Kapitel 43

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Es ist bereits mein zweiter Abend bei Ben zuhause und, wie auch in der ersten Nacht, kriege ich die ganze Nacht kein Auge zu. Was mache ich hier? Wieso interessiert es Ben, was ich mache und wo ich wohne? Ich beschließe, ihn morgen zur Rede zu stellen. Ich möchte endlich wissen, was Sache ist. Und was hat er seiner Freundin erzählt? Ich muss zugeben...ich habe sie vorhin ein bisschen auf Instagram gestalkt. Ich war die ganze Nacht wach und mir war langweilig, kann man mir das verübeln...?! 

Die Sonne geht langsam auf und ich entscheide mich dazu, Frühstück für uns beide zu machen. Gegen 7:30 wacht Ben auf. "Guten morgen, wieso denn so früh wach?", frage ich ihn. "Habe essen gerochen." Er grinst mich an und deckt den Tisch. 

Nachdem wir fertig gegessen habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mit ihm zu reden. "Ben? Können wir kurz reden?" "Was haben wir denn die letzte halbe Stunde beim Essen gemacht?", fragt er scherzend, doch er weiß, was ich meine. Er lehnt sich zurück "Schieß los. Was gibts?" Wo soll ich nur anfangen?

"Was machen wir hier eigentlich? Wieso ist es dir so wichtig, was ich mache und wo ich wohne?" Ich würde ihn am liebsten noch 100 weitere Fragen, aber ich lasse ihm erstmal Zeit zu antworten. 

"Du bist mir wichtig, Ayana. Ich bereue es so sehr, dass ich mich die letzten Jahre nicht bei dir gemeldet habe. Und wenn ich ehrlich bin...ich habe keine Ahnung, was ich hier mache. Alles, was ich weiß ist, dass ich dich nicht nochmal gehen lassen kann." Wie meint er das denn? Wenn ich ihn solche Dinge sagen höre, fühlt es sich fast so an, als hätte er noch Gefühle für mich...aber das kann nicht sein. 

"Was hast du Mary erzählt? Was hält sie davon, dass ich hier übernachte?" Er kratzt sich am Nacken und verzieht sein Gesicht leicht "Sie weiß es gar nicht." Woah. Ich schaue ihn geschockt an. Wieso verheimlicht er ihr so etwas? Wenn sie das herausfindet, wird sie uns beide umbringen...mich zuerst. "Kannst du bitte einfach die Karten auf den Tisch legen, Ben? Ich kann so definitiv nicht weitermachen. Wenn du mit mir redest und mir sagst, wie wichtig ich dir bin, dann...dann fühlt es sich manchmal so wie früher an. Und das tut weh. Du spielst mit meinen Gefühlen und ich glaube, dass weißt du auch. Ich kann nicht hier weiter wohnen, wenn ich nicht weiß, was Sache ist. Und das deine Freundin nichts davon weiß, geht sowieso nicht in Ordnung. Die Hölle wird losbrechen, wenn sie das erfährt." Er bleibt für ein paar Sekunden ruhig und antwortet dann: "Ayana, ich würde nie absichtlich mit deinen Gefühlen spielen. Ich bin ehrlich, als du vor ein paar Wochen vor mir standest, war ich einfach so geschockt und überfordert. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dich je wiederzusehen. Und dann standest du da...und alles kam wieder hoch. Was ich in dieser Nacht zu dir gesagt habe, meinte ich auch." Meint er damit etwa, dass er mich noch liebt? Mein Herz fängt an zu rasen. Ich hätte nicht gedacht, dass er nach all den Jahren noch ernsthaft Gefühle für mich haben würde....doch mir ging es ja nicht anders. Ich habe nie aufgehört, ihn zu lieben, sondern es einfach nur mit einer Mischung aus Drogen und Alkohol verdrängt. 

"Was ist mit Mary?", frage ich leise. Er lächelt leicht. "Du weißt genau, dass keine Frau je gegen dich ankommen würde." Er steht auf, läuft auf mich zu und bleibt wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt stehen. Mein Atem wird schneller, mein Herz rast. "Du bist mir nie aus dem Kopf gegangen.", fügt er hinzu. Er hat eine Freundin. Was mache ich hier?! Auf keinen Fall würde ich 'die andere Frau' spielen. "Vielleicht sollten wir dieses Gespräch ein ander mal fortfahren...wenn du Single bist.", antworte ich mit rauer Stimme. Enttäuschung blitzt durch seine Augen und er setzt sich wieder hin. "Du hast recht." 

Den Rest des Tages verbringen wir größtenteils Zuhause, da Ben viel Papierkram zu erledigen hat. Da er im Wohnzimmer arbeitet, verkrieche ich mich in meinem Zimmer, um ihm aus dem Weg zu gehen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz, wie ich mich jetzt vor ihm verhalten soll. Ich meine...er hat mir praktisch seine Gefühle gestanden, aber er hat trotzdem eine Freundin. Und wer weiß, ob er es mit mir wirklich ernst genug meint, um sie zu verlassen...ich bezweifle es. 

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Am nächsten Morgen wache ich auf und sehe direkt eine Nachricht von Blake auf meinem Handy. 

Hey, ich vermiss dich. Schläfst du heute bei mir? - Blake 

Gerne, bis dann! - Ayana

Ich kann die Abwechslung gut gebrauchen. Seit dem Gespräch mit Ben gestern, war ich ehrlich gesagt noch verwirrter als zuvor. Ich packe direkt meine Tasche und sage Ben bescheid, bevor ich mich auf den Weg mache. 

"Hast du Lust ins Kino zu gehen?", fragt Blake, während wir gerade Pizza essen. "Klar. Wollen wir vorher aber noch bisschen in der Stadt spazieren? Ich brauch etwas frische Luft, ich sitze seit zwei Tagen nur zuhause." Blake nickt und zieht sich sofort um. Wir entscheiden uns dazu, am Alexanderplatz rumzulaufen, da das Blakes Lieblingsplatz in Berlin ist. Wir laufen gerade am Fernsehturm in der Nähe vom Bahnhof entlang, als ich Blake von meinem Gespräch mit Ben erzähle. "Ich will dich nur ungern unterbrechen, aber...ist das dort drüben nicht Mary?", fragt er. Verwirrt schaue ich mich um. Und tatsächlich sehe ich Amy mit einem kleinen Koffer die Straße Langlaufen, doch zum Glück sieht sie uns nicht. Ben hatte doch gesagt, dass sie erstmal nicht in Berlin sein wird? "Oh Gott, wenn sie nun rausfinden wird, dass ich bei ihm übernachtet habe...", denke ich laut. "Sie weiß nichts davon?", fragt Blake geschockt und ich schüttele meinen Kopf. "Gut, dass ich heute bei dir schlafe.", füge ich hinzu. "Ayana, kann ich ehrlich zu dir sein? Ich glaube Ben hat das mit Absicht so geplant. Er hatte mich gestern Abend angerufen und gefragt, ob du heute zu mir kommen könntest, da er wohl irgendwas erledigen müsste...Ich sollte dir nichts davon sagen, aber ich finde das gerade einfach zu seltsam, um es dir weiter zu verheimlichen..." "Wie bitte?", frage ich geschockt. "Dieses Arschloch schiebt mich praktisch bei dir ab, damit er in ruhe seine Freundin f*cken kann?!" Ich bin stinksauer. Ich wusste doch, dass er es nicht ernst meinte.  Ich versuche mich den Rest des Tages abzulenken und nicht daran zu denken, was Ben und Mary wohl gerade machen. Eigentlich kann ich ja nicht mal sauer sein...ich weiß doch ganz genau, dass er eine Freundin hat und er hat auch nie erwähnt, dass sich daran etwas ändern wird. 




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ich weiß es ist kurz, aber ich hoffe ihr freut euch trotzdem! :) ich versuche öfter zu posten, dafür werden die kapitel aber etwas kürzer! danke fürs lesen! <33

life is the living hell !Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt