Kapitel 4

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Der Abend hat aber bei weitem nicht so schön geendet, wie er hätte enden können...

Etwa um Mitternacht hören wir die Haustür aufgehen, aber keiner von uns reagiert darauf. Wir sitzen weiter bei mir im Zimmer auf dem Boden, hören Musik, reden und genießen Chips und Bier.
Dann geht aber die Tür auf und Anne schaut uns mit großen Augen an.
Ich weiß erst nicht was sie meint, aber dann schaue ich mich selbst um und sehe, wie Ash den Atem anhält.
Chris steht an meinem Fenster, eine Zigarette zwischen den Lippen. Calum liegt schon ein bisschen betrunken und kichernd zwischen uns auf dem Boden und neben mir sitzen Alexa und Andrew, die inzwischen beinahe aufeinandersitzen und wild flirten und sie können auch die Finger nicht voneinander lassen. Andrew streichelt ihr ganze Zeit über den Oberschenkel oder von ihrer Wange bis runter zur Schulter und ihre Hand liegt fast die ganze Zeit auf seiner Brust.
Aber das ganze toppen Emma und Kyle noch. Die sitzen immer noch auf meinem Bett. Aber Kyle sitzt jetzt an der Bettkante – sie haben es für eine Zeit wirklich geschafft sich nebeneinander zu setzen und mit uns zu reden – und seine Freundin sitzt rittlings auf seinem Schoß und sie knutschen heftig herum.
Ashton schlägt Kyle heftig gegens Bein und auch Chris schnippt schnell seine Zigarette aus dem Fenster. Dann grinst er Anne breit und unschuldig an und würde ihm nicht der Rauch noch aus der Nase quellen, könnte man tatsächlich glauben, er würde nur ganz unschuldig etwas Luft schnappen wollen.

„Was soll das?", fragt Anne mit schriller Stimme und ich schaue Ashton hilfesuchend an. Ash versucht schnell aufzustehen, stolpert aber ein paar Mal über seine eigenen Füße und als er es endlich schafft zu seiner Mutter zu kommen, steht auch schon mein Dad hinter ihr.
„Ist was?", fragt er und schaut sich in meinem Zimmer um.
Anne schaut kurz zu ihm, dann auf ihren Sohn, der sie aus meinem Zimmer schiebt und mir einen dringenden Blick zuwirft. Ich verstehe und nicke den anderen zu. Chris geht sofort an meinen Stuhl und beginnt jedem seine Jacke zuzuwerfen.
„Ich hoffe, ihr bekommt jetzt keinen Ärger", wirft er ein und steckt die Zigaretten und das Feuerzeug ein. Ich zucke mit den Schultern: „Keine Ahnung... Für meinen Dad sollte fast alles in Ordnung sein."
Chris seufzt und zieht Andrew auf die Beine.
„Soll ich dich auch nach Hause bringen?", fragt Andrew Alexa und sie nickt dankbar.
„Seid ihr alle mit Andrew da?", frage ich und beuge mich zu Calum runter. Der schaut uns nur verwirrt zu, wie sich alle anziehen.
„Ja, aber Alexa kriegen wir auch noch unter", meint Chris und beugt sich ebenfalls zu Cal.
„Komm schon, Alter", meint er und reibt Calum über den Bauch. Dabei schiebt er ihm das Shirt hoch und bringt Calum wieder zum Kichern. Ich muss ein Lachen unterdrücken, aber ein Schmunzeln schafft es doch auf meine Lippen und ich schaue ihm dabei zu, wie er Chris' Hände wegschlägt und sich sein Shirt wieder über die braune Haut zieht.
Es kostet uns einen Moment, aber dann haben wir Calum davon überzeugt, dass er aufstehen muss und Chris hilft ihm gerade stehen zu bleiben. Er stellt ihn ans Fenster und die frische Luft bewirkt beinahe sofort Wunder. Calum blinzelt müde und lässt sich in seine Jacke helfen. Dann umarmt er mich halbherzig und trottet hinter Andrew aus meinem Zimmer.
Ich folge ihnen allen runter und kann Ashton und seine Mutter im Wohnzimmer diskutieren hören. Mein Dad kommt aus der Küche raus und schenkt uns ein halbherziges Winken.
„Bye Mr Jones", rufen meine Freunde und verschwinden dann aus der Tür.
„Mitkommen", verlangt mein Dad und schleift mich ins Wohnzimmer hinein.

Er setzt mich neben Ash aufs Sofa und stellt sich neben Anne und so thronen sie jetzt über uns. Anne schenkt ihrem Sohn noch düstere Blicke und er schaut nicht weniger sauer, aber er zeigt es ihr nicht, sondern hat seinen Blick auf den Boden geheftet und schaut zur Seite.
„Was war das da oben? Du kannst mir nicht sagen, dass du so etwas duldest!", empört sich Anne und schaut meinen Dad an.
„Ich werde so etwas in meinem Haushalt auf jeden Fall nicht dulden!"
Mein Dad atmet tief durch und jetzt wo ich ihn und andere Eltern im Vergleich sehen kann, bin ich so froh, dass mein Vater eine ziemlich ruhige und lockere Persönlichkeit ist.
„Also erstmal: Den Alkohol haben wir den Kindern erlaubt und du hast deinem Sohn extra Geld gegeben, damit er Bier kaufen kann. Calum hat nicht gekotzt und sah auch noch nicht so aus, als ob das in naher Zukunft passieren würde, also...", erklärt er mit ruhiger Stimme: „Was die anderen Sachen angeht..."
Anne nickt streng und schaut Ash und mich an: „Es kann nicht euer ernst sein, dass ihr dabei zuschaut, wie eure Freunde sich gegenseitig das Gesicht wegessen und ihre Zungen verschlucken! Sowas geht doch nicht!"
„Da hat sie Recht... Ist euch das denn nicht unangenehm?", fragt Dad mit einem leichten Schmunzeln und ich weiß, dass es ihn eigentlich nicht so sehr stört.
„Ich meine, mir ist egal, ob diese Kids schon ihre Unschuld verloren haben oder nicht, aber es muss echt nicht in deinem Zimmer passieren, okay?", lacht Dad leise und fängt sich einen leichten Schlag von Anne ein: „Bleib ernst!"
„Sag ihnen einfach bitte, dass sie zuhause bleiben sollen, wenn sie rumknutschen wollen, ja?", sagt Dad wieder ruhig und ich rolle mit den Augen, stimme ihm aber zu. Nur um des lieben Friedens Willen.
„Aber die letzte Sache, bei der ich Anne definitiv zustimme", jetzt klingt er doch streng und tritt mir sanft gegen den Fuß, damit ich den Blick zu ihm hebe.
„Ich dulde, dass du in deinem zarten Alter ab und an ein Bier trinkst", sagt er und ich schlucke. Ab und an?
„Aber ich werde dir nicht erlauben zu rauchen. Das geht gar nicht!"
„Ich hab doch aber gar nicht geraucht!", verteidige ich mich sofort und mein Vater legt den Kopf schief und verschränkt die Arme vor der Brust.
„Ich hab diesen Jungen doch am Fenster rauchen sehen! Und dein ganzes Zimmer stinkt nach Rauch und ihr beide ebenfalls", wirft Anne ein und beugt sich runter. Sie zieht Ash am Shirt hoch und riecht demonstrativ an ihm.
„Heißt nicht, dass ich oder Ashton geraucht haben! Ja, die Jungs rauchen seit einiger Zeit, aber ich nicht und Ashton hab ich auch nicht rauchen sehen. Wir saßen nur daneben und wir haben ihnen extra gesagt, sie sollen aus dem Fenster raus rauchen, damit es nicht so stinkt und sich nicht im Zimmer festsetzt!", die Lüge rollt mir einfach von der Zunge und Ash nimmt sie nur zu gern auf.
„Ja, wirklich Mum. Wir saßen halt den ganzen Abend in dem Rauch, da stinken wir halt."
Anne mustert ihren Sohn prüfend und verengt die Augen für einen Moment.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt