Kapitel 32

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 danke für über 3000 Leser <3 

*Blakes POV*

Ich habe diese Nacht wieder kein einziges Auge zugemacht. Die Schuldgefühle hören einfach nicht auf, denn ich fühle mich einfach scheiße. Wie kann man die ganzen Narben übersehen? Verdammt, ich hab im selben Bett mit ihr geschlafen, ihr meine T-Shirts gegeben und war dabei, wenn sie sich Tattoos gestochen hat! Wie kann man denn so was übersehen! 

Vielleicht kann sie auch einfach gut verstecken? Nein. Jeder Grund mich rechtzufertigen wird immer wieder abgelehnt von meinem Verstand. Ich bin Schuld an allem, ich hätte ihr helfen sollen. Es hätte mir auch klar sein können, dass sie so viel trinkt und Drogen nimmt, weil sie einfach traurig ist. Aber nein, auf so was kommt dummer Blake ja nicht.

Es ist gerade mal 6 Uhr morgens und ich steige aus dem Bett. Vor zwei Tagen hab ich die Schule abgeschlossen, das heißt Ayana liegt bereits seit 1 1/2 Wochen im Koma. Ich schließe meine Augen und atme tief ein. Es fühlt sich alles so unecht an...Niemals hätte ich gedacht, dass sie mich so verändert. Bevor ich sie kannte, war ich der typische Badboy der immer beim nachsitzen war und jeglichen Arger erzeugt hat...und jetzt sitze ich auf meinem Bett und bin schon wieder den Tränen nah, wegen einem Mädchen. 

Sie hat mein Leben verändert und ich bin froh darüber. Aber was ist, wenn sie nicht mehr aufwacht? Sie kann mich nicht einfach so hier zurücklassen! Hör auf so zu tun, als wär sie an allem Schuld. Du hättest einfach ein besserer Freund sein sollen. 

Gott, ich wünschte ich könnte einfach mal meine Gedanken ausschalten, denn sie bringen mich um. Ich schließe meine Augen für eine Sekunde und bereue es sofort wieder, denn das einzige was ich sehe, wenn ich die Augen schließe, ist ihr Körper im Krankenhaus mit all den Narben und dem Gesicht, das so leblos aussieht. 

Ich ziehe mich an und gehe los, zu ihrem Lieblingsort. Seltsam, obwohl es eigentlich der Ort sein müsste, an dem ich nur an sie denken kann, ist es genau der, an dem ich mal alles vergessen kann und ein bisschen durchatmen kann. Einfach nur dort zu sitzen, fühlt sich an, als ob mal für einen kleinen Moment die Last auf meiner Brust nachlässt. Ich will mir nicht vorstellen wie sie sich gefühlt hat, als ihr Bruder gestorben ist. 

Ich hole meine Zigaretten raus und rauche, während meine Gedanken mal ein bisschen abschalten. Sie ist immer in meinen Hintergrundgedanken, aber hier spür ich alles nicht so stark. Vielleicht, weil ich hier mit ihr damals immer glücklich war. Vielleicht, weil hier der Ort war, an dem sie immer so glücklich aussah...Vielleicht, weil sie hier die Ayana war, die ich kannte und nicht die, die gerade im Krankenhaus liegt. 

*Tommys POV*

Ich habe seit Wochen versucht sie zu erreichen, aber ich kann sie einfach nicht finden. Sie war nicht zuhause, nicht im Park und antwortet weder auf Anrufe oder Nachrichten. Es tut mir so leid, dass ich sie geküsst habe...aber es überkam mich einfach. Ich weiß, ich sollte sie wie eine Schwester sehen, aber es geht einfach nicht.

Irgendwann beschließe ich ihren Freund anzurufen. Ich wähle seine Nummer (Ayana hat ihn manchmal von meinem handy angerufen, weshalb ich seine Nummer habe) und er nimmt nach dem 4. Klingeln ab.

"Hallo?", er klingt müde und erschöpft. "Hey ehm...hier ist Tommy." "Was willst du?!", fragt er in einem sehr aggressiven  Ton und ich kann mir gut vorstellen, wie sein Gesicht gerade vor Wut rot wird. Ich meine, ich würde auch nicht gern von dem Typen angerufen werden, der meine Freundin geküsst hat abgesehen davon, dass ich keine Freundin habe...

"Es tut mir leid was passiert ist, okay? Das war nicht Ayanas Schuld und wenn du auf irgendwen wütend sein willst, dann bin ich das. Ich mach mir Sorgen um sie. Sie ignoriert mich total und ich kann sie nirgendwo finden. "

"Sie ignoriert dich nicht..", sagt er plötzlich in einer viel verletzlicheren Stimme, die mir Angst bereitet. Ist Ayana etwas passiert?! "Benjamin, w-was ist los?", frage ich und ich weiß nicht, ob ich die Antwort wirklich wissen will.

"Hör zu, ich klär das nicht am telefon. Ich bin im Krankenhaus...bei Ayana. Komm her, dann sag ich dir was passiert ist." Und dann legt er auf. 

Ayana ist im krankenhaus. 

Es fühlt sich an wie damals vor zwei Jahren. Ayana rief mich weinend an und hat mir gesagt, dass Erik im Krankenhaus liegt. Ich bin sofort losgefahren und als er starb, war es als ob es mein eigener Bruder wäre der stirbt. Ich kann nicht noch eine Person verlieren. Ich kann es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustößt. Der Schmerz fühlt sich so verdammt gleich an wie damals und das macht das ganze viel schlimmer. Denn jetzt denke ich nicht nur an eine verletzte Ayana sondern gleichzeitig an Erik. Es ist als ob sich die Geschichte wiederholt und ich fahre die gleichen Straßen lang mit dem gleichen Auto und den gleichen Gedanken: Hoffentlich ist sie nicht Tod. 

Im Krankenhaus angekommen, frage ich an der Rezeption nach ihrem Zimmer und laufe dann den Gang entlang. Als ich die Tür öffne, sehe ich zuerst Ben, wie er neben dem Bett auf einem Stuhl sitzt und den Kopf in den Händen hält. Und dann wandert mein Blick zu ihr. Das erste was mir auffällt ist eine riesige Narbe an ihrem Arm.

"Hallo.", bringe ich flüsternd hervor. Ben schaut auf und ich habe wahrscheinlich noch nie einen Menschen gesehen, der so einen traurigen und verletzten Gesichtsausdruck hatte. "Was ist mit ihr Passiert? Warum...warum schläft sie?", frage ich. 

"Setz dich hin. Ich erzähle es dir von Anfang an." Ich nicke und setze mich auf den Stuhl gegenüber. Er atmet tief ein und fängt an zu erzählen.

"Nach dem Kuss von euch habe ich Schluss gemacht. Es war mir einfach zu viel, das trinken, die Drogen und dann das.... Auf jeden Fall war sie komplett verändert. Sie kam jeden Tag komplett übermüdet in die Schule...sie sah so ängstlich aus. Ich wusste nicht was bei ihr vorging und als ich versuchte mit ihr zu reden, hat sie mich abgeblockt und angeschrien. Ich wusste, dass ihre Mutter dabei eine Rolle spielt. Sie war der Grund, warum Ayana so fertig war und das wäre ohne meine Trennung nicht passiert..."

"Nach 100ten Anrufen ist sie endlich rangegangen. Sie hat diese seltsamen Andeutungen gemacht...also bin ich losgefahren um sie zu besuchen, um ihr diese dummen Gedanken auszutreiben...aber es war zu spät.", Seine Augen füllen sich mit Wasser und er atmet tief ein. 

"Ich bin ihr Zimmer gestürmt und da lag sie...Es war so viel Blut. So viel gottverdammtes Blut! Sie lag auf dem Bett so leblos und ihr Arm war komplett aufgeschnitten und neben ihr dieses Buch. Da war diese Liste mit Gründen, warum sie sich hasst. Sie dachte wirklich es würde niemanden interessieren, wenn sie weg wäre. Und es hat so weh getan...so sehr. Sie ist im Koma. Im scheiß Koma und sie wissen nicht für wie lange. Ich hab die Uni um ein jahr verschoben um bei ihr zu sein. Verstehst du? Das ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht Schluss gemacht hätte, würden wir jetzt bei mir Zuhause sein...dann könnte ich sie küssen und es tut so schrecklich weh. Ich will das es aufhört." Inzwischen fallen die Tränen ununterbrochen aus seinen Augen.

Ich kann nicht fassen, das das wahr ist. "Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, Ben. Ich wollte das nicht. Scheiße, es tut mir so leid.", flüstere ich immer wieder, während ich eingekauert auf dem Stuhl sitze und ihren leblosen Körper anstarre. Wenn das Gerät neben ihr nicht ihren Herzschlag anzeigen würde, würde ich denken sie ist Tod. 

Es tut mir so leid, Ayana. 

life is the living hell !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt