46 - Ende der Welt

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Shay

Mein Herz begann schneller zu schlagen und er kam noch näher, ich spürte praktisch seine Lippen auf meinem Ohr, bis er flüsterte: ,,Sie wollen gar nicht wissen was ich davor gemacht habe.''

In diesem Moment spürte ich eine Gefühlswelle auf mich einschlagen. Einerseits spürte ich Eifersucht und Schmerz, andererseits spürte ich aber nur Wut. Einfach nur Wut.

Ohne zu zögern rutschte ich einen Sitzplatz zur Seite und zischte, mit einem bösem Lächeln: ,,Es interessiert mich ehrlich gesagt kein bisschen."

Er verschränkte seine Hände und legte sie auf den Tisch: ,,Ach wirklich?"

Ich verdrehte meine Augen und drehte mich demonstrativ um, sodass er sich jetzt mit meinem Rücken unterhalten konnte. Dieser Mann konnte anscheinend nicht genug von Aufmerksamkeit haben, die ich ihm eindeutig nicht schenken wollte. Für den Rest des Abends saß ich auch so da, ich drehte mich nicht ein einziges Mal um und ignorierte sogar die Sachen, die er sagte. Es vergingen zwei Stunden, die sich anfühlten  wie ein gezogener Kaugummi, ähnlich wie die Englisch Stunden in der Schule. In denen man zehn Mal auf die Uhr schaut und immer wieder stöhnt, wenn sich der Zeiger noch nicht mal um eine Minute bewegt hatte.

Nach weiteren zwei Stunden hielt ich es nicht mehr aus, schlüpfte wieder in meine hohen Schuhe und sagte schlapp zu meinem Chef: ,,Entschuldigen Sie mich." Ich strich mein Kleid glatt, während ich aufstand, griff ich noch schnell nach meiner Clutch und huschte Richtung Ausgang. Aus dem Blickwinkel sah ich nur ein paar Leute, die mich anschauten, denen ich freundlich wie möglich zunickte, sowie dem Security Guide, der mir höflich die Tür aufmachte.

Der Gang war komplett leer, das Einzige was ich also hörte war das Geräusch meines Stöckels. Ich bog rechts ab und seufzte erleichtert, als ich das Damentoiletten Zeichen sah. Das Klo alleine hier war schicker als meine gesamte Wohnung, war jetzt auch nicht so schwer. Das Licht war gelblich und ziemlich gedämpft, passend zu den Wänden, die in warmen Farben gestrichen waren. Ich blickte sofort in den großen Spiegel, über dem Waschbecken und musste zugeben, dass ich nicht mal so schlimm aussah.

Ich öffnete gleich die erste Kabinentür und schloss sie sofort wieder. Die Stimme des Moderators konnte man dann nämlich nicht mehr hören. Ich setzte mich auf den Klodeckel und lehnte mich erschöpft an die Wand. Die Stille war angenehm, denn viel länger hätte ich es nicht dort drinnen ausgehalten. Ich seufzte bei dem Gedanken, dort wieder reinzugehen müssen.

Es war ja nicht nur genervt von diesem Moderator, nein, es war eigentlich Mr. Grantham. Er benahm sich wie ein überdimensionales Baby, dass ich babysitten durfte.

Der zweite Teil stimmte ja auch.

Wie war es überhaupt möglich so nervig zu sein? Zuerst küsste er mich, dann erniedrigt er mich und dann tut er auf Wolke sieben mit seiner Verlobten, die natürlich der größte Engel des ganzen Universums sein musste. Und diese Aktion von vorher ... was will er eigentlich? Es war meine Schuld gewesen, ihm nachzurennen. Was dachte ich mir auch? Er war ein reicher Mann, der jedes Mädchen mit einem Schnipsen in seinem Bett haben konnte. Obwohl, er musste nicht mal schnipsen, die springen sowieso in Sekunden auf ihn. Vielleicht sah er einfach eine Art Herausforderung in mir und dachte ich wär ein Flittchen, das ihm die Schuhe küssen würde.

Ich hasse ihn.

So sehr.

In diesem Moment wollte ich einfach nur Weinen. Weinen und Eis essen. Ein Filmabend mit Gigi wär jetzt eigentlich das, was ich vielleicht die ganze Zeit bräuchte. Die Abende, an denen wir uns traurige Schnulzen Filme angeschaut haben und uns mit Eis vollgestopft haben, während wir über unsere Probleme geweint haben.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt