61 - Prostituierte

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{ ||| Kapitel der Lesenacht }

Shay

,,Clarie?'', wiederholte ich diesmal lauter.

,,Was ist?'', zischte sie auf einmal.

Ich wusste gar nicht mal in welche Richtung ich das Gespräch leiten wollte, weshalb ich flüsterte: ,,Ich wollte fragen, ob es dir gut geht?''

,,Dafür ist es schon längst zu spät.''

Ich zog meine Knie enger an mich und flüsterte: ,,Was meinst du?''

,,Was ich meine? Shay du hast dich seit einem Monat nicht gemeldet, ich muss jede Scheisse alleine machen, unser Vater liegt im Sterben und dann rufst du plötzlich an und fragst wie es mir geht??''

,,Ich wollte wirklic-..''

,,Du hast es nicht mal geschafft mir eine Nachricht zum 17. Geburtstag zu schreiben. Ich versteh schon, jetzt bist du einer dieser Krawatten-Büro-Schnösel, aber du kannst nicht deine Familie wie Dreck behandeln.'', ich spürte die Wut in ihrer Stimme bis in mein Blut und hielt das Handy noch fester in der Hand, aus Angst, dass ich es fallen lassen würde.

,,Weisst du wie es ist 17 Jahre alt zu sein und die Verantwortung eines Erwachsenen zu tragen? Ich muss auf Mate aufpassen und zur selben Zeit Geld wie eine verrückte Frau verdienen. Du hast dich so lange nicht gemeldet, sodass ich dich sogar googeln musste, um sicher zu gehen, dass du noch lebst. Und was lese ich, dass du nun noch mehr Geld verdienst, weil du jetzt irgendeine Managerin bist. Aber mir auch nur einen Dollar zu schicken, auf diese Idee bist du nicht gekommen.'', schrie sie mich an und ich unterdrückte meine Tränen.

,,Claire, ich mache nicht genug um diese Operation zu bezahlen.'', gab ich ihr und mir zu selben Zeit zu, da ich es nie laut aussprechen wollte.

,,Du bist Managerin du verdienst Millionen Dollar, lüg mich nicht an.''

,,Die Firma hat die Löhne von jedem gekürzt, insbesondere von mir, da ich nur kurzfristig diese Position habe.'', erklärte ich ihr.

,,Darum geht es einfach nicht. Shay, das ist das zweite Mal, dass du mich im Stich lässt. Du vergisst deine Familie. Du vergisst woher du kommst. Du warst noch nie für mich da.''

Dann war eine Pause. Es war als hätte mir jemand mit einem Messer ins Herz gestochen und nochmal gedreht. Ich schluckte schwer und fühlte mich noch schlechter als zuvor. Ich wusste nicht mal wie ich reagieren sollte, ich spürte nur noch Leere, als hätte mir jemand etwas wertvolles weggenommen. Meine Schwester.

Ich atmete tief ein und sagte mit einer schwachen Stimme: ,,Ich besorge das Geld, alles wird gut.''

,,Hast du letztes Mal auch gesagt.'', murmelte sie.

Wer kannte diese Momente nicht? Wenn man etwas sagen wollte, aber nicht konnte, weil man wusste man würde weinen wie ein Welpe. Genau, das war mein Problem, ich wollte nicht weinen, weshalb mir auf die Lippe bis.

,,Naja, egal. Ich muss jetzt auflegen. Ruf an ... oder weißt du was? Dein Zeitplan ist ja so stressig, überweise einfach das Geld und danach kannst du eh wieder in deine Reichen Welt verschwinden.''

Dann legte sie auf. Ich hielt das Handy noch fester, ab einem Punkt hätte es sogar brechen können, so fest hielt ich es. Ich erkannte sie nicht mehr. So war Claire nie. Ich kannte sie nur als schüchternes Mädchen, dass nie ihre Stimme gehoben hatte. Und jetzt? Jetzt sprach sie mit mir, als wären wir nicht mal Bekannte.
Auch sie hatte mich verlassen. Auch sie wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Zuerst Gigi, meine beste Freundin, und jetzt meine eigene Schwester.

Dangerous LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt