Am Donnerstagabend ist mir schon so unfassbar langweilig, dass ich zu Ashton in den Keller gehe. Unterwegs sehe ich Lauren draußen mit dem Hund spielen und winke ihr zaghaft zu. Sie winkt auch nur leicht zurück und widmet sich dann wieder dem Hundespielzeug. Ich mache dir Tür zum Keller auf und gehe die Kellertreppe hinunter. Der Raum ist kühl und dunkel, aber das Licht der Schreibtischlampe zeigt mir, dass Ashton noch wach ist.
Eine Stufe ziemlich in der Mitte knarrt unter meinem Gewicht und lenkt Ashtons Aufmerksamkeit auf mich. Er dreht sich in seinem Schreibtischstuhl, der mehr wie ein Sessel aussieht, zu mir um und legt den Kopf schief.
„Mir ist langweilig", sage ich. Er lacht humorlos auf und macht dann eine saloppe, aber einladende Handbewegung. Ich steige die letzten Treppen runter. Er legt einen Zettel in ein Buch rein und steht von seinem Platz auf. Ich sehe, dass es sein Chemiebuch ist und er stellt es wieder in ein Regal hinein. Mein Blick wandert durch den großen freien Raum. Die Wände sind einfache Backsteinwände ohne Tapete oder sonstiges. Er hat nur hier und da ein Poster oder Fotos hängen. Er hat zwei Regale ein kleines Sofa mit einem eigenen Fernseher, sein Doppelbett und tatsächlich steht daneben sein Schlagzeug und andere Trommeln. Obwohl ich jetzt schon zwei Wochen hier wohne und Ashton angeblich seit Jahren in der Schulband spielt, habe ich ihn noch nie spielen sehen oder hören.
„Was soll ich gegen deine Langeweile machen?", fragt Ash und plumpst wieder auf seinen Sessel. Er rollt ein Stück vom Schreibtisch zurück und legt seine Beine auf den Tisch. Ich gehe an sein Sofa rüber und setze mich da drauf.
„Keine Ahnung... Aber du bist irgendwie schuld daran... Hättest du mich vor deiner Mutter gewarnt, hätte ich jetzt kein Hausarrest, sondern würde mit Calum Fußball spielen oder mit Alexa was machen", meine ich und zucke mit den Schultern. Ich rutsche in die Kissen und rutsche beinahe mit dem Hintern vom Sofa, aber ich stelle die Beine fest auf den Boden und halte mich so oben.
„Nur weil dein Dad dir alles durchgehen lässt und du es nicht gewöhnt bist, dass es Regeln gibt", schnaubt Ash rüber.
„Stimmt nicht."
Ash hebt mit einem ungläubigen Blick eine Augenbraue an.
„Mein Dad lässt mir vieles durchgehen, aber wir haben auch unsere Regeln und an die halte ich mich einfach – zumindest soweit er es weiß – und deshalb ist alles gut", erkläre ich und fange an mit dem rechten Bein zu wippen.
„Und was darfst du bitte nicht?"
„Sturzbetrunken sein. Stärkeres als Bier trinken. Drogen und Rauchen...", zähle ich an meinen Fingern ab, wobei die ersten beiden Punkte für mich zusammengehören.
„Nicht länger als 11 Uhr alleine draußen sein, die Noten dürfen im Schnitt nicht unter ein C fallen und meine Leistungen im Fußball müssen stimmen", sage ich und bin an der siebten und letzten Regel angekommen: „Außerdem noch keinen Sex, bevor ich mit der Schule fertig bin."
„Alles klar", gibt Ash mit einem Nicken zurück und spielt am Rand von seinem Shirt herum.
„Seit wann rauchst du?", frage ich ihn und schaue zu ihm rüber.
Sein Blick gleitet zur Treppe und er scheint abzuchecken, ob die Tür zu ist, bevor er mir antwortet: „Ein halbes Jahr vielleicht... Du?"
„Paar Wochen?", gebe ich schulternzuckend zurück.
„Regelmäßig?"
Hier schüttle ich den Kopf: „Nur mal, wenn wir uns abends treffen... Chris und Calum rauchen seit vielleicht zwei Monaten regelmäßig und da krieg ich die ein oder andere Zigarette ab."
Er nickt nachdenklich und reißt einen losen Faden an seinem Shirt ab.
„Meine liegen unter der Matratze, falls du sie suchst", sagt er mir und ich schaue ihn an: „Solltest du nicht eher versuchen es mir auszureden?"
„Wie sollte ich dir etwas glaubwürdig ausreden, was ich selber mache? Ich glaube nicht, dass du dumm bist. Du weißt selbst, dass es nicht gut ist."
Da hat er natürlich einen Punkt und ich bin still. Ich schaue mich um und sehe, dass Ashton auch ein paar Pokale neben seinem Fernseher stehen hat. Es sind welche vom Kinderfußball und Basketball.
Wir schweigen uns ein bisschen an, dann höre ich wie Ashtons Stuhl über den Boden rollt und ich schaue wieder zu ihm. Er hat die Beine von seinem Schreibtisch genommen und ist ein bisschen zu mir gerollt. Er stützt seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab und beißt sich auf die Lippe, bevor er sich mit einer Hand durch die dunkelblonden Locken fährt.
„Wie lange kennst du Alexa eigentlich?"
„Haben uns in der achten in der Schule kennengelernt und angefreundet", lächle ich rüber.
Er nickt langsam und nagt weiter an seiner Unterlippe. Ich will gerade nachfragen, was ihm solche Sorgen bereitet, dass er freiwillig eher sich selbst aufisst, als zu reden, aber er kommt mir zuvor und platzt mit einer Frage heraus.
„Seid ihr zusammen?"
Ich runzle die Stirn und schaue belustigt zu ihm rüber: „Wer?"
„Alexa und du", gibt Ash leise zurück. Ich muss ein Lachen unterdrücken und schüttle den Kopf.
„Nein, Ashton...", grinse ich und drehe mich zu ihm: „Alexa ist meine beste Freundin und wir sind nicht zusammen."
Ein roter Schimmer bedeckt seine Wangen und bringt mich zum Lachen.
„Und nur um es klar zu stellen: Nur, weil mir mein äußeres ziemlich egal ist und ich lieber Fußball spiele, als über Zac Efron oder Harry Styles zu quatschen, bin ich nicht lesbisch", grinse ich und er wird noch röter. Er legt sein Gesicht in seine Hände und schaut mich zwischen den Fingern hindurch an.
„Sorry", nuschelt er rüber und ich winke ab.
„Wurdest du das schon oft gefragt?", fragt er mich dann und scheint interessiert zu sein.
Ich schürze die Lippen und überlege eine Sekunde.
„Alexa hat mich mal gefragt, auf was ich stehe, aber sonst nicht", gebe ich zu.
„Nur um es klarzustellen: Ich hätte absolut kein Problem damit, wenn du lesbisch wärst...", wirft Ash ein und ich muss schmunzeln: „Ist okay, aber bin ich wirklich nicht."
„Hast du eine Freundin?", frage ich, um ihn auf ein anderes Thema zu lenken, als meine Sexualität.
„Nope, zur Zeit nicht", schüttelt er den Kopf und lehnt sich in seinem Stuhl wieder zurück.
„Du?"
Ich schüttle den Kopf und überschlage die Beine. Dabei ziehe ich meinen rechten Knöchel auf meinen Oberschenkel und ziehe ihn an mich heran. Ich schaue mir wieder Ashtons Pokale an und verwickle ihn in ein Gespräch über Sport, bis Dad runterkommt und uns sagt, dass wir schlafen gehen sollten. Ich gehe also mit ihm hoch ins obere Stockwerk und unterwegs sagt Dad mir, wie schön er es findet, dass ich mich gut mit Ashton verstehe. Ich lächle ihn an und gehe dann in mein Zimmer.
Am nächsten Tag zieht sich der Schultag wie immer und ich bekomme einen beschissenen Test in Mathe zurück. Oben prangt in dickem, fetten rot ein F und ich drehe den Zettel um, bevor jemand darauf schauen kann. Alexa wirft mir einen skeptischen Blick zu, aber ich lächle es weg und sie spricht mich zum Glück nicht mehr darauf an.
Als ich in der Mittagspause an unseren Tisch komme, besetzt wieder jemand meinen Platz neben Calum. Es ist Michael. Seit Dienstag sitzt er jetzt bei uns am Tisch und seit Dienstag sitze ich deswegen neben Chris und nicht mehr neben Calum. Ich falle also wieder neben unseren Torwart und hole mein Pausenbrot raus. Ich wickle die braune Tüte auf und ziehe mein Sandwich heraus.
„Morgen spielen wir gegen Sherwood", beginnt Kyle ein Gespräch.
„Hier oder in Sherwood?", fragt Alexa.
„Hier", sagt Andrew lächelnd: „Kommst du?"
„Klar kommen wir", sage ich und verdrehe die Augen. Alexa nickt kichernd und bringt mich erneut dazu die Augen zu verdrehen. Calum lacht hinter seinem Brot auf und ich grinse ihn an.
„Uhh... Leute?", fragt plötzlich Michael und schaut von seinem Handy auf. Wir horchen auf: „Was dagegen, wenn sich meine Freundin auch zu uns setzt?"
Wir schütteln die Köpfe, auch wenn ich mich frage, wo genau sie sich noch hinsetzen will. Aber ich zucke mit den Schultern: Nicht mein Problem.
„Mit wem stehst du morgen im Sturm?", frage ich Kyle. Sein Spielpartner wechselt eigentlich öfter mal. Im Training spielen wir meistens zusammen und trainieren auch zusammen, weil wir auf einem Niveau sind, aber im Spiel muss er versuchen mit jemand anderem zu harmonieren. Eigentlich ist es ziemlich dumm vom Coach, dass er Kyle nicht mit seinem richtigen Spielpartner trainieren lässt, aber wir beschweren uns mal nicht. Kyle ist flexibel und gewöhnt sich sehr schnell an seinen Mitspieler.
„Mit niemandem. Der Coach hat mich allein aufgestellt und Tom steht auch im Mittelfeld", erklärt er mir und ich ziehe überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Das ist mal eine neue Taktik. Normalerweise setzt er auf zwei Stürmer, aber okay. Ich traue Kyle zu, dass er es auch alleine an der Spitze schafft.
„Hey!", ruft eine fröhliche Stimme und ich blicke von Kyle auf.
Ein schlankes Mädchen mit ewiglangen, blonden Haaren und einem freundlichen Lächeln kommt an unseren Tisch. Sie stellt ihre Tasche neben Michael ab und legt dann die Bücher, die sie sich an die Brust gedrückt hat, auf dem Tisch vor ihm ab.
„Hey, Baby", erwidert Michael mit einem breiten Grinsen.
„Mach mal Platz", sagt er dann zu Calum. Cal, Kyle und Michael rutschen auf ihrer Sitzbank dicht zusammen und es entsteht genug Platz für Michaels Freundin. Sie setzt sich neben ihn und schaut uns dann alle an. Ihr Blick bleibt auf Alexa kleben und ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.
„Ich bin Isabell, Michaels Freundin", stellt sie sich vor und legt besitzergreifend eine Hand auf Michaels Oberschenkel. Ihr Blick ruht dabei auf Alexa. Alexa ist solches und schlimmeres Verhalten von Freundinnen von den Jungs gewöhnt und reagiert deswegen ganz gelassen.
„Alexa", stellt sie sich vor und dann geht es reihum.
Calum und sie umarmen sich über Michael hinweg und Calum spricht sie gleich auf etwas an. Sie fangen an zu reden und ich widme mich wieder meinem Sandwich und überlege, wie ich meinem Dad den schlechten Mathetest gestehe, ohne Ärger zu bekommen.
Mittendrin unterbricht mich plötzlich Isabell und schaut mich freundlich an.
„Du hast doch mit mir Mathe, oder? Was hast du in dem Test? Ich fand den Test soooo unfair! Ich hab nichts gecheckt! Ich könnte schwören, der alte Smith hat die Hälfte davon nicht einmal erklärt", seufzt sie genervt und ich schaue verwundert von meinem Sandwich zu ihr rüber.
„Uhhh...", mache ich und schaue zu Alexa rüber.
„Ja einen Teil davon hat er echt nicht erklärt, deswegen ist der Test auch so scheiße ausgefallen", antwortet sie für mich.
„Ich hab wieder ein F bekommen...", sagt sie und schaut mich dann erwartungsvoll an.
„Ich hab noch gerade so ein C geschafft", wirft Alexa ein und schaut mich dann auch an.
„Uhm... Auch ein F", gebe ich zu und die Jungs stöhnen alle zusammen genervt auf, nur Michael und Isabell schauen sich verwirrt um.
„Warum ist bei ihm ein F so schlimm?", fragt Isabell und schaut uns alle an und wir starren zurück. Es wird furchtbar still und dass verwirrt die arme Isabell nur noch mehr. Sie schaut zu Michael und versucht etwas aus seinem Blick zu lesen, aber auch er macht nur den Mund auf und schließt ihn dann wieder und schaut mich an.
„Uh... Ich... Bin ein Mädchen."
Ihre Augen werden groß und sie fährt sich durch ihre langen blonden Haare: „Oh! Sorry..."
Die Stille geht weiter, weil jetzt keiner so recht weiß, was er sagen soll. Jeder sieht mich hier mehr als Jungen, aber noch nie ist jemandem das männliche Pronomen im Zusammenhang mit mir herausgerutscht.
„Auf jeden Fall ist das scheiße, weil Taylor sonst nicht mehr mit mir im Training spielen kann und ohne sie ist es scheiße. Sie steht so schon auf einem D und wenn ihre Noten noch weiter fallen, dann wird sie vom Training gesperrt...", erklärt Kyle und lockert so wieder die angespannte Stimmung.
„Oh", meint Isabell und sie scheint sich schnell zu erholen: „Ihr spiel alle Fußball?"
„Ja, alle in der Mannschaft!", grinst Chris stolz.
„Außer mir!", meldet sich Alexa lachend.
„Ich hasse Fußball", stellt Isabell klar und bringt uns zum Lachen.
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Tomboy - Calum Hood FF
FanficTomboy - ein Mädchen, das sich jungenhaft verhält. Ja, das beschreibt Taylor Jones ziemlich gut. Seit sie ganz klein ist, trägt sie lieber dreckige Jeans und Shorts, als Kleider und Röcke. Schon als Kind hat sie lieber mit Autos als mit Puppen g...