Kapitel 6

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„Dad?", brülle ich durchs Haus und laufe die Stufen runter ins untere Stockwerk.
„Steven ist mit Harry im Garten", ruft Lauren mir aus dem Wohnzimmer zu. Ich gehe durchs Wohnzimmer an die Terrassentür und bedanke mich kurz bei ihr. Draußen steht meine Dad mit Harry herum und es scheint so, als ob sie versuchen würden Indie ein paar Tricks beizubringen.
„Dad?", rufe ich erneut und er dreht sich zu mir um.
„Was denn?"
„Kannst du mich an die Schule rüberfahren? Die Jungs spielen", sage ich und gehe über den Rasen auf sie zu. Harry versucht Indie dazu zu bringen, ihm die Pfote zu geben, aber der Hund schaut ihn nur blinzelnd an.
„Frag doch Ashton, ob er das nicht machen möchte... Er bleibt ja vielleicht auch beim Spiel und dann muss ich nicht hin und zurückfahren", schlägt Dad vor. Ich überlege kurz, zucke dann aber mit den Schultern und gehe zurück ins Haus.
„Weißt du, wo dein Bruder ist?", frage ich Lauren und sehe, dass sie Big Time Rush auf Nick schaut.
„Unten", antwortet sie mir ohne die Augen vom Fernseher zu nehmen. Ich nicke - auch wenn sie es nicht sieht - und mache mich auf den Weg in den Keller. Die knarrende Stufe kündigt mich mal wieder an und so schaut er mich schon an, als ich runterkomme.
„Hast du gerade Zeit?", frage ich und sehe, wie seine Mum ihm ein paar frisch gebügelte Klamotten in den Kleiderschrank räumt. Ashton zuckt mit den Schultern und setzt sich in seinem Bett ein bisschen auf. Er stellt den Laptop neben sich und schaut mich an: „Kommt drauf an."
„Ich will zum Spiel von den Jungs und brauche jemanden, der mich hinfährt. Dad meinte ich soll dich fragen", erkläre ich ihm. Er schielt nochmal zu seinem Laptop, klappt ihn dann aber zu und nickt.
„Wann müssen wir los?"
„Jetzt?"
Er seufzt, fährt sich aber durch die Haare und geht auch an seinen Kleiderschrank. Anne lässt ihn dran und dreht sich mit einem Lächeln zu mir um. Sie schaut mich einmal von unten nach oben an und ich spüre, dass sie etwas gegen meine Jogginghose und mein eigenes Mannschaftstrikot sagen will, aber dann schließt sie doch wieder den Mund und sagt ihrem Sohn nur, dass er vorsichtig fahren soll. Ash nickt und zieht sich sein altes Shirt aus und ein frisches über den Kopf. Zu dritt gehen wir dann wieder hoch und er steckt an der Haustür seinen Schlüssel ein und greift sich den Autoschlüssel. Ich ziehe auch meinen Hausschlüssel von der Kommode neben der Tür und dann gehen wir raus. Anne wünscht uns viel Spaß und wir springen ins Auto.

Das Spiel ist wahrlich kein Gutes.
Die andere Mannschaft ist erstaunlich gut, auch wenn sie unschönen Fußball spielt. Sie hacken nur auf den Ball ein und stehen viel in der Defensive herum. Das hat zur Folge, dass meine Jungs keine Chance haben durchzukommen. Ein Versuch nach dem anderen scheitert und man spürt ihre Frustration bis auf die Tribüne. Ich bin komplett verspannt und beleidige mit Alexa nicht nur einmal die anderen Spieler. Ashton lacht uns zum größten Teil aus, aber er fiebert irgendwann auch mit und die allgemeine Stimmung färbt auf ihn ab.
Ich sehe, wie die Jungs sich abmühen und wirklich kämpfen um auch nur eine einzige Torchance zu bekommen und das macht sie natürlich anfällig für Konter. Und es kommt wie es kommen muss. In den letzten zehn Minuten gehen Tom, Andrew und George mit Kyle ganz nach vorne und auch unsere Abwehr rückt bis über die Mittellinie auf und das ist ein großer Fehler. Sie bleiben wieder an einem gegnerischen Abwehrspieler hängen, der donnert den Ball in unsere Hälfte und ihr Stürmer fliegt regelrecht hinter dem Ball her. Chris ist total überrascht von dem plötzlichen Wechsel der Spielrichtung und dann hämmert der andere Spieler den Ball mit einer solchen Kraft auf ihn zu, dass Chris es nur schafft, dem Ball nachzuschauen, wie er links von ihm ins Netz fliegt.
Ich falle auf meinen Sitz und lege den Kopf in die Hände. Alexa brüllt etwas und Ashton klopft mir aufmunternd auf die Schulter. Die Unruhe nach dem Tor legt sich auf der Tribüne schnell wieder, aber die Mannschaft kann das irgendwie nicht verarbeiten. Sie werden ruppiger und scheuen sich nicht weiter vor unfairen Zweikämpfen und ich bete, dass Kyle die Nerven behält. Er ist ein furchtbar schlechter Verlierer und gerade wenn er selbst nicht durchkommt und keine seiner Chancen verwerten kann, wird er wütend.
Und wieder passiert genau das, wovor ich Angst hab: Kurz vor Spielende bekommt Kyle den Ball und stürmt damit zum gegnerischen Tor. Das kann nichts werden. Das sieht jeder, schließlich steht direkt vor ihm ein Spieler und zwei laufen direkt neben ihm her, aber Kyle wäre nicht Kyle, wenn er jetzt nicht die Nerven verlieren würde und anstatt den Ball abzugeben, sich gegen den Spieler rechts von ihm wirft, ihn umschmeißt und sich so Platz macht, um am Gegner vorbeizuziehen.
Natürlich ertönt sofort der gellende Pfiff des Schiris.
Man kann bis auf die Tribüne hören, wie Kyle sich aufregt, aber das bringt nichts. Der Schiri zieht die gelbe Karte und Andrew rennt sofort zu ihm und versucht ihn zu beruhigen. Gute Idee... Es wäre auch nicht das erste Mal, dass er sich in so einer Situation noch eine rote Karte einfängt. Andrew schafft es scheinbar ihn davon zu überzeugen, dass er still sein soll und so geht das Spiel weiter und sie verlieren 0:1.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt