69 - Arsc*loch

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Shay

Ich stand nur noch da.

Ich starrte die Wand an.

Und ich fühlte mich einfach nur verletzt.

Verletzt war das richtige Wort. Es gab Momente im Leben, in denen das Herz zerbrach. Momente, in denen man von Leuten, die man liebt, nicht nur enttäuscht wird, sondern auch verletzt. Als würden sie einem das Herz aus der Brust nehmen, auf den Boden werfen und drauf steigen.

Ich dachte nicht mal, dass ich nach den Neuigkeiten am Wochenende noch mehr zerstört werden konnte. Ich dachte, dass ich nun endgültig ein Herz aus Stein hatte. Ich dachte, dass mich nichts interessieren würde, was Jaden machen würde. Ich dachte, dass ich nicht mal mehr eine Träne übrighatte. Aber ich lag falsch.

Er hatte mich verlassen. Das was wir zwei hatten, war nun vorbei. In meinem Kopf spielten gestern tausende Szenarien. Ich wusste nicht mal was ich mir von heute erwartete. Aber definitiv nicht einen Jaden, der mich eiskalt stehen ließ.

Mit zittrigen Händen griff ich nach meinem Smartphone und öffnete mein Kontaktbuch. Ich drückte auf Gigis Namen und rief sie an. Ich hatte sehr lange mit ihr nichts mehr zu tun gehabt. Was zugegeben meine Schuld war. Aber ich brauchte in diesem Moment einfach meine beste Freundin.

Ich hielt mein Handy an mein Ohr und wartete bis sie abhob.

„Hallo, Shay?", hörte ich sie dann.

„Gigi..", meinte ich und versuchte dabei so normal wie möglich zu klingen. Schaffte es nicht, denn ich stotterte ihren Namen.

„Alles gut?", fragte sie direkt.

„Bist du schon in der Firma?", flüsterte ich verzweifelt. Ich hatte das Gefühl, das der Raum immer kleiner wurde und dass meine Körpertemperatur vor Hitze explodierte.

„Ja, was ist los?" Ich konnte durch den Apparat hören, dass sie besorgt klang.

„Kannst du bitte in mein Büro raufkommen?", bat ich sie und meine Stimme versagte am Ende.

Ich sah nur Jadens Gesicht vor mir. Die Leere in seinen Augen widerspiegelte mein Herz.

„Ich bin gleich bei dir!", sagte sie und ich legte auf.

Ich wusste nicht wie lange ich noch die Wand mit meinem Blick fixierte, bis Gigi plötzlich in mein Büro reinstürmte.

Sie starrte mich an und ihr besorgter Blick, brachte mich schließlich zum Zusammenbrechen.

Ich sank auf den Boden und begann zu weinen. Keine Sekunde später hörte ich die Tür zufallen und spürte wie sie mich in den Arm nahm. Sie fragte nicht was los war, sondern hielt mich einfach nur fest. Sie hielt mich fest und drückte mich. Ich weinte umso stärker. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich Gigi vermisst hatte. Warum hatte ich sie so vernachlässigt? Wie konnte ich mich nicht bei meiner besten Freundin melden?

Gleichzeitig musste ich an Jaden denken, der mich immer festgehalten hat als wäre ich das wichtigste in seinem Leben gewesen. So hat es sich angefühlt. Als wäre ich die einzige in seinem Leben gewesen.

Du warst es aber nie.

Nach einer Weile löste ich mich von ihr und sie wischte die Tränen von meinen Wangen. Meine Augen schmerzten und aus meiner Nase liefen Sekrete wie ein Wasserfall. Sie griff nach ihrer Tasche, holte ein Taschentuch heraus und wischte mein Gesicht sauber.

„Willst du mir sagen was los ist?", räusperte sie sich vorsichtig und strich ein Haar hinter mein Ohr.

Wo sollte ich überhaupt beginnen? Ich konnte ihr nicht mal sagen was nicht los war. Mein Leben war einzig allein ein Chaos. Nichts mehr. Nichts funktionierte. Ich schaffte es nicht mal für meine Familie oder Freunde zu sorgen. Ich schob jedes Problem zu Seite, mit dem Plan mich später darum zu kümmern. Wie konnte ich aber, wenn jeden Tag etwas Neues passierte.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt