4. Kapitel

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Ich weiß nicht wieso, aber ich warte die ganze Zeit darauf, ob etwas passiert.

Immer wenn mein Handy klingelt bin ich so glücklich, nur um daraufhin gleich wieder enttäuscht zu werden. Bianca ruft mich am nächsten Morgen an, sie hat von meinem kleinen „Unfall" gehört.

„Ich habe gehört du hast einen Völkerball voll ins Gesicht bekommen?", fragt sie.

Ich streiche mir kurz mit der Hand übers Gesicht. Diese komische Taubheit hat nachgelassen, genauso wie die Kopfschmerzen, doch das feine Muster des Balles scheint immer noch in meinem Gesicht zu sein. „Ja, äh, irgendwie schon."

Sie lacht kurz, wobei ich Grinsen muss. „Schon mal was von Ausweichen gehört?"

„Ich schwöre dir Bianca, du hast noch nie Zack beim werfen gesehen. Da sieht man den Ball nicht mal fliegen.", murmele ich und bin gleichzeitig etwas sauer auf mich. Vielleicht hätte ich einfach darauf gefasst sein müssen und mich einfach auf den Boden fallen lassen... aber jetzt war es vorbei. Und irgendwie hatte dieser kleine „Unfall" ja doch etwas Gutes. Gott, was für eine scheiße denke ich denn.

Ich konzentriere mich wieder auf den Hörer und höre wie Bianca kichert, dazu noch die Stimme von einem anderen Mädchen. Irgendetwas mit: „Er kommt!"

„Du Nico, ich muss jetzt Schluss machen ja? Bis in zwei Wochen, da komm ich ja nach Hause!", sagt Bianca schnell und legt auf. Einen Moment lang starre ich noch mein Handydisplay an, bevor ich ebenfalls auflege. Er kommt? Bianca würde es ihm doch erzählen, wenn sie einen Freund hatte, oder etwa nicht? Sonst als sie auch noch auf die High School ging, hatte sie das doch auch getan... also sie hat zumindest von ihrem Schwarm erzählt... Aber ist es nicht auch egal? Bianca kann selber entscheiden was sie tut und wem sie was erzählt. Also egal, sie war alt genug.

~~~

Später in der Schule habe ich eine Freistunde, laufe aber relativ ziellos umher. Vorhin saß ich bei Jason, doch er hat gelernt und dabei extrem beschäftigt ausgesehen. Viel geredet haben wir nicht.

„Hey Jason."

„Hi Nico."

„Was geht?"

„Chemie."

„Oh wow, cool."

„Hm."

Eigentlich wollte ich nach seinem gestrigen Kinobesuch fragen, doch er war eben nicht sehr gesprächig, also habe ich mich wieder verzogen. Ich laufe einfach durch das Schulgebäude. Ich würde ja nach draußen gehen, immerhin scheint die Sonne und es scheint ein netter Frühlingstag zu werden, doch darauf habe ich auch keine Lust. Schließlich komme ich an der Krankenstation vorbei. Ich zucke kurz zusammen. Hat mich mein Unterbewusstsein etwas hier her gelotst? Und selbst wenn, was bringt es mir? Will hat gesagt, er ist nur manchmal nachmittags hier... Was mache ich hier eigentlich? Stehe vor der Krankenstation und warte bis Will kommt? Warum will ich überhaupt, dass Will kommt? Immerhin hat er ja genervt. Kam rein und sofort fingen meine Kopfschmerzen an. Komplett bescheuert. Ich drehe mich um und will wieder los laufen, als ich eine Stimme hinter mir höre. „Hey!"

Langsam drehe ich mich um, Will kommt durch den Flur fast schon auf mich zu gerannt und stoppt kurz vor mir. „Hi.", erwähnt er noch einmal und grinst.

„Äh, hi?"

„Hast du wieder einen Ball ins Gesicht bekommen, oder warum kommst du her?"

Sehr schlechte Idee hier her zu kommen Nico, wirklich, sehr schlecht.

„Nö, ich kam nur zufällig hier vorbei."

Will nickt kurz, einen Moment lang scheint er fast schon enttäuscht zu sein.

„Ich habe gesehen du hast meine Freundschaftsanfrage angenommen.", sagt er.

„Ja.. Und?"

„Ich habe mir gedacht, falls du mal wieder Probleme mit einem Ball hast, sag Bescheid und dann komm ich.", sagt er und grinst dabei übertrieben. Als ich nicht reagiere boxt er mir noch freundschaftlich gegen den Arm.

„Schlechter Witz?"

Sehr schlechter Witz."

Er lacht leise und schaut kurz auf den Boden. Dann treffen seine hellblauen Augen wieder auf meine. „Warum gehst du nicht raus? Es ist so schönes Wetter draußen."

„Ist nicht so mein Ding."

„Machst du Sport?"

„Nein.", antworte ich und überlege kurz. Stille kehrt ein, doch ich will nicht, dass unser Gespräch jetzt schon beendet ist. „Du?", frage ich also. Er weiß ja nicht das ich schon heraus gefunden habe, dass er Bogenschütze ist.

„Ja na ja, ich bin Bogenschütze."

„Wirklich? Wow, ich kenne nicht viele die so was machen."

„Bist du wirklich beeindruckt oder tust du nur so?", fragt Will und sieht fast schon verletzt aus. Am liebsten würde ich mir eine Hand ins Gesicht schlagen. Meine Überzeugung war wirklich „riesig". Gestern, als ich es das erste Mal erfahren habe, da war ich wirklich beeindruckt. Aber das konnte er ja nicht wissen.

„Nein, ich tue nicht so.", sage ich schnell. Anscheinend zu schnell, denn er sieht immer noch leicht enttäuscht aus.

„Na ja, ich muss dann auch mal weiter.", murmelt er und lächelt mir noch einmal zu.

„Okay."

„Wir sehen uns.", sagt er, winkt noch einmal und läuft dann an mir vorbei den Flur hinunter. Ich bin leicht enttäuscht, weil er mich nicht noch einmal berührt hat. Gott Nico, du bist wohl wirklich bescheuert., denke ich mir und fahre mir kurz mit meiner rechten Hand durch meine Haare. Dann drehe ich mich um und sehe gerade noch Will um eine Ecke verschwinden. 

And then something changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt