04 - Getuschte Fake Wimpern

11.6K 324 14
                                    

Shay

Komplett überfordert, versuchten meine Finger, die anscheinend zu fett waren, mein Handy leise zu stellen. Gigi ist mit ihren 25 Jahren noch immer begeisterter Justin Bieber Fan und völlig davon überzeugt, dass ich mich für diesen Typen interessierte. Ich war auch verdammt dumm den Link anzuklicken. War ja nicht das erste Mal, dass sie mir irgendwelche Videos von ihm geschickt hatte. 

Schweißgebadet und mit tomatenroten Kopf, schaffte ich es nach einem Jahrhunderten den Ton auszuschalten. Es war leise, das einzige was man hörte, war ein Kopiergeräusch, bis jemand im Raum: ,, Guten Morgen, Mr. Grantham. ", murmelte. Ich traute mich gar nicht meinen Chef erst anzuschauen, konnte mir aber gut vorstellen, dass er in seinem Kopf eine schöne Kündigung schon für mich schrieb.

Soll ich ihn anschauen? Was soll ich bitte machen?

Das einzige was ich mir in diesem Moment wünschte, war eine Zombie Apokalypse, die es unmöglich machte, ein Gespräch weiter zu führen.Aber nein, ich war ja nicht bei The Walking Dead, sondern in der knallharten und peinlichen Realität.

,,Ich glaube es wäre gut, wenn Sie mitkommen.", sagte er und sofort lief mir eine Schauder über den Rücken, bei dem Gedanke eine Kündigung gleich am ersten Tag zu bekommen.

,,Mr. Shalaw, ich bin gekommen um Ihnen einen neuen Auftrag zu geben.", sagte er danach und reichte dem Mann hinter ihm eine Mappe, die er sofort annahm. 

Ich wollte einfach nur weinen, da ich wusste wie diszipliniert diese Firma war. Skyline war bekannt, dass sie nur die Besten der Besten als Arbeiter haben wollten und das Fehler ein absolutes Zeichen von Schwäche war. 

Gigi, ich bring dich um.

Mr. Grantham drehte sich dann wieder um und zeigte mir mit einer schnellen Kopfbewegung, dass ich ihm folgen solle. Während er schon zur Tür ging, schob ich schnell die ausgedruckten Blätter in die Folie.

Immerhin hatte ich eine Sache geschafft!

Mit einem festen Griff hielt ich die Folie und folgte ihm. Er öffnete mit einem emotionslosen Gesicht die Tür und ließ mich zuerst durch. 

Was für ein Gentleman!

Die Tür fiel wieder in das Schloss und wir gingen den Flur entlang. Ein paar Leute in meiner Etage schauten mich an und Rosie warf mir einen fragenden Blick zu. Ich fühlte mich sofort gedemütigt und wollte einfach nur aus der peinlichen Situation raus.

Mr. Grantham ging nicht in sein Büro rein, sondern marschierte zum Aufzug und drückte den Knopf. Während dem stillen Warten auf den Aufzug, fühlten sich meine Bein an wie Pudding und ich spürte nur noch Angst. Ich brauchte nämlich den Job, denn es war mein ein und alles. 

Nach einer langen Stille konnten wir endlich den Aufzug betreten und ich war noch nervöser als sich die Türen schlossen, da wir alleine waren.

,,Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Wir befinden uns hier in keiner Disco.", räusperte er sich und lehnte sich mit lässig an die Aufzugwand, nachdem er eine Etage ausgewählt hatte. 

Ich spürte wie er mich direkt ansah, trotzdem ließ ich meine Blick auf den Knöpfen fixiert.

,,Es war nicht mit Absicht. Es tut mir wirklich Leid. '', entschuldigte ich mich und presste meine Lippen zusammen. 

,,Normalerweise zeigen neu Angestellte ihre beste Seite, aber es scheint immer Einzelfälle zu geben", meinte er, wobei der spöttische Ton kaum zu überhören war.

,,Wie gesagt, es war ein Versehen.", verteidigte ich mich und unterdrückte es mir selber, genervt von ihm zu sein. 

Er schien nicht wirklich beeindruckt und seufzte laut, als der Aufzug ein Stockwerk vor seiner Zieletage anhielt. 

Die Türen öffneten sich und ich scannte sofort die Frau, die herein trat. 

Sie trug einen schwarzen knielangen Rock, dazu eine weiße Bluse kombiniert. Doch durch einen Push-up BH, der dafür sorgte, dass ihre Brüste fast ihr Kinn berührte, sah das Outfit nicht unbedingt unschuldig aus. Ihr Make up konnte man auch nicht unbedingt als dezent bezeichnen, da ihre getuschten Fake Wimpern fast ihre Augenbrauen bedeckten. Sie hatte natürliche Botox Lippen und scheute sich nicht, vier Schichten roten Lippenstift zu tragen.

Auch wenn sie komplett fehl am Platz aussah und alles andere als natürlich war, musste ich zugeben war sie echt sexy und wahrscheinlich der Traum jedes heterosexuellen Mann. 

Sie trat in den Aufzug und schenkte meinem Chef ein zuckersüßes: ,,Guten Morgen, Mr. Grantham" Der Unterton war jedoch verführerisch und ich fragte mich nur, was diese Frau bitte vor hatte. Mr. Grantham nickte ihr zu, schenkte ihr nicht weitere Aufmerksamkeit.

Plötzlich fielen ihr alle Blätter aus der Hand und sofort bückte sie sich runter. Man musste nicht viel Menschenverstand haben, um die Situation zu verstehen. Ich verschluckte mich fast an meinem eigenen Speichel, weil diese Frau wirklich gerade versuchte Mr. Grantham zu verführen. Geschockt schaute ich zu Mr. Grantham, der wieder seinen Blick auf die Frau gerichtet hatte. Sein Gesicht war wie sonst auch monoton, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass er es insgeheim vollkommen genoss.

Ich war einfach nur froh, als sich die Aufzugstüren wieder öffneten und wir angekommen waren.  Er gab keinen Kommentar ab und verabschiedete sich nicht mal von der Brünetten, sondern machte einfach nur einen großen Schritt neben ihr und verließ den Lift. Sie warf mir einen Blick zu, der ein Tier in eine Sekunde abschlachten konnte und ich dachte mir nur : ,,Nicht meine Schuld?"

,,Ich bin ein beliebter Mann, wissen Sie?"

Wie bitte?

Ich war so überrascht von dieser Aussage, dass ich nicht mal wusste ob das ein Witz war. Naja. bei seiner monotonen Stimme wusste man ja nie.

Dieser Typ sollte mal sein Ego eine Nummer runter stellen.

Kurz nachdem wir die ganze Etage durchquert hatten, öffnete er eine Tür und ich betrat zögerlich den Raum. Als er die Tür hinter sich schloss, wurde ich erst recht nervös und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich sah magnetische Tafeln vor mir, auf denen verschiedene Gesichter hingen, unter anderem auch meines. Und Gigis!

Wahrscheinlich sind das alle Neulinge.

Er ging zu einem Kasten und holte aus einer Kiste voller Briefumschlägen ein Kuvert heraus. Dann trat er einen Schritt näher, sodass ich wieder sein Parfüm riechen konnte. Er blickte mir direkt in die Augen und ließ es gar nicht zu, dass ich wegschaute. In einem scharfen Ton sagte er

,, Wenn sie wollen, dass diese Geschichte vergessen wird, dann erledigen sie das für mich. Schaffen Sie das nicht bis morgen, sind Sie schneller gefeuert, als ich zwinkern kann."

-------------------------------------------------------

Überarbeitet.

Freu mich über Feedback.!

Weiterlesen.


Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt