05 - Achtes Weltwunder

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Shay

Mein Herz blieb kurz stehen. 

Ich wusste nicht genau was der Auslöser war. Entweder aufgrund des Fakts, dass ich nicht gekündigt wurde oder dass mein Boss mir eine klare Ansage gemacht hatte.

Und während ich nun in einer Schockstarre war und nicht wusste, was genau ich machen sollte. Ich sah ich nur noch, wie Mr. Grantham die Tür öffnete und dann ging. 

Einfach so. 

Er ließ mich einfach stehen, ohne sich irgendwie zu verabschieden oder mir vielleicht zu erklären, was genau ich machen sollte.

Denn als ich nämlich wieder zu mir kam, begann ich den Brief zu öffnen und musste zugeben, dass ich absolut keinen blassen Schimmer hatte.

Da ich keine sonderlich Lust hatte, meine Zeit weiterhin in diesem Raum zu verbringen, ging ich kopfschüttelnd raus und machte mich wieder auf den Weg zurück in meine Etage. Die Aussage, das am ersten Arbeitstag nicht alles so läuft, wie man es sich vorstellt, stimmt also wirklich. 

Seufzend wartete ich bis die Aufzugstüren aufgingen, damit ich mich direkt auf die Suche nach Rosie machen konnte. Sie stand nicht mehr hinter ihrem Pult, weswegen ich zu meinem Arbeitsplatz trottete und mich in meinen Sessel fallen ließ.

Ich legte das Kuvert zur Seite und versuchte es genau so schnell für den Rest des Tages zu vergessen. Denn solange mir niemanden erklären konnte, was ich zu tun hatte, hatte ich so gut wie Hieroglyphen vor mir. Also widmete ich mich meiner ersten Aufgabe, die ich schließlich noch fertig machen musste. Deswegen holte ich alle Blätter aus der Folie heraus und begann zu ordnen.

,,Wo warst du bitte?", unterbrach mich Rosie nach einer Weile und ich zuckte zusammen. Ich drehte mich zu ihr um und sah, wie sie beide Arme vor der Brust verschlossen hatte.

Ich wusste nicht ganz was ich antworten sollte, weswegen ich einfach nur meinte : ,,Es gab ein paar Komplikationen." Behutsam schob ich die Kopien geordnet in die Folie und reichte sie ihr mit einem zuckersüßen Lächeln. Ich hoffte, dass sie sich mit der Aussage zufrieden gab, doch wie mich das Leben mag, schaute sie mich mit einem erwartungsvollen Blick an.

Ich kramte nach dem Kuvert und hielt es ihr hin. Während sie mit gerunzelter Stirn den Text las, erklärte ich in kurzen Sätzen: ,,Ich war im Kopierraum. Handy rausgeholt. Meine beste Freundin hat einen Link geschickt. Hab drauf geklickt. Lautstarke Musik wurde abgespielt. Mr. Grantham kam rein. Und hat mir dann dieses Kuvert gegeben." Ich rang nach Luft, nachdem ich die Kurzfassung ohne Pause erzählt hatte.

,,Du hattest Glück, dass er heute einen guten Tag hatte. ", murmelte Rosie und begann den Inhalt zu lesen. 

,,Er hasst mich.", seufzte ich und malte ein Strichmännchen auf das Post it. 

,,Nein, tut er nicht... ",und für einen kurzen Moment entstand Hoffnung in meinem Kopf, ,,dieser Mann hasst alle."

,, Verstehst du was da überhaupt steht? "

Sie grübelte eine Weile nach, bis sie sich räusperte und erklärte: ,,Du musst eine Power Point Präsentation erstellen, über das Thema Anwalt als Beruf. "

Will mich dieser Typ jetzt komplett verarschen?

,,Eine Powerpoint?"

,,Die wird dann an einer Universität gezeigt."

,,Und warum ist dieser Text so kompliziert?"

,,Ach du weißt ja, die Leute lieben übertrieben komplizierte Sätze und Vokabular.", sagte sie und legte das Kuvert wieder auf meinen Tisch. 

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt