kann einfach nicht.

Die Nachricht, dass wir anscheinend zusammen sind, hat sich natürlich wie ein Lauffeuer in der Schule verbreitet. Schnell, unaufhaltsam und verschlingt jeden. Vielleicht ist das auch nur so ein Gefühl.. nein, ich muss einfach richtig liegen. Es war falsch ausgerechnet Austin es als Erstes zu sagen. Wir sind zwar Freunde.. aber stehen uns doch nicht ganz so nahe. Vielleicht hätte ich es Kayla als erstes sagen sollen. Ja, sie wäre sensibler gewesen, hätte mir ein besseres Gefühl gegeben. Austins Blick, der eher verstört gewirkt hat, hat dagegen gar nichts Gutes in mir ausgelöst. Es hat mir nur bestätigt, dass das alles nicht so einfach geht, wie Nico es sich vielleicht vorstellt. Und jetzt weiß es die ganze Schule.

Den ganzen Schultag lang hatte ich schon das Gefühl, dass sie mich alle mit ihren Blicken und ihrem Getuschel verfolgen würden. Vor Nico, als Jason uns sozusagen überrascht hat, habe ich das herunter gespielt, was mit Nicos Nähe, die mich entspannt, deutlich einfacher war. Aber jetzt scheint es mich alles schlimmer einzuholen. Ich halte dieses vermeintliche Getuschel einfach nicht aus.

Ich vergrabe mein Gesicht von neuem in meinem Gesicht, beiße mir auf die Lippe. Warum kümmert mich die Meinung anderer so viel? Warum ist es mir nicht einfach egal, wie Nico? Warum kann ich nicht genauso einfach denken wie er?

Weil ich es gewohnt bin, immer den Anforderungen zu entsprechen. Den Anforderungen meines Vaters. Er hat sie mir gestellt und ich erfüllte sie. Gehe zum Sport, gehe raus, treffe Freunde, mache nichts Illegales..

Ich bin es einfach gewohnt, dass man auf mich achtet. Es vermarktet auf eine gewisse Art und Weise auch meinen Vater und seine Praxis. Und dabei scheint alles gut zu laufen. Denn es gibt da so ein Mädchen deren Eltern auch Ärzte sind. Und ich weiß nicht was mit dem Mädchen nicht so ganz stimmt, aber man sieht auf dem ersten Blick, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmt. Sie kommt immer so verkümmert herüber, wenn ihr ihre blonden, fettigen Haare ins Gesicht hängen. Außerdem blinzelt sie nicht normal wie jeder Mensch, sondern nacheinander mit jedem Auge einzeln. Zwar sind mir Klamotten eigentlich egal, doch das Mädchen kleidete sich wie eine Dreijährige. Und jeder dachte sich als sie neu war nur so: Wow, was ist denn mit ihr los?

Erst wurde nicht mehr darüber gesprochen. Aber als heraus kam, dass ihre Eltern beide Ärzte waren fragte man sich: Warum lassen diese Eltern ihr Mädchen so.. verkümmern? Doch als dann ans Licht kam, dass ihre Eltern genauso sind.. das war auf eine gewisse Art und Weise einfach nur komisch. Die Harpers sind in unserem Städtchen nicht gut angesehen.

Plötzlich höre ich wie Jemand die Toilette betritt. Ich verharre still, checke noch einmal ob meine Kabine wirklich zugeschlossen ist. Kurz schaue ich auf meine Armbanduhr, eigentlich hätte ich jetzt Chemie, doch das kann ich ruhig auch einmal sausen lassen.

Ich höre wie der Neuankömmling durch den Raum stapft, doch anscheinend nicht auf die einzige leere Kabine neben mir in der Toilette zu. Sondern anscheinend auf die Waschbecken, denn man hört Wasser fließen.

Mehrere Minuten lang scheint man nur das Wasser fließen zu hören. Ich frage mich schon, was da los ist, als ich eine Stimme höre.

„Will er wirklich nicht mit mir gesehen werden?"

Und ich bekomme einen Kloß im Hals als ich die Stimme erkenne. Ganz klar Nico. Mit wem redet er? Ich habe nur seine Schritte gehört... redet er mit seinem Spiegelbild?

„Was habe ich falsch gemacht?", hört man ihn wieder leise sagen.

„Warum tut er das?"

Ich schlucke. Er spricht eindeutig über mich.

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt