„Und dir geht es wirklich gut?"
Wütend starre ich Jason an. Er scheint in den letzten Tagen meine Seite nie zu verlassen, ist dauernd da, fragt mir wie es mir geht und ob ich irgendetwas brauche.
Und es nervt. Ich versuche ihm aus dem Weg zu gehen, aber es ist als ob er überall ist.
„Kannst du es mal lassen?", sage ich, balle meine Hände zu Fäusten. Ich muss mich wirklich beherrschen um ihn nicht anzuschreien. Allgemein ist meine Laune in letzter Zeit nicht die Beste. Jeden Tag versuche ich Will zu erreichen oder in der Schule irgendwo zu finden. Doch er antwortet nicht auf meine Nachrichten und wenn ich ihn in der Schule mal sehe ist er auf einmal wieder verschwunden. Langsam mache ich mir wirklich Gedanken. Habe ich vielleicht einen Fehler begangen? Hätte ich ihn nicht küssen sollen? Aber hätte er das selbe am See nicht auch getan?
Noch dazu ist morgen Biancas Beerdigung. Wozu ich eindeutig nicht bereit bin. Ich kann da einfach nicht hin gehen. Ich kann nicht zu sehen, wie sie in dem Sarg in die Erde gelassen wird. Ich kann und will einfach nicht. Mom redet in letzter Zeit so gut wie gar nichts mit mir. Nur das Nötigste. Warum weiß ich noch nicht so ganz.
Jason hat in der Zwischenzeit eine Hand auf meinen Arm gelegt, welchen ich sofort abstreife. „Mensch Nico.."
„Was Jason? Was?", frage ich bissig.
Er steckt seine Hände in die Hosentaschen, weicht meinem Blick aus.
„Hab gehört du warst mit Will unterwegs."
„Ja? Und?"
Er seufzt, schaut mich kurz an, weicht dann aber sofort wieder meinem Blick aus. „Kennst du nicht die Gerüchte?"
Ich rolle mit den Augen. „Egal was du mir gerade für ein Gerücht erzählen willst, es ist mir egal."
Jason fängt an leicht auf der Stelle zu trippeln. „Vielleicht ist es aber wichtig."
Ich winke ab. „Lass mich einfach, in Ordnung?"
Er nickt leicht, scheint noch irgendetwas sagen zu wollen, aber wendet sich dann doch auch zum Gehen.
Als ich mich herum drehe sehe ich ihn.
Er steht an einem Spind neben einem Mädchen unterhält sich mit ihr. Ein komisches, leicht kaltes und stechendes Gefühl blitzt in mir auf. Ich betrachte Will. Die Sonne die in den Gang der Schule fällt scheint seine Haare leuchten zu lassen. Er lächelt gerade das Mädchen an, welche kurz darauf anfängt zu Lachen. Erneut dieses komische Gefühl.
Ich laufe auf die beiden zu und tippe Will auf die Schulter.
Mit einem Lächeln dreht er sich zu mir um, doch als er mich sieht scheinen seine Mundwinkel nach unten zu rutschen. „Nico?"
„Ja, so heiße ich."
„Ich geh dann mal. Wir sehen uns später Will!", sagt das Mädchen, winkt und geht weg.
„Bis später!"
Das komische Gefühl scheint sich weiter in meinem Körper zu verbreiten. Etwas Wut steigt in mir auf.
„Was ist?", fragt Will mich.
„Das fragst du? Das müsste ich dich fragen! Warum.. ignorierst du mich?"
„Ich ignoriere dich doch nicht."
Ich starre ihn an. „Denkst du ich bin blöd?"
Er seufzt, fährt sich durch seine blonden Locken. „Im Moment ist alles etwas kompliziert."
„Was ist kompliziert?"
Er schaut mich nicht an, zuckt mit den Schultern. Wow. Tolle Antwort. Wirklich. Meine Begeisterung steigt mit jedem Wort dieser ausführlichen Erklärung.
Plötzlich fühle ich mich nicht mehr gut, muss mich leicht an die Wand lehnen. „Ist es.. wegen.. mir?", murmele ich.
„Was?", fragt Will und beugt sich etwas zu mir herunter.
Die blonden Locken die ihm in die Stirn fallen, berühren fast meine Stirn.
„Ob du so abweisend wegen mir bist. Weil ich etwas getan habe."
Erst schaut Will mir noch in die Augen. Dann wendet er seinem Blick ab. Kälte scheint durch meinen Körper zu strömen.
„Ich wusste es.", wispere ich und stolpere zurück.
„Nico-", sagt Will und greift nach meinem Arm.
„Lass mich!", blaffe ich ihn an.
Schüler auf dem Gang drehen sich nach uns um, bleiben stehen oder fangen an zu tuscheln.
„HA! Solgay schlägt wieder zu!", höre ich irgendjemanden rufen.
Ich wirbele herum, habe das Gefühl frische Luft zu brauchen. Ich stürme aus dem Schulgelände nach draußen, stürme auf einen Baum draußen zu und setze mich auf die darunter stehende Bank. Ich werfe meinen Rucksack auf den Boden, trete ihn einmal, zweimal und dreimal. Tränen brennen in meinen Augen, ich atme tief durch und wische die Tränen weg.
Jemand lässt sich neben mir fallen. HA! Solgay schlägt wieder zu!
Der Satz scheint gar nicht mehr aus meinem Kopf zu gehen. Solgay. Wollte Jason mir vielleicht das sagen?
Ich atme noch einmal tief durch und schaue dann neben mir auf die Bank. Es ist Will.
Er sitzt vorüber gebeugt da, stützt seine Hände auf seinen Oberschenkeln ab und starrt auf seine Schuhe. Ich schaue mich um, eigentlich sollte uns hier niemand beobachten. Ich lege meine Hand auf seine Schulter und höre wie er zitternd aus atmet.
„Solgay?", frage ich leise.
Will schüttelt nur leicht den Kopf, weshalb ich beschließe ihn nicht weiter darauf anzusprechen.
„Mein Vater hat etwas gegen dich, Nico.", sagt er nun leise.
„Er beobachtet mich gefühlt rund um die Uhr. Und er hat mir verboten mit dir zu sprechen oder zu schreiben."
„Kontrolliert er dein Handy?"
„Nein. Aber.. ich kann das einfach nicht hinter seinem Rücken tun. Er würde es merken."
Ich nicke leicht. Er hebt seinen Kopf und schaut mich an.
„Es liegt nicht an dir Nico. Es liegt auch nicht an dem was du getan hast.", murmelt er und sein Gesicht scheint rot zu werden.
„Im Moment ist einfach alles zu viel für mich. Auch diese.. Solgay Sache."
Ich drücke seine Schulter leicht.
„Wir schaffen das trotzdem."
Er lächelt leicht, zieht mich kurz zu sich und umarmt mich. „Du hast Recht."
Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge, atme seinen mir fast schon vertrauten Duft ein.
Dann löst er sich auch schon wieder von mir, schaut mich noch kurz an.
„Wir sehen uns morgen."
Dann steht er auf und geht.
Erst frage ich mich, warum und wo ich ihn morgen sehen sollte. Dann lächele ich leicht. Anscheinend hat er trotz der Ablehnung seines Vaters gegenüber mir vor zur Beerdigung zu kommen.
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Wuhu, Dienstag!
Wieder kein sehr spannendes Kapitel, aber vielleicht wird es im nächsten Kapitel wieder besser xD
Danke für die vielen Votes in letzter Zeit, ich komme darauf wirklich nicht klar *-*
Sonst noch einen schönen Abend :D
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And then something changed
FanfictionNico will einfach nur die Schule rum bekommen, aber er hat immer noch zwei Jahre an der High School vor sich. Sein Leben ist nicht das Beste, dauernd hat er Stress mit seiner Mutter und seine einzige Vertraute, seine Schwester Bianca di Angelo, ist...