Kapitel 29

3.8K 192 13
                                    

In der Schule habe ich alles und jeden ignoriert, der mit mir reden wollte. Ich war einfach nicht in der Stimmung für ihr scheiß Mitleid und dem ganzen 'Alles wird gut' scheiß. Nichts wird wieder gut. Mein Leben wird wieder die Hölle die ich seit drei Jahren gelebt habe. Und diesmal noch schlimmer, denn ich habe erfahren wie schön es sein kann mit einem Menschen den man liebt. Und jetzt ist er weg und alles wird doppelt so schlimm. Ich hatte Angst davor so glücklich zu werden, Ben hat recht. Aber nur, weil ich weiß, umso glücklicher ich werde, desto trauriger bin ich am Ende, wenn es vorbei ist. Und genau das ist passiert. Hier bin ich also, ein kleines, armseliges Mädchen auf dem Weg in das Haus das sie jetzt wieder Zuhause nennen muss. 

Meine Mutter wird heute wieder eine ihrer Partys machen, weshalb ich mich in mein Zimmer verkrieche, als ich höre wie die Musik losgeht und Männerstimmen zu hören sind.

Er klopft an meine Tür. Scheiße, scheiße, scheiße. Ich will gerade zur Tür rennen und sie abschließen, aber da ist Markus schon reingekommen, mit dem ekligen Grinsen das er immer trug, wenn er damals gekommen war um seinen...Spaß zu haben. 

"M-markus. Bitte geh einfach.", meine Stimme ist nicht lauter als ein flüstern, weil ich so Angst vor diesem Mann habe. Er ist bereits zu mir gekommen und drückt mich gegen die Wand. Markus fängt an meinen Hals zu küssen und ich versuche ihn wegzuschubsen, aber es ist zwecklos. "Ich hab mein Spielzeug vermisst.", flüstert er gegen meinen Hals. "Wo warst du das Jahr über?" Er verteilt weitere Küsse überall und fängt an unter meinem T-shirt meinen Bauch zu streicheln, während die Tränen über mein Gesicht rollen. "ohhh, nicht weinen, Schätzchen. Ich wusste ja nicht, dass du mich so sehr vermisst hast!", antwortet er grinsend. "Verpiss dich.", grummle ich, aber das scheint ihn nur noch mehr in Stimmung zu bringen, als er mich aufs Bett wirft.

Die Tür schwingt auf und da steht meine Mom grinsend. "Oh hey Markus! Hast du deinen Spaß hier?", sagt sie lachend und zwinkert. Sie weiß ganz genau was er macht, aber sie interessiert das nicht. "Willst du nicht lieber zu mir ins Zimmer?", sagt sie mit einem Blick der ihn verführen soll. Und tatsächtlich steht er auf und folgt ihr, aber nicht bevor er mir noch sagt, dass er wieder kommen wird. Sobald er raus ist, schließe ich die Tür ab und setze mich aufs Bett. Meine Knie an die Brust gezogen, lasse ich die Tränen fallen, während ich höre wie meine Mutter mit diesem widerlichen Typen schläft. Es ist wie ein nie endender Albtraum. Ich sehe, dass mein Handy immer wieder aufblinkt, weil ich Nachrichten bekomme, aber ich kann nichts anderes tun, als an die weiße Wand zu starren und zu weinen. Die ganze Nacht. 

 Das ist das Leben, das du führst. Nur weil du ein Jahr Pause hattest, heißt das nicht, dass die Hölle abgekühlt ist. 

Mein Wecker reißt mich aus den Gedanken und mir wird klar, wie müde ich eigentlich bin. Ich schleppe mich ins Badezimmer und erschrecke fast vor meinem Spiegelbild. Meine Augen sind rot und angeschwollen vom vielen weinen und ich habe tiefe, dunkle Augenränder, weil ich nicht geschlafen habe. Ich mache mir nicht einmal die Mühe Make-Up aufzutragen, weil ich weiß es bringt nichts mehr. Mit Leggings und dickem Pullover angezogen, greife ich meine Tasche und laufe zur schule. 

Sobald ich den Klassenraum betreten habe, spüre ich die Blicke auf mir. Ich kann es Ihnen nicht verübeln, ich sehe wahrscheinlich aus wie eine lebendige Leiche. Ich setze mich heute auf einen anderen Platz, weil ich nicht von Blake mit Fragen bombardiert werden will. "Hey, Mike. Kann ich die Hausaufgaben abschreiben?", frage ich meinen Sitznachbarn. Er nickt und gibt mir sein Heft, während ich beginne alles abzuschreiben in den letzten fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn. "Ayana?", höre ich Blake mit ungläubiger Stimme. Ich schaue genervt vom Heft ab und antworte: "Ja?!" 

"W-was ist mit dir passiert?", fragt er geschockt. "Was soll passiert sein? Ich habe meine Hausaufgaben nicht." Ich weiß es ist gemein, ihn so anzuzicken, aber ich kann nicht anders. Ich will einfach in Ruhe gelassen werden. "Du vergisst nie deine Hausaufgaben. Irgendwas ist passiert." Ich habe keine Zeit mehr zu antworten, denn der Lehrer ist bereits reingekommen und alle setzen sich hin. Die ganze Stunde spüre ich nicht nur Blakes, sondern auch Ben's Blicke auf mir, während der Lehrer vorne redet. Ich kann und will mich nicht konzentrieren. Ich habe eh meine Zukunft versaut, indem ich mein Stipendium wegen schlechten Noten und dem Vorfall bei dem ich und Blake betrunken in der Schule waren, verloren. Die Klingel reißt mich aus den Gedanken, und ich packe schnell meine Sachen ein und laufe zum Schließfach.

"Ayana!", höre ich jemanden hinter mir rufen, aber ich laufe einfach weiter. Bei meinem Schließfach angekommen, hole ich die Sachen raus, die ich als nächstes brauche. Und als ich die Tür vom Schließfach schließe, steht dort Ben. Direkt vor mir. "Was  willst du hier?!", schnauze ich ihn an. Er scheint etwas geschockt von meinem plötzlichen Ausbruch, aber hat sich schnell gefasst. "Ich...ich will wissen, was passiert ist?", Es klingt mehr wie eine Frage, als eine Aussage. 

Ohne Antwort drehe ich mich um und laufe zum Mathematikkurs, bei dem ich leider neben Ben sitzen muss, weil wir uns dort nicht umsetzen dürfen. Der Lehrer beginnt den Unterricht, und ich starre gedankenverloren an die Qand.

"Ayana! Passt du denn überhaupt im Unterricht auf?!", schreit der Lehrer plötzlich direkt vor mir. Ich schaue ihn gelangweilt an und antworte:"Was zur Hölle erwarten sie von mir? Natürlich passe ich nicht auf. Was soll der ganze scheiß denn?! Ich werde das nie Im Leben brauchen!" Und dann stehe ich auf und verlasse den Klassenraum voller geschockter Schüler und einem wütendem lehrer. 

Ich fahre direkt zur Mauer am Park und setze mich hin, mit Musik in den Ohren und meinem Notizbuch auf dem Schoß, während ich rauche und nachdenke, als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist Jan, weshalb ich auch rangehe. "Hey." Ich versuche ein bisschen fröhlicher rüberzukommen. "Heeey. Ich vermisse dich. Wie gehts dir?" Ich atme tief ein. "Gut und dir? Wie ist es in Paris?" "Ist alles wirklich okay? Du klingst...bedrückt." Ich bin froh, dass er mein Gesicht nicht sehen kann, denn glücklich sehe ich ganz bestimmt nicht aus.

"J-Ja. Alles gut. Warum sollte etwas nicht stimmen?", sage ich mit einem nervösen Lachen. "Ich komme am Wochenende nach Berlin wegen meiner Tante! Dann können wir uns wiedersehen!", antwortet er glücklich. Panik steigt in mir auf, aber gleichzeitig freue ich mich auch. Jan weiß von dem ganzen nichts, und wenn ich dafür sorge, dass das so bleibt, kann ich vielleicht ein paar Tage mit ihm verbringen, ohne dumme Fragen zu beantworten. "Das ist toll! Schreib mir dann, wenn du da bist okay?" "Klar. Ich muss jetzt auflegen, wir sehen uns bald!" Und dann legen wir auf und ich bin wieder in mir selbst verloren.

Da ist dieses schwere Gefühl in meiner Brust, dass einfach nicht weggehen will, seit Ben Schluss gemacht hat. Es fühlt sich an, als ob ich die ganze Zeit am ertrinken bin, aber nicht sterbe. Dabei will ich nichts anderes. Damals ist das falsche Kind gestorben. Erik hätte es verdient weiter zu leben. Er hätte auch ein viel sinnvolleres und glücklicheres Leben führen können, mit Menschen die er liebt. Er hätte jeden glücklich machen können.

Es ist als ob all die Dämonen in mir aufwachen, und mich an jede Kleinigkeit erinnern, die falsch mit mir ist. All die Dinge die ich falsch gemacht habe und warum mein Leben so den Bach unter gegangen ist. Und weil ich es nicht mehr ertrage, kaufe ich mir erstmal Alkohol und betrinke mich alleine mit Zigaretten und Jack Daniels. 

Nach 10 verpassten Anrufen von Blake, findet er mich schließlich betrunken im Park und nimmt mich mit zu sich und ich weiß nicht ob ich froh sein soll, dass er mich vor mir selbst gerettet hat oder sauer, weil ich eigentlich nur weg von dieser Welt will. Es ist nicht so, dass mich jemand vermissen würde. Und wenn, dann würden sie bald darüber hinweg kommen, denn ich bin das Mädchen, das jeder vergessen kann.

_______________________________________________

1. Ich möchte euch für all die lieben Kommentare auf dem letzten Kapitel bedanken ! <3 Es wär toll, wenn ihr so weitermacht, denn dann hat man wirklich viel mehr motivation und Spaß am schreiben, wenn ich weiß das euch das gefällt (:

2. Wie fändet ihr es, wenn ich ein zweites Buch mache, mit den ganzen Einträgen die Ayana in ihr Buch schreibt? Sagt mir eure meinung dazu in den Kommentaren oder als private nachricht! (: - Rashel  

life is the living hell !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt