Ich bin geschockt. Ein Jahr lang trug ich dieses Geheimnis mit mir und jetzt ist es raus. Kein Geschrei, keine Angst, kein Ekel, wie ich es erwartet hatte, falls ich es jemandem sage. Nach 20 minuten rummachen, lehnt er sich wieder weg. "aber bitte...bitte hör auf." Und es braucht nur diesen Satz um mich wieder zu verschließen. Gefühle eingeschloßen, es wird Zeit wieder das gefälschte lächeln auszupacken. Ich werde wohl nie in der Lage sein komplett ehrlich zu sein. "Ja." Ich küsse ihn noch schnell, bevor ich nach oben gehe und mich aufs Bett werfe.
Aufhören? Einfach so? Wie stellt er sich das vor?! Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Ich bin ein gebrochener Mensch, ich brauche das Blut um zu wissen, dass ich noch am Leben bin, das ich existiere. Ich brauche es, weil ich nichts besseres verdient habe. Deshalb möchte ich mich nicht öffnen, deshalb will ich alles geheim halten. Weil die Leute einfach fordern werden, ich soll aufhören, einfach so. Sie sehen das ganze nicht wie eine Sucht. Sie denken es ist einfach, aufzuhören. Klinge weg, und nie mehr Verlangen danach. Sie denken, wenn sie mir ein wenig Liebe zeigen, geht das stumpfe Gefühl in mir für immer weg, das Verlangen wird nicht mehr auftauchen wenn sie mir mal Liebe zeigen. Aber so einfach ist das nicht. Wenn man mir Liebe zeigt, so wie Benjamin es tut, ja, dann vergesse ich das Verlangen und die Selbsterniedrigenden Gefühle in mir, aber wenn ich alleine bin, wenn ich nachdenke, kommt alles wieder zurück wie eine Bombe. Und dann ist es schlimmer als je zuvor. Es braucht nur eine dumme Tussi, um mein Verlangen zu erwecken. Es braucht nur einen Cheeseburger, um mich zum kotzen zu bringen. Es ist so einfach, mich zu brechen, doch unmöglich mich wieder zu reparieren. Ich bin wie ein Spielzeug, dessen Batterien leer sind und du willst neue kaufen, damit das Spielzeug wieder funktioniert und andere glücklich macht, doch dann erfährst du, dass es diese Batterien nie mehr geben wird oder, dass diese Batterie nur zu 1/4 aufgeladen werden kann und nach einiger Zeit wird es immer wieder kaputt gehen. Umso glücklicher ich bin, desto zerstörter bin ich danach... Ich habe es einfach nicht anders verdient.
Erst jetzt merke ich, dass mir Tränen über das Gesicht laufen. Ich wische sie schnell weg, und gehe nach unten. Ben ist weg, doch er hat einen Zettel hinterlassen: Bin jetzt mit amy, habs ihr ja versprochen. Sorry. Wenn du auch willst, kannst du mich ja anrufen und nachkommen. Amy, Amy, Amy. Er alleine mit Amy. Ich möchte nicht mitkommen, ich möchte einfach nur, dass dieses Gefühl verschwindet. Es braucht nur einen verdammten Namen um die Schmerzen freizulassen. Ich gehe ins Badezimmer und blicke in den Spiegel. Was ich sehe, kann ich einfach nicht ertragen, weshalb ich eine Zahnbürste gegen den Spiegel werfe. Er zerbricht in kleine Teile, und die Scherben fliegen auf den Boden. Ich breche auf dem Boden zusammen, endlos am weinen, während die Selbstzweifel nicht verschwinden. Meine Augen erblicken die Waage. 49 Kilogramm auf 1,60m. Und diese Zahl gibt mir den letzten Ruck um zu kotzen, bis alles raus ist. Ich kann hier nicht mehr bleiben, ich muss raus, jetzt. Ich wasche mein Gesicht und schminke mich etwas, um etwas präsentabler auszusehen. Ich trage eine Leggings und einen langen Pullover, der Nieten an den Schultern hat und in der Mitte einen Tiger. Ich ziehe meine Vans an, greife meine Tasche und bin raus aus der Tür. Mit Kopfhörern im Ohr laufe ich zur U-Bahn. Ich weiß noch nicht wohin ich gehe, Hauptsache raus. Durch meine Ohren dröhnen Krafklub, ok kid und Prinz Pi auf vollster Lautstärke. Vielleicht hören die Menschen hier meine Musik, weil sie so laut ist, aber das ist mir egal. Am Gleisdreieck steige ich aus, bis jetzt war mir nicht klar, wohin ich will, doch jetzt weiß ich es. Ich laufe den mir bereits bekannten weg zu meinem Lieblingsplatz. Vor dem Park setze ich mich dann auf die Mauer und beobachte die Menschen. Das mache ich jetzt schon seit Jahren, sobald ich nicht mehr kann. Wenn das Leben mir wieder zu viel wird. Kein Liebeslied fängt gerade an, und mir laufen tränen übers Gesicht, weil ich nur an Ben und Amy denken kann. Ja, er sagt er liebt mich, aber sie ist schöner und dünner, und bestimmt auch gut dabei Jungs um den Finger zu wickeln. "Liebes, ist alles okay bei dir?", fragt eine alte Dame. Ich wische die Tränen weg, lächele gequält und sage "Ja, manchmal ist nur alles zu viel." Sie setzte sich neben mich. "ich weiß, liebes. Ich hab auch schon viel durchgemacht, aber glaub mir, du machst dir wahrscheinlich zu viele Gedanken. Das leben ist ein Geschenk." Sie klopft mir auf die schultern und geht weiter.
Ben ruft an, und ich drücke ihn ganze sieben mal weg. Irgendwann blockiere ich ihn. Ich habe jetzt einfach keine Lust zu reden. Ich kann jetzt nicht mit ihm reden. Eine Gruppe Jungs läuft an mir vorbei, und sie rufen mir dinge zu. "hey süße!" "na, willst du mit uns spaß haben ?" Ich verdrehe die Augen, stehe auf und gehe weiter. Ich merke nicht, wohin ich laufe und als ich mich umschaue sehe ich einen Wald. Nicht irgendeinen, sondern den Wald. Der Wald, der mich bis ins Grab verfolgen wird, der Wald, der mein Leben noch viel schlimmer gemacht hat. Der Wald, in dem ich spazieren war, als ich 14 war, und der Schuld daran ist, dass ich das bin, was ich nun mal bin: ein komplettes Wrack. Ich laufe schnell in die entgegengesetzte Richtung, als ich tierisch Hunger bekomme. Ich gehe zur Tankstelle und kaufe mir ein Brötchen. Der Verkäufer zwinkert mir zu, er ist ungefähr 20. Ich lächle nur schwach, und verlasse die Tankstelle wieder. Das Brötchen schmeckt scheiße. Ich blicke in den Himmel. Oh shit, es ist schon fast dunkel. Wie lang war ich draußen?! Ich renne zur U-bahn und bin nach 30 minuten zuhause. Als ich die Haustür aufschließe, höre ich Gebrüll. "SIE IST SEIT STUNDEN WEG UND ICH ERREICHE SIE NICHT, AMY! ICH HAB JETZT BESTIMMT KEINE NERVEN FÜR EINEN VERF*CKTEN FILM! DAS IST ALLES MEINE SCHULD, WEIL ICH UNBDEINGT DIR VERSPRECHEN MUSSTE MITZUKOMMEN." Amy antwortet ebenfalls schreiend:"GOTTVERDAMMT BENNY, BERUHIG DICH. SIE IST KEIN BABY MEHR, SIE WIRD SCHON NICHT VERRECKEN. DEIN LEBEN BESTEHT NICHT NUR AUS IHR." Ich möchte nicht lauschen, aber ich will unbedingt wissen, was Ben ihr sagen wird, weshalb ich mich nicht erkennbar machen werde. Ben ist kurz ruhig, und antwortet mit aggresiver aber leiser stimme: "Halt die Fresse, Amy. Mein Leben besteht nicht aus ihr, sie ist mein Leben. Du hast keine Ahnung." Ich halte das nicht mehr aus, ich will da nicht mehr rein, es ist mir eindeutig zu aggressiv und Amy scheint nicht in guter Stimmung zu sein, vor allem, wenn ich rein kommen werde, oder? Also verlasse ich das Haus leise wieder und laufe weg. Ich schreibe Ben schnell eine SMS.
Es tut mir leid, mach dir keine Sorgen. -Aya Nach nur ein paar Sekunden antwortet er.
Wo zur hölle bist du?! - Ben
Nicht weit. - Aya
Ich komm dich jetzt suchen! - Ben
Nein! -Aya
Er soll mich nicht suchen, nein nein nein. Ich setze mich schließlich irgendwo an den Straßenrand, ziehe die Knie an die Brust und vergrabe mein Gesicht darin. "Na, brauchste Hilfe, Schnuckie ?" Ich blicke auf und sehe einen Mann, vielleicht 25 Jahre vor mir. Er grinst mich an. nein nein nein, bitte nicht. Ich stehe schnell auf und renne. Ich renne bis mein ganzer Körper schmerzt. Gott sei dank konnte er nicht mithalten, weil er eindeutig betrunken war. Es ist inzwischen stockdunkel. Ich laufe einfach herum, bis jemand meinen Namen ruft. "Jana, was machst du hier?" Nur eine Person nennt mich so. Leon. Ich drehe mich zu ihm um. "Oh, hey Leon. Ehm nichts, nur spazieren, du?" Er antwortet nicht, stattdessen umarmt er mich sehr sehr stark. Als ich wieder frei atmen kann, frage ich: "Woah, wofür war das?" "Es tut mir leid, Jana. Alles. Wir haben seit einer Woche nicht mehr geredet, ich vermisse meine beste Freundin." "Ich vermisse dich auch." Es ist wahr. Jetzt wo er wieder vor mir steht, wird mir klar, wie sehr ich ihn vermisst habe. Wir setzen uns auf den Boden und reden. wir reden und reden. Aber ich sage ihm nicht, dass ich mit Ben zusammen bin, weil sie sich hassen. Ich will nicht unsere gute Stimmung kaputt machen. Ayana!" Ich drehe mich um, und Ben läuft auf uns zu."Ich geh jetzt lieber.", sagt Leon. Er umarmt mich schnell, und läuft davon, bevor Ben bei mir ist. "Dir ist nichts passiert. verdammt nochmal, was soll das?!" Er umarmt mich fest, ich antworte nicht. "Warum hast du meine anrufe nicht angenommen?! Ich hab dich 15 mal angerufen! Und jedesmal kam die Mailbox. Ich bin verrückt geworden vor Sorgen." Und mit jedem Satz wird er wütender, ich sehe es in seinen Augen, auch wenn er versucht es zu unterdrücken. "Sorry." ich gehe an ihm vorbei und steige ins Auto. Die ganze Autofahrt lang versucht er mit mir zu reden, doch ich schaue aus dem Fenster, die Knie an die Brust gezogen. Ich bin verschlossen, er muss jetzt damit klarkommen. "Und warum ist der Badezimmer Spiegel zerschmettert?!" Ich drehe meinen Kopf zu ihm. "Es ist nicht das, was du denkst." "Scheiße, hast du dich wieder geritzt?!", sagt er mit weiten Augen. "Verdammt nochmal, ich dachte du hörst auf.! "Ben-" Er lässt mich nicht ausreden, sondern redet weiter und weiter. "BEN HÖR AUF, DU ARSCHLOCH." Und dann ist er ruhig. "1. ich hasse das Wort 'ritzen'. 2. Ich habe mich nicht geschnitten. Ich war einfach wütend und hab ihn kaputt gemacht." Er wartet ein paar Sekunden. "Okay. Warum warst du wütend?" Ich antworte nicht. Zuhause angekommen, renne ich stumm ins Zimmer, ziehe mich um und schlafe ein.
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life is the living hell !
Teen Fiction"Oh gott wie gern wäre ich doch Tod" Ayana ist 17 Jahre alt und ihr leben ihatte bisher nur tiefen. Ihr Vater schlägt sie, beide Elternteile kümmern sich nicht um sie, doch sie kann nicht ausziehen,da sie noch minderjährig ist. Sie leidet an Depress...